Armageddon 05 - Die Besessenen
Baum. Es war offensichtlich schwierig, auf den Beinen zu bleiben. Das Wasser reichte ihm bis zu den Schienbeinen hinauf.
Rana sprang als nächster. Stephanie packte die Gurte, die Moyo in seinem Sitz hielten, und brachte sie dazu, in ihren Händen zu verrotten. Zusammen mit Franklin hob sie Moyo aus dem Sitz und führte ihn durch das Loch nach draußen. Tina folgte ihnen. Sie stieß einen gequälten Schrei aus, während sie sich verzweifelt bemühte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
»Zieh diese verdammten Stöckelschuhe aus, du Schwachsinnige!« brüllte McPhee sie an.
Sie funkelte ihn gereizt an, doch ihre roten Stilettos verwandelten sich in gewöhnliche Schuhe mit flachen Sohlen. »Bauer! Eine Frau muß immer so gut aussehen wie möglich, falls du das noch nicht weißt.«
»Das hier ist die Realität, du dämliche Kuh, kein beschissener Katastrophenfilm! Niemand achtet darauf, wie du aussiehst!«
Sie wandte sich indigniert ab und ging zu Stephanie, um ihr mit Moyo zu helfen. »Komm, wir versuchen wenigstens, sein Gesicht zu verbinden«, sagte sie. »Ich brauche ein wenig Stoff.«
Stephanie riß einen Streifen von ihrem durchnäßten Anorak. Als sie ihn Tina reichte, hatte er sich in trockenes weißes Leinen verwandelt.
»Ich schätze, das muß reichen«, sagte Tina wenig überzeugt. Sie fing an, Moyos Augen und die Überreste seiner Nase zu verbinden. »Versuch dir vorzustellen, daß dein Gesicht wieder normal aussieht, Süßer. Du wirst schon sehen, es wird alles heilen.«
Stephanie sagte nichts. Sie zweifelte nicht daran, daß Moyo sein Gesicht und seine Stirn wieder heilen konnte, aber die Augäpfel …?
Franklin landete mit einem dumpfen Geräusch; er war der letzte aus dem Bus. Niemand verspürte Lust, noch einmal zurückzugehen und das Gepäck zu retten. Der Kofferraum befand sich im rückwärtigen Teil des Fahrzeugs, und nicht einmal ihre energistischen Kräfte würden helfen, über den massiven Baumstamm zu klettern. Und den Stamm mit dem weißen Feuer zu verbrennen bedeutete unweigerlich, daß der Bus über den Abgrund in den Fluß gerissen wurde.
Ein paar Minuten war jeder mit sich selbst beschäftigt. Die erste Priorität galt dem Schutz vor dem Regen; sie verbanden ihre energistischen Kräfte und beschworen eine transparente trockene Hemisphäre herauf wie einen gigantischen gläsernen Regenschirm, der über ihnen in der Luft schwebte. Nachdem sie damit fertig waren, trockneten sie ihre Kleidung. Am Wasser, das über den Feldweg rann, konnten sie nichts ändern, daher wünschten sie stabile kniehohe Gummistiefel an ihre Füße.
Nachdem sie sich auf diese Weise geschützt hatten, machten sie sich auf den Weg. Sie wechselten sich darin ab, den zitternden Moyo zu stützen und zu führen. Ein Stück vor ihnen und leicht zur Seite versetzt tanzte ein heller Ball aus Licht. Er zischte unablässig von verdampfenden Regentropfen, doch er leuchtete ihnen den Weg und würde sie hoffentlich rechtzeitig vor weiteren entwurzelten Bäumen warnen. Abgesehen davon war ihre einzige Sorge, rechtzeitig aus dem Tal zu entkommen, bevor der Fluß den Weg überspülte. Der schwere Regen und das Brüllen des Windes verhinderte, daß sie bemerkten, wie ein weiterer Baum ins Rutschen kam und den Karma-Crusader zerquetschte, um anschließend zusammen mit dem Gefährt in den alles verschlingenden Fluß zu stürzen.
Billesdon war eine hübsche kleine Stadt, die sich in den Windschatten einer großen felsigen Landzunge an der Ostküste von Mortonridge schmiegte. Die Bucht war vor den schlimmsten Brechern geschützt, die vom Ozean hereinkamen, und bildete einen natürlichen Hafen. Die Stadtplaner hatten sich diese bevorzugte Lage zunutze gemacht und gegenüber der Landzunge aus dem reichlich vorhandenen Felsen einen langen geschwungenen Kai errichtet, der ein weites Tiefwasserbecken mit einem schmalen Strand auf der Rückseite umschloß. Die Mehrzahl der hier ankernden Schiffe waren Fischerboote und Trawler, deren Besatzungen sich dank der reichen und vielfältigen Fischvorkommen einen guten Lebensunterhalt verdienten. Selbst der einheimische Seetang wurde überall auf der Halbinsel in Restaurants angeboten.
Die restlichen Boote im Hafen waren private Vergnügungsboote. Es gab mehrere Sportfischer- und Jachtclubs. Und weil es so viele Schiffe gab, hatte sich bald eine ansehnliche Schiffsbau- und Werftindustrie in der Stadt angesiedelt. Überall auf dem sanft ansteigenden Hinterland des Hafens waren Häuser,
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