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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Mayope aus den Frachträumen lud. Dahybi hatte sich rasch freiwillig gemeldet, Ashlys Platz einzunehmen, und da die Energieknoten auf der Fahrt von Lalonde nach Norfolk nicht wie die restliche Elektronik an Fehlfunktionen gelitten hatten, hatte Joshua schließlich zugestimmt. Die übrige Mannschaft war zum Wartungsdienst eingeteilt. Sarha hatte deswegen geschmollt – sie hatte sich auf einen ausgedehnten Landurlaub gefreut und die Gelegenheit, den schönen Planeten zu entdecken.
    Der Lautsprecher des Waggons verkündete, daß der Zug sich Colsterworth Station näherte. Joshua streckte sich und lud ein Programm über formale Etikette in seine neurale Nanonik. Er hatte es in den Datenspeichern der Lady Macbeth entdeckt: Sein Vater mußte früher schon einmal auf Norfolk gewesen sein, obwohl er das Joshua gegenüber niemals erwähnt hatte. Das Programm konnte Joshua durchaus die eine oder andere peinliche Situation ersparen; die ländliche Bevölkerung Norfolks war mit Sicherheit um einiges spießiger als das fast kosmopolitische Boston. Joshua schürzte die Lippen bei dem Gedanken an diese Aussichten und schüttelte Dahybi an der Schulter. »Komm jetzt, beende das Programm. Wir sind da.«
    Dahybis Gesicht verlor den narkotisierten Ausdruck, und er blinzelte aus dem Fenster. »Das ist es?«
    »Das ist es.«
    »Sieht aus wie ein Feld mit ein paar Häusern in der Mitte.«
    »Sag so etwas um Gottes willen niemals laut. Hier.« Er übermittelte ihm per Datavis eine Kopie des Etiketteprogramms. »Starte es und laß es ständig mitlaufen. Wir wollen unseren Wohltäter schließlich nicht verärgern, oder?«
    Dahybi ging einen Teil der sozialen Umgangsformen durch. »Ach du lieber Heiland! Das sieht ja beinahe aus, als wäre die Lady Macbeth auf dem Weg nach Norfolk in ein Zeitloch gefallen!«
    Joshua klingelte nach dem Steward, der ihr Gepäck tragen sollte. Nach Auskunft des Etiketteprogramms erwartete der Mann ein Trinkgeld in Höhe von fünf Prozent des Fahrpreises oder aber einen Schilling – die jeweils größere Summe kam in Betracht.
     
    Colsterworth Station bestand aus zwei gemauerten Bahnsteigen mit breiten, überragenden Holzdächern, die von kunstvollen schmiedeeisernen Pfeilern getragen wurden. Wartesaal und Fahrkartenschalter waren in einem roten Backsteingebäude untergebracht. Große Blumenkästen an den Fenstern der Fassade enthielten üppig und in leuchtenden Farben blühende Pflanzen. Das äußere Erscheinungsbild war für den Bahnhofsvorsteher offensichtlich wichtig: Der Anstrich der Innenräume war sauber und glänzte, die Messingschilder waren poliert und seine Mitarbeiter trugen saubere, gepflegte Uniformen.
    Seine Beharrlichkeit hatte sich heute ausgezahlt. Er stand direkt neben der Erbin von Cricklade höchstpersönlich, Louise Kavanagh, und sie hatte ihn gelobt, wie hübsch sein Bahnhof aussah.
    Der Morgenzug aus Boston lief langsam ein, und der Stationsvorsteher warf einen Blick auf seine Uhr. »Dreißig Sekunden zu spät.«
    Louise Kavanagh nickte dem kleinen, stämmigen Mann freundlich zu. Auf der anderen Seite scharrte William Elphinstone ungeduldig mit den Füßen. Louise betete im stillen, daß er das bevorstehende Treffen nicht verdarb. William war manchmal so impulsiv, und er sah in seinem grauen Geschäftsanzug vollkommen deplaziert aus. Feldarbeiterkleidung paßte viel besser zu ihm.
    Sie hatte ihre Kleidung sorgfältig ausgewählt. Ein blaß lavendelfarbenes Kostüm mit langen Puffärmeln. Nanny hatte ihr geholfen, das zu einem Zopf geflochtene Haar am Hinterkopf zu einem kunstvollen Dutt aufzustecken, der auf ihrem Rücken in einem langen Pferdeschwanz endete. Louise hoffte inbrünstig, daß die Kombination aus Kostüm und Frisur ihr zu einem angemessenen würdevollen Erscheinungsbild verhalf.
    Der Zug kam zum Halten. Die ersten drei Waggons füllten die gesamte Länge des Bahnsteigs aus. Türen flogen lautstark auf, und Fahrgäste kletterten heraus. Louise straffte den Rücken, um einen besseren Blick auf die Menschen zu haben, die aus der Ersten Klasse ausstiegen.
    »Dort sind sie«, sagte William Elphinstone.
    Louise wußte nicht genau, was sie erwartet hatte – obwohl sie ziemlich sicher war, daß Raumschiffskapitäne weise, ernsthafte und erwachsene, verantwortungsbewußte Männer zu sein hatten, vielleicht ein wenig wie ihr Vater (mit Ausnahme des Naturells). Wem sonst konnte man eine so gewaltige Verantwortung aufbürden? Jedenfalls sah ein Captain nicht, nicht einmal in Louises

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