Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
denen, die ihn verärgern. Vorix ist nichts weiter als ein Vorgeschmack, verstehst du? Was ich mit deinem Hund angestellt habe, das wird Quinn mit dir anstellen.«
Es regnete beständig, als Jay Sango, das große beigefarbene Pferd des Aufsehers, aus dem Anbau auf der Rückseite von Powel Mananis Blockhaus führte, der als Scheune diente. Mister Manani hatte sein ihr noch an Bord der Swithland gegebenes Wort gehalten. Er hatte sie das Pferd striegeln lassen, sie hatte beim Füttern helfen dürfen und ihn an der Leine longiert. Und vor zwei Monaten, als die erste Hektik vergangen war, die Aberdale während der Aufbauphase der Blockhäuser und während des Rodens der Felder beherrscht hatte, hatte Mister Manani ihr das Reiten beigebracht.
Aberdale war nicht ganz das verträumte ländliche Leben, das Jay erwartet hatte, doch es war auf seine Weise trotzdem ganz in Ordnung. Und daran hatte Sango keinen kleinen Anteil. Jay wußte nur eines mit Bestimmtheit: Sie wollte auf gar keinen Fall in irgendeine Arkologie zurück.
Oder jedenfalls hatte sie das bis zum heutigen Tag gedacht.
Irgend etwas war am heutigen Morgen dort draußen im Dschungel passiert, über das keiner der Erwachsenen reden wollte. Jay wußte wie alle anderen Kinder auch, daß Carter McBride tot war, soviel hatten die Erwachsenen erzählt. Aber unten am Landesteg hatte es diesen schrecklichen Kampf gegeben, und viele Frauen hatten geweint, und sogar ein paar Männer, obwohl sie sich bemüht hatten, es zu verbergen. Und vor zwanzig Minuten hatte Mister Manani einen schrecklichen Tanz aufgeführt. Er hatte geheult und geschrien und war wie von Sinnen umhergetorkelt. Danach hatten sich die Dinge zunächst wieder beruhigt. Aber die Erwachsenen hatten eine Versammlung in der Halle abgehalten, und hinterher waren sie in ihre Blockhäuser zurückgekehrt. Jetzt versammelten sie sich schon wieder in der Mitte des Dorfes, und sie waren ausnahmslos angezogen, als wollten sie auf die Jagd. Jeder, wirklich jeder trug eine Waffe.
Jay klopfte an die vordere Runge von Mister Mananis Blockhaus. Als er herauskam, steckte er in einer navyblauen langen Hose, einem grün und blau karierten Baumwollhemd und hatte einen braunen Gurt umgeschnallt, in dem Dutzende zylindrischer Energiemagazine für Lasergewehre steckten. Er trug zwei schiefergraue Rohre von vielleicht fünfzig Zentimetern Länge mit einem Griff am Ende. Jay hatte diese Dinger noch nie zuvor gesehen, aber sie wußte, daß es sich um Waffen handelte.
Ihre Blicke trafen sich für einen Augenblick, dann starrte Jay zu Boden.
»Jay?«
Sie sah ihn wieder an.
»Hör zu, Süße. Die Zettdees waren sehr, sehr böse. Sie sind allesamt nicht ganz richtig in den Köpfen.«
»Sie meinen, wie die Müllkids in den Arkologien?«
Ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht, als er die helle Neugier in ihrer Stimme bemerkte. »So ähnlich, ja. Sie haben Carter getötet.«
»Das haben wir uns gedacht«, gestand Jay.
»Deswegen jagen wir hinter ihnen her. Wir müssen sie unter allen Umständen daran hindern, so etwas noch einmal zu tun.«
»Das verstehe ich.«
Er schob die beiden Laserkarabiner in die Sattelholster. »Es ist zu unser aller Bestem, Kleine. Wirklich. Hör zu, Aberdale wird in den nächsten Wochen alles andere als ein Paradies. Aber danach wird alles wieder besser. Ich verspreche es. Bevor du dich versiehst, ist unser Dorf das schönste am ganzen Quallheim River. Es wäre nicht das erste Mal.«
Jay nickte. »Seien Sie vorsichtig, Mister Manani. Bitte!«
Er küßte sie auf das Haar. Es war mit winzigen Wassertröpfchen benetzt.
»Mach’ ich«, sagte er. »Und danke, daß du Sango für mich gesattelt hast. Und jetzt geh und such deine Mama. Sie ist ganz außer sich wegen dem, was sich heute morgen zugetragen hat.«
»Ich habe Pater Elwes schon seit Stunden nicht mehr gesehen. Wann kommt er endlich zurück?«
Er versteifte sich und wich dem fragenden Blick des Mädchens aus. »Er kommt nur zurück, um seine Sachen zu packen. Pater Elwes wird nicht bei uns in Aberdale bleiben. Seine Arbeit hier ist zu Ende.«
Manani ritt auf seinem Pferd zu den wartenden Jägern. Sangos Hufe platschten durch den Schlamm. Die meisten trugen wasserdichte Ponchos, die vom Regen glänzten. Inzwischen sahen sie mehr sorgenvoll als wütend aus. Die erste Wut über Carter McBrides Tod hatte sich gelegt, und jetzt kam der Schock darüber zum Tragen, daß sie die drei Zettdees getötet hatten. Sie hatten mehr Angst um
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