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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Dinge hier draußen laufen ein wenig anders, als sie nach Meinung der KI sollten.«
    »Das ist einer der Gründe, weshalb ich hier bin. Um mich mit eigenen Augen zu überzeugen, wie Sie zurechtkommen.«
    »Halbwegs. Am ersten Tag herrschte das reinste Durcheinander. Wir hätten die Flugzeuge wirklich gut gebrauchen können, um unsere Verwundeten und die ehemaligen Besessenen hinauszufliegen. Die Fahrt über die holprigen Straßen zurück zur Küste bekommt ihnen ganz bestimmt nicht sonderlich gut.«
    Sie kamen zu der großen Halle, in der Elena Duncan und ihr Team arbeiteten. Die mächtige aufgerüstete Söldnerin begrüßte Ralph mit einem lässigen Salutieren. Ihre Klauen klickten entschuldigend, als sie sagte: »Wir haben nicht viel Platz für Formalitäten hier drin, Sir. Dazu ist es zu voll. Sehen Sie sich an, was immer Sie wünschen, aber lassen Sie meine Leute ihre Arbeit tun, bitte. Sie sind im Augenblick sehr beschäftigt.«
    In der Mitte der Halle standen zehn Null-Tau-Kapseln in einer Reihe, und alle waren eingeschaltet. Die großen Maschinen mit ihren dicken Stromkabeln und dem kompakten Mosaik aus Komponenten wirkten seltsam fehl am Platz. Oder in der Zeit, dachte Ralph. Der Rest der Halle wurde von Pritschen für die Serjeants eingenommen. Es war ein Feldhospital, dessen unübersehbare Primitivität in Ralph tiefe Bestürzung auslöste. Elenas Söldner versorgten die großen dunklen BiTek-Konstrukte mit großen Plastikflaschen und Einwegtüchern. Die Luft war von einem starken chemischen Geruch durchdrungen, den Ralph nicht einordnen konnte. Er meinte sich schwach daran zu erinnern, aber da war nichts, was er in den Speicherzellen seiner neuralen Nanonik indiziert hätte, und auch keine didaktische Erinnerung – obwohl diese Methode berüchtigt war für ihre Ungenauigkeit, was Gerüche anging.
    Ralph trat zu dem ersten der verwundeten Serjeants. Das gewaltige Konstrukt saugte am Mundstück eines durchsichtigen Polyethylenschlauchs mit bernsteinfarbener Nährflüssigkeit darin, die aussah wie goldener Honig.
    »Wurden Sie von den Mörsern verwundet?«
    »Nein, General«, antwortete Sinon. »Ich war nicht hier, als der Beschuß losging. Schätze, ich habe Glück gehabt. Bisher habe ich an sechs Gefechten teilgenommen, die zur Gefangennahme Besessener geführt haben, und stets nur unbedeutende Verwundungen davongetragen. Unglücklicherweise bedeutet das auch, daß ich den ganzen Weg von der Küste bis hierher zu Fuß zurücklegen mußte.«
    »Und was ist geschehen?«
    »Die Feuchtigkeit, Sir. Ich fürchte, sie ist unmöglich zu vermeiden. Wie gesagt, ich habe lediglich kleinere Verwundungen davongetragen, winzige Haarrisse in meinem Exoskelett. Obwohl sie für sich selbst genommen ungefährlich sind, bilden sie einen idealen Nistplatz für verschiedene Arten einheimischer Pilzsporen.« Sinon deutete auf seine Beine.
    Jetzt, nachdem er wußte, wonach er suchen mußte, entdeckte Ralph die langen bleigrauen Risse, die sich kreuz und quer über die Beine des Serjeants zogen wie dünner fransiger Samt. Ralph blickte zu der Reihe von Pritschen und bemerkte ein paar Serjeants, bei denen die Pilze voll ausgewachsen waren. Ihre Beine sahen aus wie von einem dichten pelzigen Flaum überzogen, fast wie aufgeweichte Korallen.
    »Mein Gott! Tut das …?«
    »Weh?« fragte Sinon. »Nein. Bitte machen Sie sich keine Gedanken deswegen, Sir. Ich spüre keinen Schmerz, jedenfalls nicht als solchen. Selbstverständlich bemerke ich die Anwesenheit dieses Pilzes, und er erzeugt ein recht unangenehmes Jucken. Das größte Problem stellen jedoch die Stoffwechselprodukte dar, die in meinen Kreislauf eindringen. Wenn der Pilz sich ungehindert ausbreiten könnte, würde er so viele Toxine ausschütten, daß meine Organe sie nicht mehr filtern könnten.«
    »Gibt es eine Behandlungsmöglichkeit?«
    »Eigenartigerweise ja. Man reibt die betroffenen Stellen mit Alkohol ein, wodurch der größte Teil abstirbt. Anschließend gibt man Jodtinktur auf die Wunden, dadurch wird das weitere Wachstum gestoppt. Natürlich kommen neue Sporen in die Risse, sobald wir das Sanitätszelt verlassen, und bei dieser Hitze und Feuchtigkeit vermehren sie sich rasend schnell.«
    »Jod«, sagte Ralph. »Ich wußte, daß ich diesen Geruch irgendwoher kenne. In den kirchlichen Krankenhäusern auf Lalonde wurde es ebenfalls verwendet.«
    Die Absurdität der Situation setzte ihm nicht wenig zu.
    Er konnte kaum die Rolle des väterlichen Offiziers spielen, der

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