Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
in einer Entfernung von tausend Kilometern entgegen. Noch immer sprenkelte Submunition den Raum mit Explosionen und Täuschsignalen, während Drohnen elektromagnetische Störpulse im Gigawattbereich gegen alles schleuderten, was sie an Emissionen entdecken konnten. Inzwischen hatte Ashly die Reaktionsantriebe aktiviert, und das Raumflugzeug war für die verbliebenen Kombatwespen nicht mehr länger unsichtbar.
Die Lady Macbeth flog wenige hundert Kilometer über ihrem Raumflugzeug und gab ihm Deckung. Sensoren und Maserkanone waren ausgefahren und bereit, jeden Angreifer abzuschießen, der Peilung aufnahm. Die Lady mußte ständig ihren Kurs korrigieren, um das Raumflugzeug nicht aus ihrem Schutzbereich zu verlieren. Joshua beobachtete, wie der Antrieb aufleuchtete, die Geschwindigkeit reduzierte, wieder beschleunigte, die Höhe wechselte. Fünfmal feuerten die Maserkanonen und zerstörten angreifende Submunition.
Bis das Raumflugzeug endlich den Orbit erreicht hatte und das Andockmanöver eingeleitet war, hatte sich der Himmel über Nyvan beträchtlich beruhigt. Nur noch drei weitere Raumschiffe waren auf den Sensoren der Lady Macbeth erkennbar, ausnahmslos Fregatten, die zu lokalen Verteidigungsstreitkräften gehörten. Keine der Fregatten schien sich für die Lady oder für eines der beiden anderen Schiffe zu interessieren. Beaulieu schaltete die aktiven Sensoren auf maximale Empfindlichkeit und Leistung, auf der Hut vor den unausweichlichen, chaotischen Schauern von Wrackteilen, die den niedrigen Orbit noch eine ganze Weile unsicher machen würden.
Einige der Meßergebnisse waren eigenartig, und Beaulieu verfeinerte die entsprechenden Parameter. Die Sensoren der Lady Macbeth schwenkten vom Orbit weg.
Joshua glitt durch die Luke, die zur Brücke führte. Seine Kleidung war von der heißen Luft im Raumflugzeug getrocknet, doch der Schmutz und die Flecken waren geblieben. Dahybis Bordanzug sah nicht einen Deut besser aus.
Sarha warf ihm einen besorgten Blick zu. »Was ist mit Melvyn?« fragte sie leise.
»Keine Chance. Tut mir leid.«
»Verdammt.«
»Ihr beide habt phantastische Arbeit geleistet hier oben«, sagte Joshua. »Gut gemacht. Das war eine tolle Leistung, das Schiff über dem Raumflugzeug zu halten.«
»Danke, Josh.«
Joshuas Blick glitt von Sarha zu Liol, der neben der Beschleunigungsliege des Kommandanten auf einem StikPad verankert stand, und wieder zurück zu Sarha, deren Gesichtsausdruck nicht die leiseste Spur von Reue erkennen ließ.
»O Gott! Du hast ihm Zugriff auf den Bordrechner gegeben!«
»Ja, das habe ich. Es war meine Kommandoentscheidung. Hier oben hat eine Schlacht getobt, Joshua.«
Es war unnötig, entschied er, deswegen einen Streit vom Zaun zu brechen. Nicht angesichts all der anderen Dinge, die sich ereignet hatten. »Das ist der Grund, warum ich dir das Kommando übergeben hatte«, sagte er. »Ich hatte Vertrauen in dich, Sarha.«
Sie runzelte mißtrauisch die Stirn. Es hatte ernst geklungen. »Also hast du Mzu gefunden. Ich hoffe, es war die Sache wert.«
»Für die Konföderation vermutlich ja. Für den einzelnen … mußt du schon jeden selbst fragen. Andererseits sterben seit einiger Zeit eine Menge einzelner wegen Mzu.«
»Boß, schalt dich doch bitte auf unsere Sensoren«, sagte Beaulieu.
»In Ordnung.« Joshua rollte sich mitten in der Luft herum und landete auf seiner Beschleunigungsliege. Die Bilder der externen Sensoren erfüllten seinen Verstand. Falsch. Sie mußten einfach falsch sein. »Heilige Scheiße!« Sein Gehirn reagierte bereits in Verbindung mit dem Astrogationsprogramm des Bordrechners und suchte nach einem Vektor, bevor ihm die Tragweite der gewaltigen Felslawine bewußt wurde, die im Begriff stand, auf den Planeten zu fallen. »Bereithalten für Beschleunigung in dreißig Sekunden ab … jetzt. Wir müssen hier weg.« Eine rasche Überprüfung der internen Sensoren verriet ihm, daß seine neuen Passagiere zu ihren Liegen eilten; die Bilder waren überlagert von roten und gelben Bahnvektoren, die heftig zitterten, während Joshua die Projektionen ständig verfeinerte.
»Wer hat das getan?« fragte er.
»Keine Ahnung«, antwortete Sarha. »Es ist während der Schlacht passiert. Wir haben es erst hinterher bemerkt, aber es waren keine verirrten Kombatwespen, das ist so sicher wie die Hölle.«
»Ich überwache die Antriebe«, sagte Joshua. »Sarha, du übernimmst die Systeme. Liol, du gehst an die Feuerkontrollen.«
»Aye, aye, Captain«, sagte
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