Armageddon 05 - Die Besessenen
geworden. Diejenigen, die ihn am längsten kannten, bekamen es mit der Angst zu tun, doch Kiera schien seine kaum verhüllte Wut nicht zu spüren. »Wenn ich jemanden brauche, der mir sagt, wie ich meine Organisation zu führen habe, dann gebe ich dir Bescheid. Hast du das begriffen, Puppe? Oder muß ich erst richtig deutlich werden, damit es in deinen Schädel geht?«
»Ich habe es gehört, Al.« Ihr Tonfall klang spöttisch gelassen.
»Sehr schlau von dir. Und jetzt zu euch anderen. Ich möchte, daß ihr anfangt das zu tun, was ich gesagt habe. Wir müssen hart durchgreifen. Ich will, daß Ordnung einkehrt, und zwar schleunigst. Gebt die Parole an eure Leute weiter; von jetzt an spurt ihr, oder ihr seid draußen. Und damit meine ich an einem Ort, an den sich keiner von euch zurückwünscht.«
Al befahl Emmet Mordden und Silvano noch zu bleiben, als die anderen aus dem Zimmer trotteten. Er legte einen Schalter um, und die Wand klärte sich. Ungeduldig wartete er, bis die transparenten Wellen geglättet waren. In seinem aufgebrachten Zustand fiel es ihm schwer, seine energistische Störstrahlung zu kontrollieren. Schließlich war der Bildschirm stabilisiert und zeigte einen Ausblick über das Taktische Operationszentrum der strategischen Verteidigung. Fünf Männer saßen hinter langen Konsolenreihen, zwei davon spielten Karten.
»Dieses Miststück ist gut«, begann Al. Er war mehr überrascht als alles andere.
»Sie war mit einem Politiker verheiratet«, sagte Silvano. »Sie weiß, wie sie die Leute auf ihre Seite ziehen kann.«
»Jedenfalls hat sie mich fast überzeugt, daß es gar nicht die schlechteste Idee ist, wenn wir unsere Ärsche von hier wegschaffen«, brummte Al. Er wandte sich zu seinen beiden Unterführern um. »Emmet, was ist dran an ihren Worten? Hat sie recht? Können wir den Planeten von hier wegschaffen? Ich meine, auf der Stelle?«
Emmet wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Al, ich kann die Maschinen dazu bringen, daß sie für dich arbeiten. Ich kann ein paar Dinge reparieren und dafür sorgen, daß alles richtig eingestöpselt ist. Aber Scheiße, Fragen wie diese … das ist einfach nicht mein Gebiet, Al. Absolut nicht. Dazu bräuchte man einen theoretischen Physiker, oder vielleicht auch einen Priester. Andererseits – auch wenn die Konföderation herausfindet, wie sie uns zurückholen kann, dann wird das bestimmt nicht morgen sein. Wir wären für lange, lange Zeit sicher. Und vielleicht könnten wir in dieser Zeit sogar herausfinden, wie wir uns selbst dort halten. Scheiße, ich weiß einfach keine Antwort, Al.«
»Ha!« Al setzte sich. Noch immer schwelte die Wut in ihm, weil er bei der Konfrontation mit Kiera so verdammt schlecht ausgesehen hatte. »Ha, und wir werden auch keine Antwort kriegen! Dieses gottverdammte Miststück! Jetzt, nachdem sie sich offen dafür ausgesprochen hat, von hier zu verschwinden, muß ich natürlich den Standpunkt vertreten, daß wir hierbleiben. Und ihr könnt sicher sein, daß sie ihre Meinung lauthals verkündet.«
»Es ist eben sehr verlockend für uns alle, dieses Universum zu verlassen«, sagte Silvano. »Es ist ein grundlegendes Bedürfnis. Vielleicht solltest du dich dem Unvermeidlichen beugen, Boß.«
»Du meinst, ich soll einen Rückzieher vor diesem Miststück machen?«
»Nicht vor ihr, nein. Aber sie steht hinter einer Idee, für die alle sind.«
»Ich brauche die Blackhawks aber noch eine Weile«, entgegnete Al. »Emmet, wie weit bist du mit dem Bau eines weiteren Nahrungsspenders?«
»Sorry, Al, ich hatte noch keine Zeit.«
»Von jetzt an hast du sie.«
Banneth war mit den Vorbereitungen an Kilian beschäftigt, als einer der Senior-Akolythen an der Tür ihres Allerheiligsten klopfte. Kilian gurgelte schwach, während sie den dünnen Schlauch tiefer in ihn schob.
»Ich bin gleich wieder zurück«, versprach sie ihm freundlich und klemmte den Einschnitt ab, um die Blutung zu unterbinden. Auf dem Weg zur Tür streifte sie die dünnen Latexhandschuhe ab.
»Ein Leichnam, Hoher Magus!« keuchte der Akolyth. »Ein Leichnam im Tempel!«
Banneth runzelte die Stirn. »Wer?«
»Akolyth Tilkea, Hoher Magus. Er ist geschlachtet worden. Wir wußten nichts davon und haben auch keine Genehmigung erteilt. Tilkea war einer der Besseren.«
»Ich verstehe.« Banneth verriegelte die Tür ihres Allerheiligsten mit einem Datavis-Kode, während sie in Richtung des Tempels losmarschierte. »Wie schrecklich. Ein ungenehmigter
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