Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
auf.
Joshua nahm ein Bündel Lalonde-Francs aus seiner Jackentasche und zog ein paar Scheine heraus. »Noch einmal das gleiche bitte, und einen großen Drink für Sie. Ich denke, den haben Sie sich gerade verdient.«
Marie nahm die Banknoten und stopfte sie in eine Tasche ihres Rocks. Sie drehte sich um und wackelte unglaublich aufreizend mit dem Hintern, während sie zur Bar davonwanderte.
Ashly blickte ihr trübselig hinterher, dann leerte er seinen Fruchtsaft in einem Zug. »Möge Gott diesem Botschaftersohn beistehen«, murmelte er.
Den Tag nach den Unruhen verbrachten Darcy und Lori mit Vorbereitungen für ihren Trip flußaufwärts. Sie mußten Kelven Solanki über die Situation in Kenntnis setzen, die beiden Adler Abraham und Catlin aus den Null-Tau-Kapseln holen und die Ausrüstung überprüfen. Und vor allen Dingen mußten sie sich um ein Transportmittel kümmern. Das Büro des Hafenmeisters war im Verlauf der Unruhen zertrümmert worden, deswegen gab es keine Liste von Booten, die zum Chartern frei waren. Am Nachmittag schickten sie deswegen die beiden Adler auf einen Beobachtungsflug über den Hafen, um auf diese Weise nach einem Boot Ausschau zu halten, das für ihre Zwecke geeignet war.
– Was denkst du? fragte Darcy. Abraham zog langsame Kreise über dem Hafenbecken Nummer sieben, und seine erweiterten Retinas boten ein deutliches Bild der Schiffe, die am Kai vertäut lagen.
– Die dort? fragte Lori bestürzt.
– Hast du vielleicht etwas Besseres gefunden?
– Nein.
– Wenigstens wissen wir, daß wir sie mit Geld piesacken können.
Der Hafen trug noch immer unübersehbare Spuren der Unruhen, als sie sich am nächsten Morgen zum Becken Nummer sieben begaben. Hohe Aschehaufen, wo früher Gebäude gestanden hatten, strahlten noch immer Hitze aus. Die Schwelbrände im Inneren waren noch nicht erloschen. Dünne Fäden aus beißendem Rauch stiegen in die Höhe. Lange Rinnsale aus breiiger Asche führten von den Rändern weg, ausgespült vom Regen und zusammengebacken unter dem warmen Licht der Morgensonne. Sie sahen aus wie erkaltete Lavaströme.
Gruppen von Arbeitern stocherten mit langen Mayope-Stäben in den Trümmern herum auf der Suche nach allem, das noch irgendwie zu retten war.
Lori und Darcy kamen an einem niedergebrannten Lagerhaus vorbei, wo die Habseligkeiten der Transit-Kolonisten aufbewahrt gewesen waren. Ein Stapel Kompositcontainer war aus der Asche geborgen worden. Das Komposit war zerschmolzen und erinnerte an surrealistische Skulpturen. Darcy beobachtete, wie eine verzweifelte Familie eine stark deformierte Marsupialhülle mit starken Brandspuren auf dem austernfarbenen Gehäuse aufzubrechen versuchte. Der winzige Vierbeiner darin war im chemisch verursachten Schlaf gegrillt worden und nur noch eine verschrumpelte schwarze Mumie. Darcy konnte nicht einmal mehr erkennen, was für ein Tier es gewesen war.
Lori mußte den Blick von den Kolonisten abwenden, die sich mit leeren Gesichtern und in ihren vor Schweiß und Asche starrenden glänzend neuen Borddrillichen an den Containern zu schaffen machten. Sie waren mit so viel Hoffnung nach Lalonde gekommen, und jetzt standen sie vor dem endgültigen Ruin, noch bevor sie überhaupt eine Chance zu einem neuen Leben erhalten hatten.
– Das ist entsetzlich, sagte sie.
– Und verdammt gefährlich obendrein, sagte Darcy. – Sie sind im Augenblick betäubt und schockiert, aber dieses Gefühl wird bald der Wut weichen. Ohne ihre Farmausrüstung können sie nicht den Fluß hinauf, und Rexrew wird alle Mühe haben, für Ersatz zu sorgen.
– Aber nicht alles ist verbrannt, sagte Lori nachdenklich. Am Nachmittag und auch noch am Abend des Tages, als der Mob durch die Straßen getobt war, hatten sie einen stetigen Strom von Leuten beobachten können, die mit großen Containern und Kisten am Lagerhaus von Ward Molecular vorbeigekommen waren. Plünderer.
Lori und Darcy umrundeten das Hafenbecken, bis sie den Kai erreicht hatten, an dem die Coogan vertäut lag. Der alte Händlerkahn war in einem mitleiderregenden Zustand. Das Dach der Kabine wies große Löcher auf, und im Bug klaffte ein langer Riß: Spuren des Aufstands, die noch nicht beseitigt worden waren. Len Buchannan hatte das Boot nur mit knapper Not vor dem tobenden Mob in Sicherheit bringen können; in seiner Verzweiflung hatte er Planken von den Kabinenwänden gerissen und in den Kessel gestopft.
Gail Buchannan saß auf ihrem gewohnten Platz draußen vor dem Niedergang
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