Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
jedenfalls nicht, bevor das Problem der Besessenen gelöst worden ist.«
»Von mir aus«, erwiderte Alkad.
»Was ich damit sagen möchte, Doktor, ist folgendes. Wenn Sie ein hohes Alter erreicht haben, müssen wir Sie in Null-Tau legen, um Ihre Seele daran zu hindern, in das Jenseits zu entweichen.«
»Ich werde die Technologie des Alchimisten niemals an jemand anderen weitergeben, ganz gleich unter welchen Umständen.«
»Ich bin sicher, daß Sie im Augenblick festen Willens sind. Aber wie werden Sie sich fühlen, wenn Sie hundert Jahre im Jenseits gefangen waren? Oder tausend? Und ehrlich gesagt, Sie haben keine andere Wahl. Wir treffen diese Entscheidung. Sie haben das Recht auf Selbstbestimmung in dem Augenblick verloren, in dem Sie den Alchimisten schufen. Wer sich mit genügend Macht umgibt, um eine ganze Galaxis in Furcht und Schrecken zu versetzen, der verwirkt sein Selbstbestimmungsrecht an diejenigen, die von diesen Handlungen betroffen sind.«
»Ich schließe mich dieser Auffassung an«, sagte der Sergeant. »Sie werden in Null-Tau suspendiert, bevor Sie sterben.«
»Warum stecken Sie mich nicht gleich jetzt hinein?« entgegnete Alkad barsch.
»Bringen Sie mich nicht in Versuchung«, sagte Monica. »Ich kenne die Art von Verachtung, die schwachsinnige Intellektuelle wie Ihresgleichen gegenüber den Regierungsbehörden empfinden. Hören Sie, hören Sie gut zu, Doktor: Wir existieren nur aus dem einen Grund, die Mehrheit der Menschen zu schützen, damit sie ihr Leben so anständig und gut es geht leben können. Wir schützen die Menschen vor Irren wie Ihnen, die niemals auch nur einen Gedanken an die Konsequenzen ihrer Handlungsweisen verschwenden.«
»Und haben Sie meine Welt beschützt?« giftete Alkad zurück. »Nein. Und da wagen Sie es, mich über Verantwortungsbewußtsein belehren zu wollen? Ich bin bereit zu sterben, um zu verhindern, daß der Alchimist jemand anderem in die Hände fällt, und damit meine ich ganz besonders Ihr imperialistisches Königreich. Ich kenne meine Verantwortung.«
»Im Augenblick vielleicht. Heute wissen Sie, welch einen großen Fehler Sie begangen haben, nachdem Menschen gestorben sind, um Ihr kostbares Leben zu schützen.«
»Okay, das war’s«, sagte Joshua laut. »Wir sind übereingekommen, wohin Mzu geht. Ende der Diskussion. Ich dulde nicht, daß irgend jemand auf meiner Brücke anfängt zu brüllen, ganz bestimmt nicht über Moral und Philosophie. Wir sind allesamt müde, und wir sind allesamt emotional aufgeladen. Hören Sie auf, alle beide. Ich berechne einen Kurs nach Tranquility, und Sie gehen in Ihre Kabinen und kühlen sich ab. Wir sind in spätestens zwei Tagen wieder zu Hause.«
»Verstanden«, sagte Monica zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. »Und … danke, daß Sie uns mitgenommen haben. Es war …«
»Professionell?«
Fast hätte sie ihn angegiftet, aber dieses Grinsen … »Professionell.«
Alkad räusperte sich vernehmlich. »Es tut mir leid«, sagte sie leise, »aber es gibt da ein Problem. Wir können nicht auf direktem Weg nach Tranquility zurückkehren.«
Joshua massierte sich die Schläfen und fragte: »Warum nicht?« Monica sah aus, als wollte sie der Wissenschaftlerin an die Kehle springen.
»Der Alchimist.«
»Was ist damit?« fragte Samuel.
»Wir müssen ihn einsammeln.«
»Also schön«, sagte Joshua mit einem Ton, der alles andere als einsichtig klang. »Und warum sollten wir ihn einsammeln?«
»Weil er an seinem jetzigen Platz nicht mehr sicher ist.«
»Er war dreißig Jahre lang sicher. Mein Gott, nehmen Sie sein Geheimnis doch einfach mit in Null-Tau. Wenn die Geheimdienste ihn bis zum heutigen Tag nicht gefunden haben, werden sie ihn niemals entdecken.«
»Sie werden nicht mehr suchen müssen, genausowenig wie die Besessenen. Ganz besonders dann nicht, wenn unsere gegenwärtige Lage noch ein paar Jahre andauert.«
»Also gut, dann erzählen Sie uns mal die ganze Geschichte.«
»Wir waren drei Schiffe auf unserer Mission gegen Omuta«, begann Alkad. »Die Beezling, die Chengho und die Gombari. Die Beezling war das Schiff, das den Alchimisten ins Ziel steuern sollte. Ich befand mich an Bord. Die beiden anderen waren unsere Eskorte. Wir wurden von Blackhawks abgefangen, bevor wir den Alchimisten einsetzen konnten. Die Blackhawks zerstörten die Gombari. Die Beezling und die Chengho wurden schwer beschädigt. Wir hingen antriebslos im interstellaren Raum fest, keines der beiden Schiffe konnte mehr springen,
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