Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
wird Mzu versuchen, mit ihr in Kontakt zu treten. Wir haben sie bereits vor Jahrzehnten infiltriert, daher sollte es keine größeren Probleme geben.«
Samuel Aleksandrovich musterte seine Geheimdienstchefin mit einem nachdenklichen Blick. Er hatte sich stets blind auf sie verlassen können, doch das, was jetzt auf dem Spiel stand, ließ die alten Bindungen zerbrechen. Diese verdammte Mzu und ihre Höllenmaschine, dachte er. Diese Waffe zerstört jedes gegenseitige Vertrauen. »Wen meinen Sie mit wir?« fragte er leise.
»Die meisten Agenturen haben ihre Agenten im Untergrund.«
»Das ist nicht ganz die Antwort auf meine Frage, Lalwani.«
»Ich weiß. Es kommt alles auf die Agenten vor Ort an, und wer Mzu zuerst findet. Ich persönlich empfände es nicht als unwillkommen, wenn wir Edeniten sie fänden. Ich weiß, daß wir unser Wissen nicht mißbrauchen würden. Falls der KNIS sie fängt, dann werde ich als Leiterin des Dienstes selbstverständlich alles tun, was das Sicherheitskomitee der Konföderationsversammlung für nötig erachtet. Allerdings könnten Kulu und die anderen ein Problem darstellen.«
»Ja. Was schlagen die Edeniten vor, falls sie als erste an Mzu kommen?«
»Unser Konsensus empfiehlt, sie in Null-Tau zu legen. Auf diese Weise stünde sie zur Verfügung, sollte die Konföderation jemals einer so großen externen Gefahr gegenüberstehen, daß eine so mächtige Waffe wie der Alchimist zu ihrer Verteidigung nötig ist.«
»Dieser Vorschlag klingt vernünftig. Ich frage mich nur, ob der Alchimist uns nicht gegen die Besessenen helfen kann?«
»Vermutlich besitzt diese Waffe ein gewaltiges Zerstörungspotential. Falls das zutrifft, dann ist sie wie jede andere moderne Waffe in unserem Arsenal äußerst ineffektiv gegen die Besessenen.«
»Sie haben natürlich recht. Leider. Also schätze ich, wir müssen weiterhin darauf warten, daß Dr. Gilmore und seine Leute eine Lösung finden.« Und ich wünschte, ich hätte das Vertrauen, das ich in ihn setzen sollte. Es ist ein schreckliches Gefühl, wenn alle Leute von einem erwarten, die Lösung zu finden.
Es war ein Anblick, wie Lord Kelman Mountjoy ihn in seinem ganzen Leben niemals zu sehen erwartet hätte. Sein Beruf hatte ihn in zahllose Sternensysteme geführt; er hatte an einem Strand gestanden, um den Sonnenuntergang einer Zwillingssonne zu beobachten, er hatte das unglaubliche O’Neill-Halo der Erde in einer Entfernung von einer Million Kilometern über dem Nordpol bewundert und hatte an den exotischsten Orten überschwengliche Gastfreundschaft erfahren. Doch die Jupiter-Habitate waren für den Außenminister des Königreichs Kulu stets ein absolutes Tabu gewesen.
Jetzt jedoch hatte er sich während der gesamten Annäherungsphase auf die Sensoren des schweren Schlachtkreuzers geschaltet. Das Raumschiff beschleunigte mit eineinhalb g in Richtung des fünfhundertfünfzigtausend Kilometer durchmessenden Orbitalbands, in dem die Habitate des Jupiter kreisten. Zwei bewaffnete Voidhawks der Jupiter-Verteidigungsflotte eskortierten das Kriegsschiff. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme, wie Botschafter Astor ihnen versichert hatte.
Kelman hatte sich förmlich bedankt, doch die meisten der Offiziere an Bord waren nicht so nachsichtig gestimmt.
Voraus schwebte das riesige Habitat Azara. Eine große nichtrotierende Raumhafenscheibe ragte auf einer Spindel aus der nördlichen Abschlußkappe. Obwohl die Edeniten keine Hauptstadt im eigentlichen Sinne hatten, waren sämtliche ausländischen Botschaften im Azara-Habitat untergebracht. Selbst das Königreich Kulu unterhielt eine Botschaft beim Jupiter.
»Ich kann mich immer noch nicht an die Maßstäbe gewöhnen«, bestand Kelman, als die Beschleunigung des Schlachtkreuzers sich langsam verlagerte. Sie waren in die letzte Phase der Annäherung übergegangen, und der Schlachtkreuzer durchquerte die dichten Verkehrsadern der interorbitalen Fähren, während er der Raumhafenscheibe entgegensank. »Wann immer wir etwas Großes bauen, sieht es so häßlich aus. Rein technisch betrachtet besitzt Kulu ebenfalls ein BiTek-Habitat.«
»Ich dachte immer, Tranquility sei unabhängig?« bemerkte Ralph Hiltch.
»Großvater Lukas hat Michaels Habitat den Status eines unabhängigen Fürstentums verliehen«, erwiderte Prinz Collis freundlich. »Daher gehört Tranquility rein rechtlich betrachtet noch immer zum Königreich Kulu, und mein Vater ist noch immer der Souverän. Allerdings würde ich nicht versuchen
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