Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
unter denen, die sich darum drängten.
Seht ihr? Ein Körper wartet auf euch, eine Belohnung für die Information, die wir suchen.
Was? Was für eine Information?
Mzu. Dr. Alkad Mzu. Wo ist sie?
Die Frage ging wie ein Lauffeuer durch das Jenseits, breitete sich aus wie ein Virus – von einer Seele zur anderen. Bis schließlich die Frau hervorkam, sich aus der Erniedrigung endloser geistiger Vergewaltigung erhob, um den Schmerz willkommen zu heißen und zu umarmen, der ihren neuen Körper erfüllte. Empfindungen stürzten auf sie ein und erfüllten ihr Bewußtsein: Wärme, Feuchtigkeit, kühle Luft. Sie öffnete blinzelnd die Augen, halb lachend, halb weinend angesichts der unsäglichen Schmerzen in ihren verbrühten, gehäuteten Gliedmaßen. »Ayacucho«, hustete Cherri Barnes den Gangstern entgegen, die über sie gebeugt standen. »Mzu ist zum Ayacucho gegangen.«
Die Datei enthielt einen hochgeheimen Bericht, der für den Leitenden Admiral Samuel Aleksandrovich noch besorgniserregender als jede militärische Niederlage war. Er war von einem Ökonomen aus dem Stab von Präsident Haaker verfaßt und schilderte die Belastungen, die durch die Possession auf die Wirtschaft der Konföderation zukamen. Das hauptsächliche Problem bestand darin, daß moderne kriegerische Konflikte in der Regel durch heftige, maximal fünfzehn Minuten dauernde Schlachten zwischen zwei feindlichen Flotten gelöst wurden; das ging schnell, und die Entscheidung war in der Regel äußerst eindeutig.
Ein Konflikt, der mehr als drei derartiger Schlachten benötigte, war ganz und gar außergewöhnlich.
Die Possession jedoch brachte den interstellaren Handel zum Erliegen.
Die Steuereinkünfte gingen zurück, und mit ihnen die Fähigkeit der Regierung, ihre Streitkräfte im Verlauf von monatelangen Missionen zu unterstützen und mit Nachschub zu versorgen. Und die Konföderierte Navy stellte den größten Posten im gegenwärtigen Haushalt dar. Das Durchsetzen der Quarantäne war eine gute strategische Politik, doch sie würde das Problem nicht lösen. Eine neue Strategie mußte gefunden werden, und zwar eine Strategie, die das Problem endgültig löste. Danach würde die Konföderation auseinanderbrechen.
Samuel Aleksandrovich schloß die Datei, als Maynard Khanna die beiden Besucher in sein Dienstzimmer führte. Admiralin Lalwani und Mullein, der Kommandant des Voidhawks Tsuga, salutierten förmlich.
»Gute Nachrichten?« fragte Samuel Aleksandrovich die Admiralin. Die Floskel war zu einem durchgängigen Witz zu Beginn der täglichen Lagebesprechungen geworden.
»Nun, zumindest nicht ganz so schlechte, Sir«, antwortete sie.
»Sie erstaunen mich. Bitte nehmen Sie doch Platz.«
»Mullein ist gerade von Arnstadt eingetroffen. Die Tsuga war zur Aufklärung gegnerischer Aktivitäten in diesem Sektor.«
»Oh?«
Der Leitende Admiral blickte den jungen Edeniten unter hochgezogenen Augenbrauen an.
»Capone hat ein weiteres Sternensystem erobert«, berichtete Mullein.
Samuel Aleksandrovich fluchte leise in sich hinein. »Und das soll keine schlechte Nachricht sein?«
»Es handelt sich um Kursk«, erklärte die Lalwani. »Und das ist sehr interessant.«
»Interessant!« grunzte Samuel Aleksandrovich. Seine neurale Nanonik versorgte ihn mit den Daten über Kursk. Die Tatsache, daß er nicht einmal von der Existenz der Welt gewußt hatte, die er eigentlich beschützen sollte, erzeugte aus einem unerfindlichen Grund Schuldgefühle in ihm.
Das Bild von Kursk erschien auf einem der mächtigen Holoschirme des Büros: eine ganz gewöhnliche terrakompatible Welt, die von großen Ozeanen beherrscht wurde.
»Bevölkerung knapp über fünfzig Millionen«, las Samuel Aleksandrovich aus der Datei vor. »Verdammt! Die Ratsversammlung wird außer sich sein, Lalwani.«
»Dazu hat sie kein Recht, Sir«, widersprach sie. »Die von Ihnen vorgeschlagene Quarantänestrategie erweist sich als äußerst wirkungsvoll.«
»Mit Ausnahme von Kursk.«
Sie nickte zögernd. »Mit Ausnahme von Kursk, Sir. Was allerdings nicht daran liegt, daß die Quarantäne nicht befolgt wurde. Die Quarantäne war schließlich dazu gedacht, eine heimliche Infiltration zu verhindern, und nicht eine bewaffnete Invasion.«
Samuels Gedanken beschäftigten sich wieder mit dem geheimen Bericht. »Wollen wir hoffen, daß die ehrenwerten Herren Botschafter es genauso sehen. Warum glauben Sie, daß die Invasion von Kursk so interessant ist?«
»Weil Kursk eine Koloniewelt der Stufe
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