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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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einem jüngeren Soldaten Mut zusprach. Falls Sinon wie alle anderen Edeniten war, hatte er wenigstens einhundertfünfzig Jahre gelebt, bevor seine Erinnerungen in die Habitat-Multiplizität eingegangen waren. Älter als Ralphs Großvater.
    »Ah, Lalonde«, sagte Sinon. »Ich war nie dort. Ich war früher Besatzungsmitglied an Bord eines Voidhawks.«
    »Dann haben Sie nichts versäumt. Ich war jahrelang dort stationiert.«
    Jemand fing an zu weinen.
    Es war ein erbärmliches Schluchzen voller Bitterkeit und Verzweiflung. Ralph wandte den Kopf und sah zwei der aufgerüsteten Söldner, die einem Mann aus der Null-Tau-Kapsel halfen. Er steckte in abgerissener grauer Kleidung, die sich kaum von dem überall wuchernden faltigen Krebsgewebe aus aderndurchsetztem Fleisch abhob.
    »Ach du Scheiße!« entfuhr es Elena Duncan. »Bitte entschuldigen Sie uns, Sir, aber es sieht aus, als hätten wir es mit einem weiteren Fall von akuter Anorexie zu tun.« Sie eilte zu dem Mann, um ihren Kameraden zu helfen. »In Ordnung, wir setzen ihm ein paar Proteininfusionen. Schnell.« Der ehemalige Besessene erbrach sich. Es war ein dünnflüssiger grüner Schleim, an dem er beinahe zu ersticken drohte.
    »Kommen Sie«, sagte Ralph. »Wir stehen hier nur im Weg.« Er führte die anderen aus der Halle, voller Scham darüber, daß seine beste Möglichkeit zu helfen darin bestand, vor dem Grauen davonzulaufen.
     
    Stephanie ging nach draußen auf den Balkon und setzte sich in einen der gepolsterten Liegestühle neben Moyo. Von hier aus konnte sie die gesamte Hauptstraße Kettons überblicken. Kleine Trupps von Annette Eklunds Guerilla-Armee marschierten hin und her. Sämtliche Spuren von Schlamm und Chaos waren rigoros aus der Stadt verbannt worden, und alles sah durch und durch aus wie eine blühende Gemeinde. Selbst die großen roten Bäume am Straßenrand und der Park waren in bestem Zustand. Im Park wuchs ein dichter Teppich aus topasfarbenen Blumen.
    Die fünf hatten in einem hübschen georgianischen Stadthaus mit orangefarbenen Ziegelmauern und weißen geschwungenen Fensterstürzen Quartier bezogen. Der Balkon zog sich über die gesamte Vorderfront und war mit einem schmiedeeisernen Geländer bewehrt. Es war ein wunderschönes Gebäude direkt außerhalb des zentralen Geschäftsviertels, wo sie von zwei Männern aus Annette Eklunds Guerilla bewacht wurden. Sie standen zwar nicht direkt unter Hausarrest, aber man wollte ganz offensichtlich verhindern, daß sie umherwanderten und sich einmischten. Sehr zu Cochranes Mißmut.
    Doch Annette Eklund und ihre loyalen Anhänger kontrollierten den rasch schrumpfenden Vorrat an Nahrungsmitteln, und damit besaßen sie auch die Macht, um die Regeln niederzuschreiben.
    »Ich hasse diesen Ort«, sagte Moyo. Er lag fast horizontal in seinem Stuhl und hatte einen Margarita in der Hand. Vier leere Gläser reihten sich bereits auf dem Tisch neben ihm, und die salzüberkrusteten Ränder schmolzen im feuchten Niederschlag. »Hier ist alles falsch. Das reinste Blendwerk. Spürst du die Atmosphäre?«
    »Ich weiß, was du meinst.« Sie beobachtete die Männer und Frauen, die sich unten auf der Straße bewegten. Überall in Ketton bot sich das gleiche Bild. Die Armee traf Vorbereitungen, um die Stadt gegen die Serjeants zu verteidigen, die in sicherer Entfernung aufmarschierten. Befestigungen entstanden zuerst als geisterhafte Schemen in der Luft, bevor sie mit Hilfe energistischer Kräfte materialisierten.
    Kleinere Fabriken in den Randbezirken waren unter Devlins Kommando gestellt worden. Seine Techniker arbeiteten rund um die Uhr, um neue Waffen herzustellen. Jeder bewegte sich mit einem Ziel vor Augen, und indem er dies tat, trug er zur allgemeinen Zuversicht bei.
    »Das ist eine faschistische Effizienz«, sagte sie. »Alle rackern sich für die Eklund ab, nicht für sich selbst. Und wenn erst die Serjeants hier sind, geht alles vor die Hunde. Es ist so sinnlos.«
    Seine Hand tastete umher, bis er ihren Arm gefunden hatte. Dann hielt er sie fest. »Das ist die menschliche Natur, Liebes. Sie haben Angst, und die Eklund nutzt es aus. Die Alternative zum Kampf ist bedingungslose Kapitulation, und das werden sie unter keinen Umständen tun. Nicht einmal wir haben uns dazu überwinden können.«
    »Aber der einzige Grund, weshalb sie in dieser Lage stecken, ist die Eklund. Wir werden nicht kämpfen. Ich jedenfalls nicht.«
    Er nahm einen großen Schluck. »Ach, vergiß es doch einfach. Noch vierundzwanzig

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