Armageddon 05 - Die Besessenen
Hauptstraße heran und eskortierte drei Besessene. Elena rannte zu ihnen und begrüßte sie freudig. Dieser Teil ihrer Aufgabe bereitete ihr den größten Spaß.
Einer der Besessenen hatte aufgegeben, ein Mann Ende sechzig. Elena kannte das bereits. Schmutzig, abgerissene Kleidung. Er machte sich nicht einmal mehr die Mühe, seine Wunden zu heilen. Selbst der Regen durchnäßte ihn. Die beiden anderen waren eher typisch, mit intakter Würde, makelloser Kleidung und nicht einem Kratzer auf der Haut. Der Regen prallte von ihnen ab, als wären sie antihaftbeschichtet. Elena musterte einen der beiden nachdenklich, eine Frau in einem strengen altmodischen blauen Kostüm, mit weißer Bluse und Spitzenkragen und einer Perlenkette um den Hals. Sie trug das wasserstoffblonde Haar in einer Frisur, die genausogut aus Stein hätte gemeißelt sein können, so wenig machten Wind und Wetter den Strähnen aus. Sie erwiderte Elenas Blick mit kaum zu überbietender Herablassung.
Elena nickte dem Serjeant freundlich zu, der die Gefangene führte. Sein Bein steckte in einem nanonischen Verband. »Hmmm. Das ist für heute bereits die dritte von dieser Sorte. Und ich dachte tatsächlich, die Frau wäre einzigartig gewesen.«
»Verzeihung?« fragte der Serjeant.
»Die Besessenen lieben antike Kostümierungen. Ich habe immer wieder in den historischen Dateien meiner Enzyklopädie nachgeschlagen, seit dieser Feldzug begann, und versucht, die verschiedenen Charaktere einzuordnen. Adolf Hitlers sind sehr beliebt, genau wie Napoleons und Richard Saldanas. Und Kleopatra. Eine gewisse Ellen Ripley kommt bei den Frauen häufig vor, aber bisher hat keines meiner Suchprogramme herausgefunden, wer sie dort war.«
Die Frau in dem blauen Kostüm blickte starr geradeaus und grinste verstohlen.
»In Ordnung«, sagte Elena. »Bringen Sie sie herein.«
Die Söldner verbanden die Null-Tau-Kapseln mit den Energiezellen und starteten per Datavis die eingebaute Diagnostik. Elenas ELINT-Block gab ein warnendes Piepsen von sich. Sie umrundete die drei Gefangenen und zog einen Elektrostab aus dem Gürtel. Ihre Stimme drang dröhnend aus dem Lautsprechergrill in ihrem Gesicht und echote durch das Zelt.
»Hört augenblicklich damit auf, Dreckskerle. Ihr habt verloren, und das ist das Ende der Fahnenstange. Es ist zu spät, um jetzt noch zu argumentieren. Die Serjeants mögen zu ehrenhaft sein, um euch bei lebendigem Leib zu rösten, aber ich bin es nicht, verstanden! Und das hier ist mein Teil der Operation. Habt ihr das begriffen?« Der ELINT-Block verstummte. »Gut. Dann kommen wir in den letzten Minuten eures Daseins in diesem Universum prima miteinander zurecht. Falls ihr in eurer letzten Minute noch eine Zigarette rauchen wollt – nur zu. Ansonsten haltet die Klappe; ich will nichts mehr hören.«
»Ich sehe, Sie haben eine Aufgabe gefunden, die zu Ihnen paßt.«
»Hä?« Sie starrte auf den Serjeant mit dem verwundeten Bein herab.
»Wir sind uns in Fort Forward begegnet, kurz nachdem wir angekommen sind. Ich bin Sinon.«
Elenas Klauen schnappten mit einem lauten Klacken zusammen. »Ach ja. Ja, das Kanonenfutter. Tut mir leid, aber für mich seht ihr alle gleich aus.«
»Wir sind alle gleich.«
»Schön, daß Sie bisher überlebt haben, Sinon. Obwohl Gott allein weiß, wie Sie es geschafft haben. Der Versuch, bei diesem Sturm die Küste zu erreichen, war die dümmste militärische Entscheidung, seit die Trojaner das Pferd in ihre Stadt geschleppt haben.«
»Das klingt über Gebühr zynisch.«
»Kommen Sie mir nicht mit dieser Tour. Sie haben bestimmt selbst eine ganz gute Portion Zynismus, wenn Sie so lange überleben konnten. Vergessen Sie nicht die älteste militärische Regel der Menschheit, mein Freund.«
»Melde dich niemals für etwas freiwillig?«
»Generäle machen immer den größten Mist.«
Der Deckel des ersten Sarkophags öffnete sich. Elena richtete ihren Elektrostab auf die Frau in dem blauen Kostüm. »Sie zuerst, Frau Premierminister.« Sinon führte sie mit dem Fesselstab rückwärts in die Kapsel. Metallklammern schlossen sich um ihre Gliedmaßen, und Elena aktivierte einen schwachen Stromfluß. Die Frau starrte sie an, das Gesicht vor Anstrengung verzerrt, während sie gegen die Elektrizität kämpfte.
»Nur für den Fall«, erklärte Elena. »Einige von ihnen versuchen auszubrechen, sobald ihnen dämmert, daß ihre Tage wirklich gezählt sind. Sie können den Fesselstab jetzt lösen, Sinon.«
Die Klammer öffnete sich,
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