Armageddon 05 - Die Besessenen
ist nicht Teil meines Problems.«
»Könnte es aber werden, falls sie sich hinterher entscheiden, um Einbürgerung zu bitten.«
»O Gott.« Sie kuschelte sich enger an ihn. »Nein. Nein, ich werde nicht darüber nachdenken, jedenfalls nicht im Augenblick.«
»Kluges Mädchen. Du möchtest also meine Meinung hören?«
»Deswegen bin ich gekommen.«
»Du kannst die Situation der Serjeants unmöglich ignorieren. Wir sind ganz und gar von ihnen abhängig, um Mortonridge zu befreien, und bis dahin ist es noch ein höllisches Stück Arbeit.«
»Bisher haben wir einhundertachtzigtausend Menschen von ihren Possessoren befreit. Siebzehntausend Tote; damit bleiben eins Komma acht Millionen, die wir noch retten müssen.«
»Genau. Und die schwersten Kämpfe stehen uns erst noch bevor. Wenn die Serjeants im gegenwärtigen Tempo weiter vorrücken, werden sie spätestens übermorgen die ersten Gegenden erreichen, wo sich die Besessenen zusammengerottet haben. Wenn du den Vormarsch bereits jetzt verlangsamst, werden die Serjeants schwere Verluste erleiden, noch bevor es soweit ist. Das ist nicht gut. Ich würde sagen, laß die Dinge so, wie sie sind, bis die Frontlinie bei diesen Gegenden angekommen ist. Dann kannst du auf General Hiltchs Taktik umschwenken und sie mit größerer Überlegenheit angreifen.«
»Eine sehr logische Lösung«, sagte sie und starrte in ihr Weinglas. »Wenn doch nur Zahlen das einzige wären, was ich bedenken muß. Aber sie verlassen sich auf mich, Edward. Alle.«
»Wer?«
»Die Menschen, die noch immer von ihren Possessoren beherrscht werden. Selbst jetzt, eingesperrt im eigenen Körper, wissen sie, daß die Befreiung bevorsteht, eine endgültige Rettung vor dieser Obszönität. Sie vertrauen auf mich, Edward. Sie vertrauen darauf, daß ich sie von diesem Übel befreie. Und ich habe ihnen gegenüber eine Pflicht zu erfüllen. Eine Pflicht, die eine der wenigen wirklichen Bürden ist, die die Menschen meiner Familie auferlegen. Jetzt, da ich weiß, wie ich die Zahl meiner getöteten Untertanen verringern kann, darf ich dieses Wissen nicht aus taktischen Erwägungen heraus ignorieren. Das käme einem Verrat gleich, ganz zu schweigen von Betrug und Machtmißbrauch.«
»Die beiden einzigen Dinge, die einem Saldana unmöglich sind.«
»Richtig. Aber wir hatten auch ziemlich lange ein leichtes Leben, oder nicht?«
»Sagen wir lieber: In Maßen schwierig.«
»Aber wenn ich die Verluste klein halten möchte, dann muß ich die edenitischen Serjeants bitten, den Kopf für uns hinzuhalten. Weiß du, was mir daran am meisten Kummer bereitet? Daß die Menschen es von mir erwarten. Ich bin eine Saldana, und sie sind Edeniten. Was könnte einfacher sein für jemanden wie mich?«
»Die Serjeants sind keine richtigen Edeniten.«
»Wir wissen nicht genau, was zur Hölle sie sind, nicht mehr. Acacia hat ihre Worte sehr gründlich überlegt. Wenn sie genügend beunruhigt ist, um mich in das Problem einzuweihen, dann muß es ein bedeutsamer Faktor sein. Ein Faktor, den ich nicht aus der menschlichen Gleichung herausfallen lassen kann. Verdammt, diese Serjeants sollten Automaten sein!«
»Die Befreiungsaktion war von Anfang an eine sehr überstürzte Unternehmung. Ich bin sicher, daß dieses Problem niemals aufgetreten wäre, wenn wir den Molekularbiologen vom Jupiter genügend Zeit für die Entwicklung eines richtigen Soldatenmodells gelassen hätten. Aber wir mußten das Design von Tranquility ausleihen, von der Lady Ruin. Sieh mal, General Hiltch hat den Oberbefehl über die gesamte Kampagne. Laß ihn die Entscheidung treffen. Schließlich wird er dafür bezahlt.«
»Laß mich nicht im Stich«, murmelte sie. »Nein, Edward, diesmal funktioniert das nicht. Ich bin diejenige, die darauf bestanden hat, die Verluste zu reduzieren. Ich trage die Verantwortung.«
»Du möchtest einen Präzedenzfall schaffen.«
»Wohl kaum. Ich denke nicht, daß eine solche Situation noch einmal vorkommen wird. Wir alle bewegen uns in neuen und unbekannten Gewässern und durch stürmisches Wetter. Das erfordert eine kompetente und vernünftige Führung. Wenn ich nicht imstande bin dazu, dann hat in letzter Instanz die Familie versagt. Wir Saldanas haben die letzten vierhundert Jahre damit verbracht, unsere Gene für diese Verantwortung zu perfektionieren. Wir sind allesamt Staatsmänner, und ich werde mich unter keinen Umständen vor einem drängenden Problem drücken, koste es, was es wolle. Es würde nach Feigheit stinken,
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