Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Titel: Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
Perzeption weit stärker ausgeprägt war als seine eigene, und daß sie jeden im gesamten Habitat spüren konnte. Falls das zutraf, dann war es bemerkenswert – Dariat spürte nichts, das weiter als höchstens einen Kilometer entfernt war, und zehn Meter dicker massiver Polyp blockierten seine Wahrnehmung vollständig.
    Tatiana war inzwischen damit fertig, die Forellen auszunehmen, die sie gefangen hatte, und wickelte sie in Folie. Dann legte sie beide Fische in die flache Vertiefung unter dem Feuer. »In einer halben Stunde müßten sie gar sein«, sagte sie.
    Er lächelte nichtssagend und erinnerte sich an die Feuer, die er zusammen mit Anastasia gemacht hatte. Kochen an Lagerfeuern war ein fremdes Konzept für ihn. Er war an selbsterhitzende Beutel gewöhnt und jedesmal aufs neue beeindruckt von den Ergebnissen, die Tatiana mit dieser primitiven Methode erzielte.
    »Hat sie je von mir erzählt?« fragte er.
    »Nicht viel. Ich hab’ Anastasia nicht mehr oft gesehen, nachdem sie sich zu einer Priesterin von Thoale ernannt hat. Außerdem habe ich zu jener Zeit die Jungs entdeckt.« Sie lachte rauh.
    Abgesehen von der rein physischen Ähnlichkeit fiel es Dariat schwer, eine Verbindung zwischen Tatiana und Anastasia zu sehen. Es war unvorstellbar, daß seine wunderschöne Geliebte jemals zu einer Frau wie dieser vergnügten, unbekümmerten Person mit ihrer zu lauten Stimme hätte werden können. Anastasia hätte ihre stille Würde behalten, ihren scheuen Humor, ihre großmütige Geisteshaltung.
    Es fiel ihm schwer, Sympathie für Tatiana zu empfinden, und noch schwerer, ihr Verhalten zu tolerieren, ganz besonders unter den gegebenen Umständen. Doch er hielt durch, in dem sicheren Wissen, daß er seine eine wahre Liebe verraten würde, wenn er Tatiana im Stich ließ.
    Verdammter Rubra – er wußte es.
    »Was auch immer sie erzählt hat, ich würde es gerne hören.«
    »Also schön. Ich schätze, das bin ich Ihnen schuldig.« Sie rutschte in eine etwas bequemere Haltung auf dem dünnen Sand, und ihre Armreifen klimperten leise. »Sie sagte, ihr neuer Freund – das waren Sie – sei ganz anders. Sie sagte, sie wären seit dem Tag Ihrer Geburt von Anstid gequält worden, und daß sie den wirklichen Menschen sehen könne, der unter all dem Schmerz und der Einsamkeit begraben wäre. Sie dachte, sie könnte Sie aus Anstids Klauen befreien. Merkwürdig, Anastasia war wirklich davon überzeugt; als wären Sie ein verletzter Vogel, den sie gerettet hat. Ich glaube nicht, daß ihr bewußt war, welchen Fehler sie begangen hat. Bis zum Ende nicht. Deswegen hat sie es auch getan.«
    »Ich war ihr treu. Ich war ihr immer treu.«
    »Ich sehe. Dreißig Jahre Planung.« Sie pfiff laut durch die Zähne.
    »Ich werde Anstid töten. Ich besitze jetzt die Macht dazu.«
    Tatiana fing an zu lachen. Es war ein lautes, hemmungsloses Lachen, das ihren gesamten Körper erbeben ließ. »Ho, ja, ich verstehe jetzt, warum sie Ihnen verfallen konnte. All dieser Ernst und diese Unbeugsamkeit. Cupid muß seine Pfeile in einen starken Trank getaucht haben an dem Tag, an dem Sie beide sich begegnet sind.«
    »Spotten Sie nicht.«
    Ihr Lachen verschwand von einer Sekunde zur anderen. Zum ersten Mal bemerkte er ihre Ähnlichkeit mit Anastasia, die Leidenschaft in ihren Augen. »Ich würde niemals über meine Schwester spotten, Dariat. Sie tut mir leid, weil Tarrug ihr so mitgespielt hat. Sie war zu jung, um Ihnen zu begegnen, zu verdammt jung. Hätte sie ein paar Jahre mehr gehabt, um Erfahrungen zu sammeln und Weisheit, würde sie gewußt haben, daß Ihnen nicht geholfen werden kann. Aber sie war zu jung, und sie war so dumm wie wir alle in diesem Alter. Sie konnte die Herausforderung nicht verweigern, Ihnen Gutes zu tun, Ihnen ein wenig Licht in Ihr Gefängnis zu bringen. Wenn man erst in meinem Alter ist, schlägt man einen weiten Bogen um hoffnungslose Fälle.«
    »Ich bin nicht hoffnungslos, weder für Chi-Ri noch für Thoale. Ich werde Anstid erschlagen. Und das verdanke ich Anastasia. Sie brach den Bann, den dieser Gott über mich hatte.«
    »Ach du lieber Himmel, hört euch das an! Hören Sie auf, die Worte zu lesen, Dariat. Verstehen Sie sie. Nur weil Anastasia Ihnen die Namen unserer Götter genannt hat, bedeutet das noch lange nicht, daß Sie sie kennen. Sie werden Anstid nicht töten. Rubra ist kein Gott, er ist nichts weiter als ein schrulliges altes Bewußtseinsmuster. Sicher, sein Verstand macht ihn bitter und rachsüchtig, und das ist

Weitere Kostenlose Bücher