Armageddon 05 - Die Besessenen
des Ladens und explodierten, sobald sie auftrafen. Die Decke wurde zerfetzt, und ein Schauer von Trümmern regnete herab, als das Dach einbrach. Von drei verschiedenen Positionen aus jagten Maschinenpistolensalven durch die Fenster und in den Tumult im Innern. Das weiße Feuer löste sich in winzige violette Irrlichter auf, die Sinons Bein erfaßten. Er sprang erneut auf und rannte, so schnell es mit dem nutzlos gewordenen Bein möglich war, auf die Gebäude zu, die vor ihm lagen. Brach durch eine versperrte Tür und landete in einer verlassenen Bar.
– Clever, sagte Choma. – Ich schätze, damit haben sie nicht gerechnet.
Das weiße Feuer war überall erloschen. Aus allen Richtungen näherten sich Serjeants der kleinen Reihe von einfachen Läden, während ihre Maschinenpistolen ununterbrochen weiter feuerten.
Der Trupp hatte auf die Besessenen reagiert wie eine Schar Antikörper, die sich auf einen eingedrungenen Virus stürzen. Sie stießen von überall her gegen das Dorf vor, eine Miniaturversion des Kessels, mit dem ganz Mortonridge umfaßt worden war. Innerhalb weniger Minuten waren die letzten Lücken geschlossen. Der eigentliche Vormarsch begann.
Siebzehn Serjeants stapften durch den Rauch und Regen, der die Hauptstraße verhüllte, ohne auf die Flammen zu achten, die aus den Häusern rechts und links aufstiegen. Das Feuer aus ihren Maschinenpistolen war auf die Läden konzentriert; ihre elektrostatischen Geschosse jagten durch jeden Spalt und jeden Schlitz, den sie fanden. Im Innern flackerten seltsame Lichter, als hätte jemand ein Nachtclub-Hologramm aktiviert. Rauch quoll aus den Ritzen in den Wänden.
»Halt, aufhören! Genug! Genug! Wir haben genug, gottverdammt! Wir ergeben uns.«
Der Ring aus Serjeants blieb zehn Meter vor dem mittleren Laden stehen, mit gespreizten Füßen, und die Waffen in ihren Händen hämmerten weiter.
»GENUG! Wir ergeben uns!« Die Maschinenpistolen verstummten.
Steinbrocken und Trümmer gerieten in Bewegung, wo vorher das Obergeschoß des Ladens gewesen war, und rollten herab, um platschend im allgegenwärtigen Schlamm zu landen. Hustende, staubbedeckte Gestalten wurden sichtbar. Sechs Besessene kamen hervor, mit erhobenen Händen und einem unbehaglichen Gefühl im Bauch. Weitere Serjeants näherten sich, um die neuen Gefangenen mit den Fesselstöcken abzuführen.
Elena Duncan kam zwei Stunden später in Eayres an. Die Feuer waren zu diesem Zeitpunkt bereits gelöscht, vom Regen erstickt. Sie pfiff anerkennend, als sie aus dem Jeep kletterte, ein Geräusch, das durchdringend genug war, um die Marines zusammenzucken zu lassen. »Das muß ja ein höllischer Kampf gewesen sein«, sagte sie neidisch. Die Fahrzeugkolonne hatte auf der Hauptstraße angehalten. Mehr als die Hälfte der umliegenden Gebäude waren dem Erdboden gleichgemacht worden; von den wenigen, die noch standen, hatten die meisten keine Dächer mehr. Nackte verdrehte Träger ragten in den düsteren Himmel auf. Schwarze Rußflecken an den Wänden wurden langsam vom Regen abgewaschen und gaben den Blick frei auf darunterliegende tiefe Kugellöcher.
Überall sprangen Marines von den Lastern. Es war eine inzwischen vertraute Routine. Bewohnte Gebiete, ganz gleich wie groß, wurden von einer Garnison besetzt. Sie dienten als Reserve für Notfälle und als Etappenlager, und nicht selten wurden Feldhospitäler aufgeschlagen.
Die Besessenen wollten offensichtlich nicht kampflos aufgeben.
Der kommandierende Lieutenant der Königlichen Marines brüllte Befehle, und die Soldaten schwärmten aus, um das Gelände zu sichern. Elena und die restlichen Söldner fingen an, ihren Laster zu entladen. Fünf schmutzverkrustete Sergeants halfen ihnen dabei.
Zuerst kam eine Vielzweckhalle aus programmierbarem Silikon. Ein Oval von fünfundzwanzig Metern Länge, mit offenen Seiten. Es war das Standardzelt des Königlichen Marinekorps von Kulu, gedacht für tropisches Klima, mit einem weit vorstehenden Überdach in Erwartung heftiger Schauer und so konstruiert, daß eine konstante Brise hindurchgehen konnte.
Normalerweise ideal für einen Ort wie Mortonridge, doch jetzt mußten sie die Mechanoiden anleiten, ein höherliegendes Fundament zu errichten und es anschließend mit schnellhärtendem Polymer zu sichern. Es war die einzige Möglichkeit, den Boden trocken und über dem Schlamm zu halten.
Nachdem die Vielzweckhalle stand, wurden die Null-Tau-Kapseln ausgeladen. Eine Doppelreihe Serjeants marschierte durch die
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