Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
meine Null-Tau-Kapsel in ein Habitat bringen und daß Ihre Kultur mich für immer dort läßt. Ihr Wort. Bitte. Es ist doch so wenig, was ich verlange.«
– Was soll ich nur tun? wandte sich Syrinx hilfesuchend an ihre Besatzung. Ihre Bewußtseine verschmolzen, und das Affinitätsband war voller Mitgefühl und Streß. Die Antwort, das spürte Syrinx, war unausweichlich.
Sie trat zu Ericks Liege und nahm seine kalte, feuchte Hand in die ihre. »Also schön, Erick«, sagte sie leise. Einmal mehr wünschte sie sich eine einzige Sekunde echter Kommunikation. »Wir legen Sie in Null-Tau. Aber ich möchte, daß Sie mir im Gegenzug etwas zugestehen.«
Erick hatte die Augen wieder geschlossen. Sein Atem ging ganz flach. Caucus übermittelte tiefe Besorgnis wegen der Ergebnisse des diagnostischen Scans. – Beeilung, drängte er Syrinx.
»Was denn?« fragte Erick.
»Ich möchte Ihre Genehmigung, das Null-Tau abzuschalten, wenn wir eines Tages eine angemessene Lösung auf dieses Problem finden.«
»Das werden Sie nicht.«
»Und wenn doch?«
»Das ist absurd.«
»Nein, ist es nicht. Die Kultur der Edeniten ist auf Hoffnung gebaut, Hoffnung für die Zukunft, und auf den Glauben, daß wir das Leben besser gestalten können. Wenn Sie das Vertrauen in unsere Kultur haben, daß wir Sie bis in alle Ewigkeit in Null-Tau halten können, dann müssen Sie auch daran glauben. Mein Gott, Erick, an irgend etwas müssen Sie einfach glauben!«
»Sie sind eine sehr merkwürdige Vertreterin Ihrer Kultur.«
»Im Gegenteil, ich bin absolut typisch. Die anderen wissen es nur noch nicht.«
»Also schön. Einverstanden.«
»Ich werde schon bald wieder mit Ihnen reden Erick. Ich werde nämlich höchstpersönlich diejenige sein, die Sie aus dem Null-Tau weckt.«
»Am Ende der Ewigkeit vielleicht. Aber bis dahin …«
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8. Kapitel
Alkad hatte keinen Schnee mehr gesehen, seit sie Garissa verlassen hatte. Damals hatte sie sich nicht die Mühe gemacht, eine Erinnerung an den Winter in ihrer neuralen Nanonik zu speichern. Warum hätte sie Kapazität verschwenden sollen? Der Winter kam jedes Jahr, sehr zu Peters ausgesprochener Freude und ihrer eher widerwilligen Billigung.
Die älteste Geschichte von allen: Man weiß nie, was man hat, bis es unwiederbringlich verloren ist.
Jetzt beobachtete sie von ihrer Penthouse-Suite im Hotel Mercedes aus, wie es über Harrisburg schneite. Eine lautlose Kaskade, so unausweichlich wie sanft. Der Anblick erweckte in ihr den Wunsch nach draußen zu gehen und sich zu den Kindern zu gesellen, die im gegenüberliegenden Park umhertollten.
Der Schneefall hatte in der Nacht eingesetzt, kurz nachdem sie auf dem Raumhafen gelandet waren, und in den vergangenen sieben Stunden nicht mehr aufgehört.
Unten auf den Straßen wurden die Gemüter in dem Maße hitziger, wie der Verkehr zum Erliegen kam und die Bürgersteige sich in schlüpfrige matschige Rutschbahnen verwandelten. Antike Mechanoiden kämpften zusammen mit Männern mit Schaufeln gegen die hohen Verwehungen, die die großen Ausfallstraßen blockierten.
Der Anblick ließ Alkad nichts Gutes ahnen. Wenn die Lage der nationalen Wirtschaft von Tonala so schlecht war, daß die Verwaltung menschliche Arbeitskräfte zum Schneeräumen in der Hauptstadt einsetzte …
Bisher war es Alkad gelungen, ihre Ziele im Auge zu behalten. Sie war stolz darauf. Nach all den Hindernissen, die man ihr in den Weg geworfen hatte, war sie genügend erfindungsreich gewesen, um die Hoffnung am Leben zu erhalten.
Selbst an Bord der Tekas hatte sie nicht eine Sekunde daran gezweifelt, daß sie bald den Alchimisten bergen würde.
Nyvan jedoch … Nyvan hatte ihren Hoffnungen und ihrem Selbstvertrauen einen schweren Schlag versetzt. Zahlreiche Raumschiffe lagen in den Docks auf den Asteroiden im Orbit, und die einheimischen Ausrüstungsgesellschaften würden ihr bestimmt das Gerät liefern, das sie brauchte – und doch weckten der Niedergang und das auf dieser Welt heimische Mißtrauen Zweifel in ihr.
Einmal mehr drohte ihr die Aufgabe zu entgleiten. Schwierigkeiten türmten sich auf, und jetzt hatte sie nicht einmal mehr eine gesicherte Position, in die sie sich zurückziehen konnte. Sie waren auf sich allein gestellt: Voi, Lodi, Eriba und sie selbst, und Geld war ihre letzte verbliebene Ressource. Prince Lambert wenigstens hatte sein Wort gehalten und die Tekas aus dem Orbit gesteuert, sobald sie von Bord gegangen waren. Er hatte gesagt, er wolle nach Mondul fliegen;
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