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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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imstande, die Bewegung zu bremsen, eine ungelegene Erinnerung daran, daß er im Augenblick alles andere als omnipotent war. Er schaffte es gerade noch, eine Warnung zu rufen, bevor der Bus mit der vorderen Stoßstange gegen den Stamm prallte. Die Windschutzscheibe wurde weiß und wölbte sich nach innen, während sie soviel Aufprallenergie absorbierte wie möglich, bevor sie in einem Hagel winziger Plastiksplitter zerbarst. Äste und stachelige topasfarbene Blätter wurden durch die entstandene Öffnung ins Innere katapultiert. Moyo versuchte sich zu ducken, doch der Sicherheitsgurt hielt ihn fest. Sein Instinkt übernahm die Kontrolle, und ein gewaltiger weißer Feuerball umhüllte die Zweige. Er kreischte erschrocken, als seine Augenbrauen versengt wurden und seine Haare sich in schwarze verkohlte Asche verwandelten. Die Haut auf seinem Gesicht wurde völlig taub.
    Dampf quoll in den Innenraum, während der Karma-Crusader endlich zum Stehen kam. Stephanie lockerte ihren Griff um die Rücklehne vor sich und hinterließ tiefe Druckspuren in dem harten Komposit. Der Boden des Busses war stark geneigt. Durch das Trommeln des Regens auf dem Dach und das Rauschen des Wassers ringsum hörte sie schwach das gequälte Knirschen der Karosserie. Sie konnte nicht sagen, woher es kam. Selbst ihr gespenstischer siebter Sinn war gestört und voller verwirrender Schatten; der Regen wirkte wie starke statische Interferenzen.
    Dann gurgelte Wasser durch den Mittelgang und schob eine kleine Bugwelle aus Schmutz und Dreck vor sich her. Es glitt über ihre Schuhe. Stephanie versuchte, den widerlichen Dampf zu vertreiben und das düstere Innere zu erkennen.
    »Meine Augen!« Es war nur ein Flüstern, aber es klang so gequält, daß es im ganzen Bus zu hören war. Alle drehten sich erschrocken zur Fahrerkabine um.
    »O Gott, meine Augen. Meine Augen. Helft mir. Meine Augen!«
    Stephanie mußte sich an den Haltestangen über ihrem Kopf festhalten und eine Hand vor die andere führen, um sich einen Weg nach vorn zu bahnen. Moyo saß noch immer im Fahrersitz. Er rührte sich nicht. Die verkohlten Überreste des Astes hingen Zentimeter vor seinem Gesicht wie eine Fabelgestalt aus Holzkohle. Seine Hände schwebten dicht über den Wangen und zitterten aus Furcht vor dem, was er finden würde, wenn er sein Gesicht betastete.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte sie automatisch, doch ihr Verstand war verräterisch. Furcht und Abscheu vor dem, was ihre Augen erblickten, durchbrachen die Oberfläche ihrer Gedanken. Moyos Haut war weggebrannt, und mit ihr der größte Teil seiner Nase und seiner Augenlider. Blut sickerte aus den Rissen zwischen den verkrusteten Schorfplatten. Beide Augen waren gegrillt und hatten einen septischen gelben Farbton angenommen, und eine zähflüssige Substanz sickerte wie falsche Tränen hervor.
    »Ich kann nichts sehen!« heulte er. »Warum kann ich nichts sehen?«
    Stephanie ergriff seine Hände. »Still. Bitte, Liebster. Es kommt wieder in Ordnung. Du hast Brandwunden davongetragen, das ist alles.«
    »Ich kann nichts sehen!«
    »Selbstverständlich kannst du sehen. Du hast deinen siebten Sinn, bis deine Augen wieder verheilt sind. Du spürst mich doch, du weißt, daß ich bei dir bin, oder vielleicht nicht?«
    »Ja. Bitte geh nicht weg.«
    Sie legte die Arme um ihn. »Ich gehe nicht weg.« Er begann heftig zu zittern. Kalter Schweiß perlte über die unverletzte Haut.
    »Er hat einen Schock erlitten«, sagte Tina. Die anderen drängten heran, soweit es der beengte Mittelgang zuließ. Ihre Gedanken verrieten Niedergeschlagenheit beim Anblick von Moyos Verletzungen.
    »Das wird schon wieder«, beharrte Stephanie mit brüchiger Stimme.
    »Es ist völlig normal, wenn jemand so schwere Brandwunden davongetragen hat«, sagte Tina.
    Stephanie funkelte sie an.
    »Yo, Mann, laßt ihn mal einen Zug an diesem Ding hier machen«, sagte Cochrane. Er streckte Moyo einen wirklich fetten Joint hin, und widerlich süßer Rauch stieg von der glühenden Spitze auf.
    »Nicht jetzt!« zischte Stephanie.
    »Doch, genau jetzt«, entgegnete Tina. »Ausnahmsweise hat unser Affenmensch einmal recht. Es ist ein mildes Beruhigungsmittel, und genau das braucht Moyo jetzt.« Stephanie runzelte mißtrauisch die Stirn angesichts der ungewohnten Autorität in Tinas Stimme. »Ich war früher einmal Krankenschwester«, fuhr die stattliche Frau würdevoll fort und richtete sich in ihrem schwarzen Schultertuch stolz auf. »Ehrlich.«
    Stephanie nahm den

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