Armageddon 05 - Die Besessenen
ein paar von ihren Nachschubkonvois zu treffen, würden wir den Besessenen von Ombey damit ein gutes Stück weiterhelfen.«
»Ja«, sagte Al. Der Gedanke gefiel ihm nicht sonderlich, weil es keinen sichtbaren Profit gab. »Ich suche nach etwas, womit ich der Konföderation einen richtig großen Haufen Ärger bereiten kann. Ein paar Schiffe auszuschalten reicht nicht.«
»Nun ja … das ist nur so eine Idee, Al, und ich weiß nicht, ob es deinen Vorstellungen näher kommt, aber … es hängt ganz davon ab, wie viele Planeten du unter deine Herrschaft bringen willst.«
»Die Organisation muß ihren Schwung aufrechterhalten, wenn sie weiterbestehen will. Planeten zu beherrschen gehört mit dazu, aber es ist nicht alles, Emmet. Also schieß los, alter Freund.«
Kiera sah acht Hellhawk draußen auf dem Sims. Sie ruhten auf ihren Landegestellen und nahmen Nährlösung in sich auf. Kiera hatte einen Schichtplan aufgestellt, so daß der gesamte Schwarm auf den zehn verbliebenen funktionierenden Gestellen versorgt werden konnte. Kiera betrachtete die gewaltigen Kreaturen, so machtvoll und doch so unglaublich abhängig, und unwillkürlich drängten sich ihr religiöse Vergleiche auf. Die Hellhawks waren wie eine hingebungsvolle Gemeinde, die zu ihrer Priesterin kamen, um sich die Messe lesen zu lassen. Jeder einzelne von ihnen erniedrigte sich vor ihr, und wenn er ihr gebührende Reverenz erwiesen hatte, erhielt er als Gegenleistung ihren Segen und durfte wieder gehen.
Die Kerachel kurvte über das Sims herein. Sie kam so rasch über den Felsrücken, daß es aussah, als wäre sie gerade aus einem Wurmloch aufgetaucht. Der Hellhawk besaß eine langgestreckte Rautenform von hundert Metern Länge. Er zögerte nicht eine Sekunde auf dem Weg zu dem zugewiesenen Landegestell und sank darauf nieder. Sie wußte, daß der Hellhawk ihre Gedanken spüren konnte, auch wenn er ihr Gesicht nicht sah. Sie grinste arrogant auf das mächtige Wesen herab. »Probleme?« fragte sie beiläufig.
»Der Monterey hat seinen Patrouillenflug überwacht«, antwortete Hudson Proctor. »Keine Abweichungen. Acht verdächtige Objekte zerstört.«
»Gut gemacht«, murmelte Kiera und gab mit einem trägen Wink die Erlaubnis zur Nahrungsaufnahme.
Hudson Proctor nahm ein Mikrophon auf und sprach mit leisen Worten hinein.
Zweihundert Meter tiefer öffnete ihr loyales kleines Team ein Ventil, und die kostbare Flüssigkeit schoß durch eine Pipeline hinaus und in die Schläuche des Landegestells. Ein Gefühl von Zufriedenheit breitete sich aus wie leise Hintergrundmusik, als die Kerachel anfing, ihre Nahrung in sich aufzusaugen. Kiera spürte die Hochstimmung des Hellhawks; sie paßte zu ihren eigenen Emotionen.
Inzwischen waren siebenundachtzig Hellhawks auf dem Monterey stationiert. Eine prächtige Flotte, gleich unter welchen Gesichtspunkten. In den letzten Tagen hatte sie alle Anstrengungen darauf verwandt, ihre Macht über die Hellhawks zu sichern. Jetzt war es an der Zeit, wieder nach vorn zu sehen und neue Pläne zu schmieden. Ihre Position hier auf dem Monterey war sogar um ein Vielfaches stärker als damals in Valisk. Wenn das Habitat ein Fürstentum gewesen war, dann war New California im Vergleich dazu ein Königreich. Ein Königreich, das von einem unglaublich inkompetenten Potentaten beherrscht wurde. Der einzige Grund, weshalb sie sich so leicht hier hatte festsetzen können, war die allgemeine Apathie, die sich überall im Monterey ausbreitete. Niemand hatte daran gedacht, ihr unangenehme Fragen zu stellen.
Das ging einfach nicht so weiter. Beim Errichten seiner Organisation hatte Capone instinktiv eine fundamentale Wahrheit begriffen. Menschen, ob sie nun besessen waren oder nicht, brauchten Ordnung und Struktur in ihrem Leben. Es war einer der Gründe, warum sie so leicht zu lenken waren. Vertrautheit war stets ein willkommener Begleiter. Angesichts des Nirwanas, in das die Besessenen ganze Planeten brachten (Kiera hatte starke Zweifel, was dessen Natur anging), stand zu erwarten, daß die Bevölkerung in einen passiven Dämmerzustand fallen würde. Der siamesische Zwilling von nicht enden wollender Freizeit. Wenn sie ehrlich war, fürchtete sie sich unendlich vor der Unsterblichkeit, die sie erwartete. Das Leben würde sich verändern, bis es nicht mehr wiederzuerkennen war, und das würde mehr als hart werden. Sie wäre nicht länger sie selbst, wenn sie sich daran angepaßt hätte.
Das werde ich niemals zulassen.
Kiera genoß,
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