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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Uptowner, genossen eine Aussicht, wie sie auf der Erde wohl einzigartig war. Obwohl die Arkologie wenigstens zwei Tage von sieben unter einer dichten, undurchdringlichen Wolkendecke lag, war die heiße Luft in der Tat äußerst klar, wenn die Wolken abgezogen waren. Weit unten, unter den transparenten hexagonalen Paneelen, aus denen die Kuppeldächer zusammengesetzt waren, wogte das Leben nur zu ihrem persönlichen Amüsement. Am Tag strömte ein exotisches Gedränge aus Fahrzeugen über das erhabene dreidimensionale Geflecht aus Straßen und Schienen. In der Nacht verwandelte sich das Gewimmel in eine schimmernde Tapisserie aus neonfarbenen Pixeln.
    Rings um den Reagan Tower erstreckten sich Wolkenkratzer und Straßen sternförmig in konzentrischen, von tiefen Carbobetonschluchten durchbrochenen Kreisen wie Luftwurzeln, die den Hauptturm stützten. Die unteren Ebenen dieser Schluchten, wo die Basen der Sternenkratzer doppelt so breit waren wie die Spitzen, waren bis in eine Höhe von einhundertfünfzig Metern vollgestopft mit sich kreuzenden Straßenbändern. Hohe Expreßwege, von denen an jeder Kreuzung Zufahrtsstraßen zu den lokalen Verkehrswegen weiter unten abgingen, breite, dem Güterverkehr vorbehaltene Fernstraßen, die vom Gewicht der vierundzwanzig Stunden am Tag dumpf darüber hinwegrumpelnden Achtzigtonner erzitterten und sich schlangengleich in Tunnel und unterirdische Laderampen wanden, Metro-Waggons, die über ein Labyrinth aus Schienen jagten, das nur eine KI zu kontrollieren imstande war.
    In Bodennähe waren die Mieten günstig, und es gab wenig Licht, dafür um so mehr Lärm. Die schwere Luft, die zwischen den schmutzigen Außenwänden zirkulierte, war schon Hunderte Male zuvor geatmet worden. Entropie in der Arkologie bedeutete eine Bewegung nach unten. Alles, was abgenutzt war, erschöpft, obsolet, démodé oder ökonomisch redundant – es kam nach unten und setzte sich am Boden ab, wo es nicht mehr tiefer sinken konnte. Menschen wie Objekte ohne Unterschied.
    Hütten breiteten sich zwischen dem Zickzack aus Stützträgern aus, die die Lücken zwischen den Wolkenkratzern überbrückten, armselige Iglus, die aus weggeworfenem Plastik und Carbotanium-Komposit zusammengesetzt waren und sich im Lauf der Jahrzehnte immer weiter ausgebreitet hatten, bis sie selbst ihr eigenes lichtaussperrendes Dach bildeten. Unter ihm, an den Straßen selbst, befanden sich die Marktstände und Schnellimbisse, eine Basarwirtschaft, wo Waren aus fünfter Hand und abgelaufene Lebensmittel in einem ewigen Kreislauf von einer Hand zur anderen gingen. Das Verbrechen war an der Tagesordnung und allgegenwärtig; Banden beherrschten ihre Gebiete, Pusher beherrschten die Banden. Die Polizeistreifen patrouillierten nur symbolisch und nur tagsüber; sobald die nie sichtbare Sonne hinter den Rändern der hohen Kuppeln versank, war von ihnen nichts mehr zu sehen.
    Das war Downtown. Es war überall, aber immer unter den Füßen der normalen Bürger und unsichtbar. Quinn liebte Downtown. Die Menschen, die hier lebten, waren schon fast im Reich der Schatten; nichts von allem, was sie taten, beeinträchtigte die normale Welt auch nur im geringsten.
    Er trat aus der Metro hinaus auf eine düstere Straße, die mit baldachinüberdachten Ständen und räderlosen Lieferwagen vollgestopft war und deren Besitzer wachsam über ihre Waren wachten. Graffiti kämpften mit blassem Schimmel an den Wänden der Sternenkratzer um Platz. Es gab nur wenige Fenster, und selbst diese waren lediglich vergitterte Schlitze, die kaum etwas von den verwahrlosten Läden und Bars im Innern preisgaben. Das metallische Donnern von den Straßen hoch oben war ebenso permanent wie der Wind, der den Lärm herbeitrug.
    Flüchtige Blicke gingen in Quinns Richtung, bevor die Augen aus Furcht vor zu engem Kontakt niedergeschlagen wurden. Quinn grinste in sich hinein, während er zuversichtlich an den Ständen vorbeischlenderte. Als wäre sein Benehmen nicht bereits genug, um ihn als Eindringling zu brandmarken, hatte er sich auch wieder in seine pechschwarze Priesterrobe gehüllt.
    Es war am einfachsten so. Er wollte die Sekte aufspüren, doch er war noch nie zuvor in New York gewesen. Jeder hier in Downtown kannte die Sekte, hier gewann sie die meisten neuen Mitglieder. Ganz sicher gab es in der Nähe einen Versammlungsort; es war immer so. Quinn mußte lediglich jemanden finden, der sich auskannte.
    Er hatte den Ausgang der Metro noch keine siebzig Meter weit hinter

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