Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
Bemerkungen Fremder verteidigen mußte; ein wenig mehr Höflichkeit sollten die Leute schon zeigen. Das Dumme war nur, es fiel ihr von Tag zu Tag schwerer, einige der Bräuche und Gepflogenheiten auf Norfolk zu verteidigen.
Endron brachte sie zu einer der obersten Wohnebenen, wo ein breiter Servicekorridor aus der Biokaverne tief ins Innere des Asteroiden führte. Die Wände bestanden aus nacktem Fels, und eine Seite war ganz von dicken Kabelsträngen verdeckt. Der Boden war leicht zur Mitte hin gewölbt und sehr glatt. Louise fragte sich, wie alt er sein mußte, wenn die Füße der Menschen den Stein so abgenutzt hatten.
Sie kamen vor einer breiten olivgrünen Metalltür an, und Endron übermittelte dem Prozessor einen Datavis-Kode. Nichts geschah.
Er mußte den Vorgang zweimal wiederholen, bevor sie sich öffnete. Fletcher. Louise wagte nicht, ihm einen Blick zuzuwerfen.
Hinter der Tür befand sich eine Halle, so groß wie eine Kathedrale, mit drei Reihen elektrischer Hochspannungstransformatoren. Massive schwarze Kabel kamen hoch oben aus der Decke und waren in einem komplizierten Geflecht untereinander und mit den grau gerippten Transformatoren verbunden. Ein starker Geruch nach Ozon hing in der Luft.
Eine Metalltreppe an der Rückwand führte zu einem kleinen Büro, das in den Felsen geschnitten war. Es besaß zwei schmale Fenster, die auf den Mittelgang hinaus zeigten, und dahinter war die Silhouette eines Mannes zu erkennen. Sie gingen auf die Treppe zu.
Fletchers Angst vor den laut summenden und knisternden Transformatoren war nicht zu übersehen. Schweiß stand auf seiner Stirn, und sein Gang war steif und präzise kontrolliert.
Im Büro stand ein großer Schreibtisch mit einem Computerterminal, das fast genauso primitiv aussah wie die Modelle, die Louise von Norfolk her kannte. Ein Bildschirm nahm den größten Teil der Rückwand ein, und ein buntes Diagramm voller leuchtender Symbole zeigte den Status der Stromversorgung des Asteroiden an.
Sie wurden von einem Marsianer empfangen, einem Mann mit sehr langem, schneeweißem Haar, das sauber zurückgekämmt war. Er trug einen leuchtend orangefarbenen Seidenanzug mit einem schwarzen Hemd darunter und hielt einen schmalen, glatten Metallkoffer in der linken Hand.
Faurax wußte nicht, was er von seinen drei neuen Kunden halten sollte; hätte nicht Endron sie zu ihm gebracht, würde er sie niemals in sein Büro gelassen haben. Die Zeiten waren einfach nicht so, daß er seinem normalen Nebenerwerb nachgehen konnte. Die gegenwärtige Krise in der Konföderation trug dafür Sorge, daß die Polizei eine recht starrköpfige Haltung einnahm, was Sicherheitsprozeduren betraf.
»Falls mir die Frage gestattet ist«, begann er, nachdem Endron sie miteinander bekannt gemacht hatte, »warum eigentlich haben Sie keine Ausweise?«
»Wir mußten sehr überstürzt von Norfolk abreisen«, antwortete Louise. »Die Besessenen waren schon bis in die Hauptstadt vorgestoßen. Uns blieb keine Zeit, im Paßamt nach Papieren zu fragen. Es gab keinen Grund, uns Pässe zu verweigern, wenn Sie das meinen. Wir sind weder Kriminelle noch vorbestraft.«
Es klang sogar glaubhaft. Und Faurax konnte sich lebhaft vorstellen, wieviel Geld die Besatzung der Far Realm für die Passage eingestrichen hatte. Niemand würde jetzt noch gerne unangenehme Fragen beantworten.
»Sie müssen verstehen«, sagte er, »ich mußte beträchtliche Anstrengungen übernehmen, um an die Authentifizierungskodes der Regierung von Norfolk zu kommen.«
»Wieviel?« fragte Louise nur.
»Fünftausend Fuseodollars. Pro Kopf.«
»Ganz wie Sie meinen.«
Sie klang nicht einmal überrascht, geschweige denn schockiert. Faurax’ Neugier erwachte zum Leben; nur zu gern hätte er Endron ausgefragt, wer die drei waren. Tilia, die bei ihm angerufen hatte, um das Treffen zu vereinbaren, war nicht sehr gesprächig gewesen.
»Gut«, sagte er, stellte seinen Koffer auf den Tisch und entriegelte per Datavis das kodierte Schloß. Das Oberteil glitt zur Seite und gab den Blick auf mehrere Prozessorblocks sowie eine Anzahl Datenfleks frei. Er nahm eine der Fleks, die mit einem goldenen Löwen graviert war: das amtliche Wappen von Norfolk. »So, hier ist es. Ich habe sämtliche Informationen abgespeichert, die Tilia mir übermittelt hat: Namen, wo Sie leben, Alter und so weiter und so weiter. Jetzt brauchen wir nur noch Holobilder und vollständige biolektrische Scans.«
»Was müssen wir tun?« fragte Louise.
»Zuerst,
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