Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
sagte Monica per Datavis. »Irgend etwas ist durch dieses Fenster in das Zimmer dahinter eingedrungen.«
»Aber was?« fragte Adrian. »Das Penthouse liegt immerhin im fünfundzwanzigsten Stock.«
Monica beobachtete weiter. Die Türen der Lounge waren aufgebrochen worden. Der Flügel auf dem Boden wies zahlreiche tiefe Brandspuren auf.
Dann wechselte der Fokus, und sie erblickte einen menschlichen Fuß, der über die Armlehne eines schweren Sofas baumelte.
»Kein Wunder, daß Mzu es plötzlich so eilig hatte, das Hotel wieder zu verlassen«, sagte sie laut. »Die Besessenen haben sie aufgespürt.«
»Könnte es sein, daß die beiden Einheimischen in ihrer Begleitung Besessene sind?« fragte Samuel. »Ihr Wagen fährt nicht in Richtung Raumhafen.«
»Möglich«, stimmte Monica widerwillig zu. »Aber das Observationsteam meint, daß Mzu das Kommando hat. Es sieht nicht nach einer Entführung aus.«
»Calvert folgt ihr nun«, meldete Adrian per Datavis.
»Okay. Dann wollen wir mal sehen, wohin alle so eilig wollen.« Sie befahl dem Kontrollprozessor des Wagens, zu den Fahrzeugen des Observationsteams aufzuschließen.
»Jemand anderes folgt uns«, sagte Ngong plötzlich. Seine Stimme war halb überrascht, halb amüsiert. »Damit wären es inzwischen mehr als ein Dutzend Fahrzeuge.«
»Und der gute alte Baranovich hat gesagt, wir sollen allein kommen«, brummte Alkad. »Sitzt er in einem der Wagen?«
»Kann ich nicht sagen. Ein Fahrzeug hat definitiv Besessene an Bord.«
»Macht Ihnen das denn keine Angst?« fragte Voi.
Alkad sank tiefer in ihren Sitz und machte es sich so bequem wie möglich. »Nicht wirklich, nein. Ich fühle mich ganz wie in den alten Zeiten.«
»Was, wenn sie uns anhalten?«
»Gelai, was hält die Polizei von der Sache?«
»Sie ist neugierig, Doktor. Nein, sie ist außerordentlich neugierig.«
»Das ist in Ordnung. Solange die Polizei nicht versucht, uns anzuhalten, wird nichts geschehen. Ich kenne die Geheimdienste; sie wollen erst herausfinden, wohin wir fahren, bevor sie handeln.«
»Aber Baranovich …«
»Sie sind sein Problem, nicht das unsere. Wenn er nicht möchte, daß ich verfolgt werde, dann soll er etwas dagegen unternehmen.«
Alkads Fahrzeug navigierte selbständig und unter beharrlicher Einhaltung der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit durch die verlassenen Straßen von Harrisburg. Trotzdem kamen sie gut voran und hatten die dichtstehenden Häuser des Stadtzentrums bald hinter sich gelassen. Inzwischen fuhren sie durch weitläufige Industrieansiedlungen. Dreißig Minuten, und die letzten verstreuten Häuser blieben hinter ihnen zurück. Die leicht überhöhte Fahrbahn führte geradewegs durch eine flache Schwemmebene, die sich bis zum Meer in achtzig Kilometern Entfernung erstreckte. Ein brachliegendes Feld reihte sich an das andere; Traktormechanoiden und maßgeschneiderte Insekten hatte jegliche unerwünschte Vegetation ausgelöscht. Die wenigen Bäume entlang der Entwässerungskanäle waren gebeugt vom Wind, der von der See hereinwehte.
Nichts bewegte sich abseits der Straße, keine Tiere und keine Fahrzeuge. Sie fuhren durch eine gewaltige Schneewüste. Der Wind blies große Flocken horizontal gegen die Windschutzscheibe, deren Antihaftbeschichtung hart auf die Probe gestellt wurde. Inzwischen wurden sie von fünfzehn weiteren Fahrzeugen verfolgt: Ein richtiggehender Konvoi, der nicht den geringsten Versuch unternahm, seine Absichten zu verbergen.
Adrian Redway hatte in einem der Sessel im Operationszentrum der ESA Platz genommen und startete per Datavis ein spezielles Filterprogramm, das die hereinkommenden Informationsströme in seinem Desktop-Prozessor sortierte. Selbst jetzt noch war die schiere Datenfülle überwältigend. Seine neurale Nanonik wies verschiedene Prioritäten zu, und Subroutinen übernahmen die natürlichen Sortierfunktionen, damit Adrians Verstand frei war, um wichtige Details zu verarbeiten.
Er konzentrierte sich auf Mzu, hauptsächlich vermittels seines Observationsteams, dann definierte er einen peripheren Aktivitätenschlüssel, der ihn alarmieren würde, sobald ein Ereignis die gegenwärtige Situation betraf. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Geschehnisse auf Nyvan zuspitzten, machte es unwahrscheinlich, daß er Monica sehr viel Vorwarnzeit geben konnte, doch als ein Veteran mit achtundzwanzig Dienstjahren bei der ESA wußte er, daß selbst Sekunden durchaus das Ergebnis einer ganzen Feldoperation zu
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