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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Leichnam.«
    »Jawohl, Hoher Magus«, stimmte der Akolyth ihr nervös zu. Wie alle anderen im Sektenhauptquartier wußte auch er nie, wann Banneth scherzte und wann nicht.
    Die Szenerie war auch nach den Standards der Sekte extrem. Die Überreste von Tilkea hingen an hauchdünnen Carbonfasern über dem Altar, Arme und Beine weit gespreizt. Große Haken waren durch die Haut über seinen Schulterblättern, dem Gesäß, den Handgelenken und den Knöcheln geschlagen und mit den Drähten verbunden. Seine Brust war vom Schritt bis zur Kehle aufgeschlitzt, die Rippen auseinandergebogen und die inneren Organe herausgefallen. Sie schwammen in einer großen Blutlache auf dem Altar. Banneth umrundete den Leichnam vorsichtig, während eine Traube junger Akolythen in respektvoller Entfernung wartete. Was für eine Ironie, dachte sie, daß ein Toter im Tempel, wo wir im Verlauf der letzten Jahrzehnte Hunderte von Menschen umgebracht haben, soviel Beklommenheit auslöst. Ein Zeichen der Zeit.
    Das Blut war immer noch warm. Banneth zog einen kleinen medizinischen Prozessorblock aus der Tasche und drückte den Sensor gegen Tilkeas glänzende Leber. »Er ist höchstens eine halbe Stunde tot«, stellte sie fest. »Hatte er Dienst im Tempel?«
    »Jawohl, Hoher Magus.«
    Sie setzte sich per Datavis mit dem Netzprozessor des Hauptquartiers in Verbindung und instruierte die Maschine, die Sicherheitssysteme zu überprüfen. Niemand hatte im Verlauf der letzten Stunde das Gebäude verlassen. »Ich möchte, daß jeder Ausgang von einer Gruppe aus fünf Akolythen bewacht wird«, befahl sie.»Ihr könnt die Handfeuerwaffen austeilen. Chemisch getriebene Projektile, sonst nichts.«
    Die Senior-Akolythen beeilten sich zu gehorchen. Als Banneth sich erhob, bemerkte sie die Schriftzeichen auf der Wand hinter dem Altar. Jemand hatte Tilkeas Herz als Schwamm benutzt und mit seinem Blut geschrieben: DIE DUNKELHEIT IST GEKOMMEN. Ihr Blick wanderte von der Schrift zu den Drähten, die in den Schatten hoch oben an der Decke verschwanden. »Wer hat die Drähte dort festgebunden?« fragte sie leise. Keine besonders schwierige Aufgabe, aber wohl kaum zu bewältigen, ohne daß es bemerkt wurde. Die Akolythen zuckten hilflos die Schultern.
    – Das ist ein sehr komplizierter Mord, berichtete Banneth Westeuropa. – Offensichtlich war einige Zeit für die Vorbereitungen erforderlich. Außerdem wäre es selbst für die Besessenen schwer, das Gebäude unbemerkt zu betreten und wieder zu verlassen. Meine KI überwacht ununterbrochen sämtliche elektronischen Apparate.
    – Für Dexter wäre es ein Leichtes, antwortete Westeuropa. – Nach allem, was wir bisher gesehen haben, kann er jegliche Elektronik umgehen. Ich schätze, er will einen Nervenkrieg anfangen. Falls er tatsächlich so fixiert ist auf Sie, wie wir glauben, dann wird ihm ein schneller Tod wohl kaum genügen.
    – Wahrscheinlich haben Sie recht.
    – Kopf hoch, es bestätigt zumindest, daß er sich noch immer in Edmonton aufhält. Und wenn Tilkea erst vor einer halben Stunde umgebracht wurde, kann er unmöglich bereits verschwunden sein. Ich werde unverzüglich die Vakzüge abschalten.
    – Wenn Dexter sich unsichtbar machen kann, dann befindet er sich wahrscheinlich in diesem Augenblick noch hier im Tempel. Banneth widerstand dem Zwang, sich in dem düsteren Tempel mit seinen vielen Nischen umzusehen. – Ich könnte mir vorstellen, daß er meine Reaktion beobachten will.
    – Machen Sie ihn glücklich. Schreien Sie, fallen Sie in Ohnmacht, irgendwas.
    – Ich werde für die Zukunft daran denken.
    – Vielleicht sollten Sie Ihren Geschlechtszyklus früher wechseln, schlug Westeuropa vor. – Verwandeln Sie sich in einen Mann.
    – Ich verstehe nicht, was das mit dieser Geschichte zu tun haben soll.
    – Männliche Aggressivität wäre wahrscheinlich angemessener für die Situation. Dexter ist immerhin ein wahnsinniger Psychopath.
    Banneth sandte ein trockenes Lachen durch das Affinitätsband. – Das ist eines meiner höher geschätzten Privilegien; ich kenne die psychologischen Profile der beiden menschlichen Geschlechter äußerst genau. Ich kann die jeweiligen Schwächen und Stärken besser abschätzen als jeder andere. Männer haben weniger Gewissensbisse, das ist ohne Zweifel wahr, aber Ihre Behauptung, daß Männer härter und aggressiver wären als wir Frauen, ist nichts weiter als eine egoaufwertende Lüge, die sie sich immer wieder selbst erzählen.
    – Wie charmant. Schön, falls Ihnen

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