Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
fremdartigsten aller Welten.
Die Einwohner waren entweder Botschaftsangehörige oder Mitarbeiter von Konzernen. Die Kiint mochten keine unangemeldeten Besucher. Warum sie überhaupt der Konföderation beigetreten waren, bedeutete für alle ein Rätsel, obwohl es eines der kleineren war. Ihr einziges Interesse und ihre einzigen kommerziellen Aktivitäten bestanden im Handel mit Informationen. Sie erwarben Daten über nahezu jedes Thema von jedem, der verkaufen wollte, und xenobiologische Forschungsberichte und die Logbücher von Erkundungsschiffen brachten die höchsten Preise. Im Gegenzug verkauften sie technologisches Wissen. Niemals etwas wirklich Neues oder Revolutionäres, ganz sicher nicht Baupläne oder Theorien für Antigravitation oder einen überlichtschnellen Sender – doch wenn eine Gesellschaft ihr Produkt verbessern wollte, dann lieferten die Kiint ein Design, das zeigte, wo man Material verbessern oder die Komponenten anders konfigurieren konnte, um Energie zu sparen. Erneut ein deutlicher Hinweis auf ihr technologisches Erbe. Irgendwo auf ihrer Welt mußte es eine gigantische Datenbank voller Baupläne für all die alten Maschinen geben, die sie irgendwann entwickelt und vor Gott weiß wie langer Zeit wieder verworfen hatten.
Syrinx hatte keine Gelegenheit, die Stadt zu erkunden. Sie hatte die Botschaft der Edeniten kontaktiert (die größte diplomatische Mission auf Jobis), während die Oenone noch ihre Umlaufbahn angesteuert hatte, und ihre Mission erläutert. Der Stab der Botschaft hatte unverzüglich um ein Treffen mit einer Kiint namens Malva gebeten, und sie hatte sich einverstanden erklärt.
– Malva ist unser kooperativster Kontakt, erklärte Botschafter Pyrus, während Syrinx die Aluminiumleiter des Fliegers hinabstieg. – Was zugegebenermaßen nicht viel bedeuten will. Doch falls überhaupt ein Kiint Antworten liefert, dann sie. Hatten Sie schon früher Gelegenheit, mit den Kiint zu verhandeln?
– Ich bin noch nie im Leben einem Kiint begegnet, gestand Syrinx. Das Landefeld erinnerte sie an Norfolk, nichts als ein kurzgemähter Flecken Gras, dazu geschaffen, unliebsame vorübergehende Besucher aufzunehmen. Obwohl das Klima wärmer und subtropischer war, empfand Syrinx die gleiche Stimmung. Wenig Formalitäten, noch weniger Bürokratie. Kaum zwanzig Flieger und Raumflugzeuge parkten vor dem einzigen Wartungshangar. Die Unterschiede zu Norfolk kamen von den restlichen Fahrzeugen auf dem Landefeld, die gegenüber den Orbitalfähren aufgereiht standen. Sie stammten aus Kiint-Fabrikation und erinnerten an kleinere Versionen von Ionenfeldfliegern, nicht ganz so stromlinienförmige Ovoide wie die menschlichen Produkte.
– Warum hat man dann Sie geschickt? fragte Pyrus und streute ein wenig höfliche Verwirrung in den Gedanken.
– Wing-Tsit hielt es für eine gute Idee.
– Hat er das? Nun, ich kann ihm wohl kaum widersprechen, oder?
– Gibt es etwas, das ich wissen sollte, bevor ich diese Malva treffe?
– Nicht wirklich. Entweder sie verhandeln mit Ihnen – oder sie tun es nicht.
– Haben Sie mit ihr über die Natur meiner Fragen gesprochen?
Pyrus deutete mit leerer Hand auf die umgebende Landschaft. – Sie haben mich informiert, als Sie mit der Botschaft Kontakt aufgenommen haben. Wir wissen nicht, ob die Kiint imstande sind, unseren Singular-Affinitätsmodus abzuhören, doch ich schätze, sie können es sehr wohl, wenn sie es wollen. Die nächste Frage lautet also, würden die Kiint sich die Mühe machen. Sie könnten Malva auch gleich fragen, wie wichtig wir für die Kiint sind. Das haben wir nämlich ebenfalls nie herausgefunden.
– Danke sehr. Syrinx klopfte auf die obere Brusttasche ihres Bordanzugs und tastete nach dem Umriß ihrer Kreditdisk. Eden hatte sie mit fünf Milliarden Fuseodollars aufgeladen, bevor Syrinx aufgebrochen war – nur für den Fall. – Werde ich für die Information zahlen müssen, was meinen Sie?
Pyrus deutete auf ein Transportfahrzeug der Kiint. Eine Luke öffnete sich, indem der Rumpf einfach auseinanderfloß.
Der Eingang war dicht genug über dem Boden, so daß keine Leiter nötig war. Syrinx konnte nicht genau erkennen, ob der Rumpf auf dem Boden ruhte oder ob das Fahrzeug tatsächlich schwebte.
– Malva wird Ihnen alles sagen. Ich rate dringend zu völliger Offenheit.
Syrinx betrat das Fahrzeug. Der Innenraum war leer bis auf vier massive Sessel. Sie und Ruben nahmen behutsam Platz, und die Luke schloß sich wieder.
– Alles in
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