Armageddon 05 - Die Besessenen
die Rampe nach unten.
Plötzlich war Joshuas besorgte Stimme in ihren BiTek-Prozessoren. »Ich fürchte, ihr kriegt Gesellschaft«, verkündete er.
Die Lady Macbeth beschleunigte mit sechs g. Sie befand sich eine Viertel Million Kilometer über Hesperi-LN und steuerte in einer flachen Kurve über den Nordpol der Tyrathca-Welt. Zwei aus jeweils fünf Schiffen bestehende Geschwader der Tyrathca waren auf Abfangkurs gegangen. Sie stiegen mit eineinhalb g aus ihren Hunderttausend-Kilometer-Orbits auf. Joshua machte sich ihretwegen keine Sorgen, genausowenig wie wegen der drei Schiffe, die zu den Zwillingsmonden unterwegs waren, um die Possen der beiden BiTek-Schiffe zu untersuchen. Was ihm Kopfzerbrechen bereitete war die vierte Gruppe von vier Schiffen, die direkten Kurs auf Tanjuntic-RI genommen hatten. Die Weltraumarche war gegenwärtig nur fünfundsiebzigtausend Kilometer von der Lady Macbeth entfernt.
»Tanjuntic-RI ist definitiv ihr Ziel«, meldete Beaulieu. »Sieht aus, als wollten sie herausfinden, was hier vor sich geht.«
»Na wunderbar«, knurrte Joshua. »Und die einzige Möglichkeit, sie daran zu hindern, besteht darin, daß wir uns als feindlich erweisen.«
»Ich denke, das wissen sie bereits«, entgegnete Sarha mit soviel Ironie in der Stimme, wie Fünf-g-Beschleunigung erlaubten.
Sobald die Lady Macbeth auf ihren gegenwärtigen Kurs gegangen war, hatte Joshua drei Kombatwespen gestartet. Er hatte keine genaue Zieldefinition vorgegeben, lediglich den Planeten, und sie waren so programmiert, daß sie zehntausend Kilometer über der Atmosphäre detonieren würden – sollten sie überhaupt soweit kommen. Doch die Tyrathca wußten das natürlich nicht. Sie hatten lediglich drei nukleare Waffen gesehen, die mit einer Beschleunigung von siebenundzwanzig g ihrem Planeten entgegenrasten. Ein nicht-provozierter Angriff von einem menschlichen Raumschiff, das weiterhin aggressive Manöver flog.
Joshua wechselte erneut den Kurs und ging auf einen Vektor, der ihn unter die Schiffe bringen würde, die zu Tanjuntic-RI unterwegs waren. Logischerweise eine Position, von der aus er den Planeten bombardieren konnte. Zwei weitere Kombatwespen verließen ihre Startrohre, und sonnenhelle Fusionsflammen schoben sie in Richtung der vier Schiffe.
Es war ein guter taktischer Zug, der sich beinahe ausgezahlt hätte.
Drei der Tyrathca-Schiffe wechselten den Kurs, um die Kombatwespen abzufangen und die Lady Macbeth zu verfolgen. Das vierte hielt unbeirrt seinen Kurs zu der Arche bei.
»Inzwischen werden wir von dreizehn gegnerischen Schiffen verfolgt«, meldete Beaulieu. »Zwölf Verteidigungsplattformen haben uns im Visier. Bis jetzt wurden keine Kombatwespen gestartet.«
Joshua überflog einmal mehr das taktische Display. Purpurne und orangefarbene Linien schossen kreuz und quer durch seinen Schädel. Die Lady Macbeth flog inzwischen beinahe in die entgegengesetzte Richtung des letzten Tyrathca-Schiffs. Es gab nichts mehr, was er unternehmen konnte, um es von seinem Kurs abzubringen. Die einzige Option wäre ein tatsächlicher Angriff gewesen, was nicht zur Debatte stand. Erstens hätte er dazu seinen gegenwärtigen Vektor umkehren müssen, was viel Zeit und – noch entscheidender – Geschwindigkeit gekostet hätte, und dann hätte er sich an den drei anderen Schiffen vorbeikämpfen müssen mit ihren wahrscheinlich überlegenen Vorräten an Kombatwespen an Bord. Und selbst falls ihm das gelang, hätte er das Schiff vernichten müssen, um es an einem Rendezvous mit Tanjuntic-RI zu hindern.
Ein schlechter Handel. Die Tyrathca an Bord waren unschuldig – sie taten nichts weiter, als sich und ihre Heimatwelt gegen aggressive Xenos zu verteidigen. Obwohl es – von einem abstrakteren Blickwinkel aus betrachtet – durchaus möglich war, daß sie die einzigen waren, die zwischen dem Erkundungsteam in der Arche und der Rettung der gesamten Menschheit vor den Besessenen standen. Durfte man wirklich zulassen, daß ein Dutzend Tyrathca das Ende einer ganzen Rasse heraufbeschworen, und nur, weil eine Reihe von Mißverständnissen zu einem Abbruch der Beziehungen geführt hatte?
Joshua benutzte den BiTek-Prozessor, um das Erkundungsteam anzurufen und sie vor der Ankunft des Tyrathca-Schiffs zu warnen. »Wir schätzen, daß es in vierzig Minuten von jetzt an anlegt«, berichtete er. »Wie lange brauchen Sie?«
»Wenn alles glatt läuft, ein paar Stunden«, antwortete Oski. »Aber ich schätze, ein Tag wäre
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