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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Schaumpolster, fast wie in Gebärmüttern, mit Schläuchen und Sonden und Kabeln in jeder einzelnen Körperöffnung. Fünfzehn überstanden den Wiederbelebungsprozeß: drei Kaltblutfohlen, drei Kälber, ein Bison, drei Ziegen, vier Lämmer und ein Schäferhundwelpe. Ein an und für sich guter Prozentsatz; trotzdem hätte sich Gerald gewünscht, er hätte genügend Geld für Null-Tau-Kapseln für die Tiere gehabt.
    Alle fünf Familienmitglieder verbrachten den gesamten Tag damit, den völlig erledigten Tieren auf die Beine zu helfen. Sie fütterten sie mit einer speziellen vitaminreichen Milch, um die Regeneration zu beschleunigen. Marie, die in ihrem ganzen Leben noch nie ein Tier gestreichelt hatte, geschweige denn eines gefüttert, wurde gebissen, angepinkelt und getreten, und sie schüttete sich die gelbliche Milch über ihre Latzhose. Als die Nacht anbrach, rollte sie sich in ihrem Bett zusammen und weinte sich in den Schlaf. Es war ihr achtzehnter Geburtstag gewesen, und niemand hatte daran gedacht.
     
    Rai Molvi ging über die Lichtung auf den Landesteg zu, wo das Händlerboot wartete, und grüßte unterwegs mehrere Erwachsene. Er spürte einen Anflug von Stolz für das, was sich seinen Augen bot: die stabilen Häuser, die sauberen Holzstapel, Fisch, der über offenen Feuern getrocknet und geräuchert wurde, Danderilfelle, die zum Trocknen in der Sonne auf Rahmen aufgespannt waren. Eine wohlorganisierte Gemeinschaft, die ein gemeinsames Ziel verfolgte. Die LEG konnte Aberdale ohne jede Falschheit in ihrer Werbekampagne einsetzen. Aberdale war vorbildlich.
    Eine zweite Rodungsaktion war seit mittlerweile einem Monat in Gang. Ausgehend vom Rand der Lichtung waren tiefe rechteckige Schneisen in den umgebenden Dschungel geschlagen worden. Aus der Luft sah die Siedlung jetzt aus wie ein halbes Zahnrad mit extrem langen Zähnen. Die Kolonisten hatten angefangen, ihre neuen Felder zu kultivieren. Sie hatten die Baumstümpfe ausgegraben und den Boden mit solarstrombetriebenen Rotorpflügen umgegraben und ihre Gemüsebeete und Obsthaine angelegt. Schon waren die ersten Reihen kleiner grüner Schößlinge sichtbar, die sich durch den fetten schwarzen Boden drückten, und die frischgebackenen Farmer mußten bald Vogelpatrouillen organisieren, um die hungrigen Schwärme zu vertreiben, die in den umgebenden Bäumen nur auf eine günstige Gelegenheit warteten.
    Nicht alle irdischen Samen waren gleich gut aufgegangen, eine unangenehme Überraschung, weil sie gentechnisch speziell auf Lalondes Umweltbedingungen angepaßt worden waren. Trotzdem war Rai Molvi zuversichtlich, daß Aberdale schließlich triumphieren würde. Die Felder von heute waren die Wohngebiete von morgen. In sechs Monaten hatten sie mehr erreicht als Schuster in achtzehn. Es geht eben nichts über eine vernünftige Organisation, dachte er. Ein Glück, daß er soviel Voraussicht besessen hatte, noch im Übergangslager die Bildung eines Komitees vorzuschlagen. Das hatte ihnen schon damals vernünftige Zusammenarbeit ermöglicht.
    Er passierte die Gemeindehalle und blieb stehen, um eine Gruppe Kinder vorbeizulassen. Sie trugen Stangen voller fetter Polot-Vögel, die sie in ihren Fallen gefangen hatten. Die Kinder waren von Dornen zerkratzt, und ihre Beine waren bis zu den Knien voller Schlamm, aber sie waren fröhlich und lachten. Ja. Rai Molvi war in der Tat mit sich und der Welt zufrieden.
    Er erreichte den Landesteg und ging bis nach vorne zum Rand weiter. Zwei der Zettdees waren im Wasser und holten Fischkörbe voller Mäusekrabben herauf. Die Fischkörbe waren Langustenfallen nachgeahmt, eine von Quinns zahlreichen Ideen.
    Rai winkte den beiden, und sie grinsten zurück. Die Zettdees waren ganz ohne Zweifel Rais größter Erfolg. Einen Monat nach ihrer Ankunft hatte Quinn Dexter ihn um ein Gespräch gebeten. »Powel Manani ignoriert alles, was wir sagen, aber wir wissen, daß Sie uns unvoreingenommen anhören, Mister Molvi.«
    Und genauso war es auch. Es war Rais Aufgabe zu vermitteln, und ob es den anderen nun gefiel oder nicht, die Zettdees waren ein Teil von Aberdale. Rai mußte streng unparteiisch sein.
    »Wir möchte uns organisieren«, hatte Quinn gesagt. »Im Augenblick arbeiten wir alle nur für Sie und die anderen Siedler, und Sie müssen uns ernähren und uns in der Gemeindehalle schlafen lassen. Das ist für beide Seiten nicht besonders vorteilhaft, weil wir uns die Seele aus dem Leib schwitzen und nichts für uns dabei herumkommt. Also

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