Armageddon 05 - Die Besessenen
können Sie sich direkt auf den Block Ihrer Schwester aufschalten.«
Louise sandte den Kode an den Block und war erfreut darüber, wie wenig Probleme sie im Umgang mit ihrer Nanonik hatte. Dann schloß sie die Augen. Die Welt ringsum begann sich zu drehen. Es war eine sehr eigenartige Welt. Sie besaß die gleichen Dimensionen wie das Innere von Judes Eworld, doch es war eine Höhle aus Onyx, und jede Oberfläche entsprach irgendwelchen Wänden oder Regalen oder Verkaufstheken. Fette Stalagmiten hatten die Flekständer verdrängt. Die Menschen hatten sich in gewaltige schwarze und silberne Cyborgs verwandelt, mit gelben Kolben als Gliedmaßen.
»Ist das nicht fabelhaft?« jauchzte Genevieve. »Alles, was man ansieht, verändert sich!«
»Ja, Gen, es ist gut.« Sie sah, wie sich der Mund eines der Cyborgs klappernd öffnete, um ihre eigenen Worte zu sprechen, und mußte lächeln. Der Mund des Cyborgs erstarrte offen. Louise beendete den Empfang der Übertragung.
»Es gibt zur Zeit ungefähr fünfzig verschiedene Texturprogramme für dieses Gerät«, erklärte Andy eifrig. »Jenes dort nennt sich Metalpunk Wasteland. Es ist sehr beliebt bei den Jüngeren. Außerdem gibt es noch eine Audioperipherie, mit der man sogar die Geräusche und Stimmen verändern kann.«
»Bitte, Louise«, bettelte Genevieve. »Ich möchte diesen hier!«
»Schon gut, schon gut.«
Andy sandte einen Datavis-Befehl an das Demonstrationsgerät. Genevieve setzte einen Schmollmund auf, als die Höhle sich in den Laden zurückverwandelte. Andy begann Schachteln und kleine Flekhüllen auf dem Tresen zu stapeln.
»Welche Zusatzprogramme möchten Sie?« wandte er sich an Louise.
Sie konsultierte das entsprechende Softwaremenü, das bereits in die NAS2600 integriert war. »Den Nachrichtenspürer, den globalen Adressenfinder, den Tracker, hmmm … das Schwangerschaftsüberwachungsmodul für meinen physiologischen Monitor. Und das universelle Mailprogramm. Das ist alles, glaube ich.«
»Sie haben Anspruch auf weitere zwanzig, wie bereits gesagt.«
»Das weiß ich. Muß ich mich denn heute schon entscheiden? Ich bin nämlich nicht sicher, was ich sonst noch alles gebrauchen kann.«
»Nehmen Sie sich soviel Zeit, wie Sie wollen. Sie können jederzeit vorbeikommen. Aber ich würde Ihnen noch NetA empfehlen, damit hätten Sie Ihre eigene elektronische Adresse. Sie müßten zwar eine jährliche Gebühr an die Betreiberfirma entrichten, aber ohne NetA kann niemand mit Ihnen in Kontakt treten. Oh, und StreetNAV selbstverständlich, falls Sie vorhaben, in London zu bleiben. Die Software zeigt Ihnen sämtliche Abkürzungen und wie man öffentliche Transportmittel benutzt.«
»In Ordnung, prima. Ich nehme sie.« Weitere Flekschachteln tauchten auf dem Tresen auf. »Und natürlich diesen Block für elektronische Kriegführung, von dem wir vorhin gesprochen haben.«
»Selbstverständlich.«
Das Gerät unterschied sich kaum von ihrem gewöhnlichen Prozessorblock, ein anonymes Kästchen aus dunkelgrauem Plastik.
»Wer kauft eigentlich diese Wanzen und derartiges Zeug?« fragte sie.
»Das läßt sich nicht so eindeutig beantworten. Jeder ist ein potentieller Kunde. Eine Frau, die herausfinden möchte, ob ihr Freund sie betrügt. Ein Manager, der wissen möchte, ob seine Mitarbeiter ihn übers Ohr hauen. Perverse Voyeure. Aber hauptsächlich natürlich Privatdetektive. Manchmal ist dieser Laden ein richtiger Treffpunkt von Gespenstern, wenn Sie verstehen.«
Louise gefiel die Vorstellung nicht im mindesten, daß jeder, der Lust darauf hatte, hingehen und Freunde und Feinde ohne Unterschied ausspionieren konnte. Es sollte wirklich ein paar Beschränkungen geben, wer solche Gegenstände kaufen durfte. Andererseits schienen Beschränkungen nicht gerade etwas zu sein, von dem es auf der Erde viel gab.
Mit einem entschuldigenden Lächeln schob Andy ihr den Kassenblock hin. Louise bemühte sich nicht zu erschauern, als sie den Betrag aus ihrer Jupiter-Kreditdisk transferierte. Dann reichte sie Genevieve den Realview-Prozessorblock sowie ein Paket Einweglinsen, und mit einem lauten Jubelschrei riß Louises kleine Schwester noch im Laden die Packung auf.
»Ich sehe Sie dann wieder, wenn Sie wegen der restlichen Software vorbeischauen?« fragte Andy. »Und falls Sie Ihre Meinung wegen der … der anderen Sache doch noch ändern sollten, würde ich mit Freuden für Sie bürgen. Ich bin dazu berechtigt. Schließlich bin ich ein volljähriger Bürger von
Weitere Kostenlose Bücher