Armageddon 05 - Die Besessenen
Sie diesen Körper nicht freiwillig verlassen, werden Sie in Null-Tau verbracht.«
»Leck mich. Ich kann nicht dorthin zurück.« Er begann zu schluchzen. »Verstehen Sie denn nicht? Ich kann nicht. Nicht dorthin. Bitte. Bitte. Wenn Sie auch nur eine Spur Menschlichkeit in sich tragen, dann tun Sie mir das nicht an. Ich flehe Sie an!«
»Es tut mir leid. Es gibt keine andere Wahl. Verlassen Sie diesen Körper.«
»Ich kann nicht!«
Der Serjeant zog am Fesselstab und zwang den Besessenen aufzustehen. »Hier entlang.«
»Was jetzt?«
»Null-Tau.«
Die Jubelrufe im Operationszentrum waren ohrenbetäubend.
Selbst Ralph saß in seinem Büro und grinste, während das Bild des gefangenen Besessenen in sein Bewußtsein übertragen wurde. Es könnte funktionieren, dachte er. Es könnte tatsächlich funktionieren.
Er erinnerte sich daran, wie er aus Exnall geschlichen war, das weinende Mädchen schlaff in den Armen und das höhnische Gelächter der Eklund hinter sich.
»Genießen Sie Ihren großartigen Sieg mit dem Mädchen!« hatte ihm Annette Eklund spöttisch hinterhergerufen.
Das Mädchen war sein einziger persönlicher Erfolg in jener furchtbaren Nacht gewesen.
»Nummer zwei«, flüsterte Ralph. »Bleiben noch zwei Millionen.«
Die Fische starben. Stephanie fand es eigenartig. Dieser Regen war ihre Chance, die gesamte Welt zu übernehmen. Statt dessen verstopfte der immer dicker werdende Schlamm ihre Kiemen und hinderte sie am Atmen. Sie trieben an der Oberfläche und zappelten matt, während die Strömung sie mit sich trug.
»Vielleicht sollten wir ein paar Baumstämme aushöhlen und als Kanus benutzen. Das haben unsere Vorfahren gemacht, und diese Typen waren echt noch mit der Natur im Einklang«, schlug Cochrane vor, als sie das Ende des Tals hinter sich gelassen hatten.
Sie hatten es gerade noch geschafft. Der schlammige Fluß hatte den Feldweg überspült, und manchmal sah es aus, als sei der gesamte Talboden in Bewegung geraten. Sie standen über dem gurgelnden Rand des gewaltigen Stroms und beobachteten, wie sich die Fluten in die Ebene dahinter ergossen.
»Was soll das denn nutzen?« murmelte Franklin verbissen. »Alles fließt in Richtung Küste, und dort warten sie auf uns. Außerdem …« er deutete auf das hinter ihnen liegende Tal, »… außerdem, was denn für Bäume?«
»Du bist ein richtiger Miesmacher. Ich will einfach nicht mehr laufen, Mann. Gib mir Räder! Ich hab’ die Schnauze voll davon, durch diese Scheiße zu waten!«
»Und ich dachte tatsächlich, Autos würden vom kapitalistischen Establishment herbeigewünscht, um unsere Gier zu erwecken und uns von der Natur zu entfernen?« entgegnete Rana zuckersüß. »Ich bin absolut sicher, daß ich diese Worte erst vor kurzem aus dem Mund eines gewissen Jemand gehört habe.«
Cochrane trat nach den Fischen, die vor seinen Füßen zappelten. »Laß mich ja in Ruhe, Stachelschwester, in Ordnung? Ich denke nur an Moyo. Er schafft es nicht, wenn wir uns nichts einfallen lassen.«
»Sei einfach still«, sagte Stephanie. Selbst sie war mißmutig und hatte keine Lust auf dieses kleingeistige Gezänk. Zuerst die Geschichte mit dem Bus und dann der Weg durch den Schlamm hatte ihre Nerven bis zum Zerreißen gespannt. »Wie fühlst du dich?« fragte sie Moyo.
Sein Gesicht sah wieder normal aus. Die Illusion verhüllte den Verband und das schorfige Gewebe seiner Haut. Selbst seine Augen wirkten völlig normal und bewegten sich in ihren Höhlen. Doch sie hatten lange auf ihn einreden müssen, bis er genug Mut gefaßt hatte, um mit ihnen zu marschieren. Seine Gedanken waren konzentriert und um ein düsteres Zentrum aus Selbstmitleid versammelt. »Mir fehlt schon nichts«, murmelte er. »Schafft mich nur aus diesem Regen. Ich kann ihn nicht ausstehen.«
»Amen, Bruder«, zwitscherte Cochrane.
Stephanie ließ den Blick über die mitgenommene Landschaft schweifen. Die Sichtweite war noch immer sehr beschränkt; jenseits des gläsernen Schirms verschwamm alles grau in grau, obwohl es merklich aufgehellt hatte. Kaum zu glauben, daß dieser endlose triste Sumpf die gleiche üppig grüne Gegend war, durch die sie mit ihrem Karma-Crusader hergekommen waren. »In diese Richtung können wir jedenfalls nicht«, sagte Stephanie und deutete auf die andere Seite des Kataraktes aus schlammig braunem Wasser, der sich vor ihnen erstreckte. »Also schätze ich, daß wir auf dieser Seite bleiben. Kann sich jemand erinnern, wo die Straße verlaufen
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