Armageddon 05 - Die Besessenen
bestanden aus einem zähen flexiblen Plastik, das silbrig-blau schimmerte wie metallisierte Seide. Sie waren geschnitten wie weite Overalls, lose und weit genug für die großen Wesen, um ohne Schwierigkeiten hineinzuschlüpfen, mit engen ziehharmonikaartigen Schläuchen für Arme und Beine. Doch statt sie mit Sauerstoff aufzublasen, wurde ein dickes Gel hineingepumpt, das jegliche Luft aus dem Innern des Anzugs vertrieb. Angesichts der vielen Gliedmaßen (und Gelenke) eines Tyrathca-Körpers löste das Konzept geschickt das Problem zahlreicher luftdicht abschließender Gelenke. Zum Atmen trugen die Tyrathca dichtsitzende Masken im Innern der Anzüge. Sauerstofftanks, ein Regulationsmechanismus und ein Wärmetauscher waren in einer Art Rucksack auf dem Rücken untergebracht, und zwei große Ableitpaneele zogen sich parallel zum Rückgrat hin. Zusätzliche Ausrüstung führten die Tyrathca in einer Art Geschirr mit, das um den Hals getragen wurde.
»Sieht aus, als wäre Raffinesse eine weitere Gabe, die wir nicht mit ihnen teilen«, stellte Monica per Datavis fest. »Sie müssen jede Luke auf diesem ersten Korridor herausgesprengt haben, um ins Innere vorzudringen. Die Sensorscheibe registriert starke Gasbewegungen. Es ist ihnen völlig gleichgültig, ob Tanjuntic-RI den letzten Rest seiner Atmosphäre verliert.«
»Auch wenn sie keine Rücksicht nehmen, sollten wir es trotzdem«, sagte Renato. »Es beeinträchtigt schließlich nicht unsere Mission.«
»Sie sind allesamt bewaffnet«, berichtete Samuel. »Selbst die Brüter.«
Jeder Tyrathca trug zwei langläufige mattschwarze Gewehre. Sie waren durch Spiralkabel mit den Energiezellen in den Rucksäcken verbunden. Monica aktivierte eine Waffendatenbank und startete ein Vergleichsprogramm. »Maser«, sagte sie. »Ziemlich primitive Projektoren. Unsere Panzerung sollte einen Streifschuß unbeschadet überstehen. Wenn wir in konzentriertes Feuer geraten, stecken wir allerdings in Schwierigkeiten. Außerdem führen sie noch weitere Waffen mit sich. Ich meine, ein paar Lenkraketen zu erkennen sowie EI-Granaten aus zweifellos menschlicher Produktion.«
»Ich frage mich, wer ihnen die Waffen verkauft hat«, sagte Oski. »Ich dachte immer, die Konföderation hat den Waffenhandel mit den Tyrathca sanktioniert?«
»Das spielt jetzt keine Rolle«, entgegnete Samuel. »Kommen Sie, wir wollen die Kontrollzentralen suchen, die unsere Archäologen entdeckt haben.«
Monica blendete die infrarote Visualisierung ihrer Anzugsensoren ein, als sie weitergingen. Ringsum materialisierten die Tyrathca-Gebäude, hoch aufragende Türme, die blaßblau leuchteten wie Flammen, die in der schwarzen Leere erfroren waren. Eine kalte Nekropole, in der jedes Gebäude und jede Straße einander ähnelten wie ein Ei dem anderen, als wäre jede Sektion aus dem gleichen Guß gestanzt und alle hintereinander ausgelegt. Gärten aus verschlungenen Pflanzen wucherten rings um die Türme, erstarrt in der Kälte, bevor sie ganz hatten sterben und abfallen können. Die erbarmungslose Kälte hatte die gesamte Vegetation hart und schwarz werden lassen wie geschmiedetes Eisen. Phantastisch geformte Blätter, merkwürdige Blumen und dicke Samenkapseln, alles hatte ohne Unterschied den gleichen dunklen Farbton von Holzkohle angenommen.
»Verdammt, die Tyrathca bewegen sich rasend schnell in der niedrigen Schwerkraft«, verkündete Samuel. Sie waren noch keine zehn Minuten unterwegs, und bereits jetzt hatten die Tyrathca den Boden der ersten Spiralrampe erreicht. Eine Sensorscheibe zeigte, wie einer von ihnen einen tragbaren Scanner über den Boden schwenkte, während die anderen ein Stück weit zurück warteten. Die Gruppe teilte sich in drei kleinere auf, und alle folgten unterschiedlichen Wärmespuren.
»Ich habe achtzehn gezählt, die in unsere Richtung unterwegs sind«, sagte Monica. »Schätzungsweise befinden sich vier Brüter unter ihnen. Sie sind ein wenig größer als die anderen.«
»Ich kehre zum Eingang zurück«, sagte einer der Serjeants. »Mir bleibt genügend Zeit, um falsche Spuren zu legen, bevor sie den Ring erreichen. Das sollte sie zwingen, sich erneut zu teilen. Vielleicht gelingt es mir sogar, die Luke zu verschließen. Auf jeden Fall verringert es die Zahl der Gegner, die euch folgen.«
»Danke sehr«, sagte Monica.
Der Serjeant wandte sich um und stapfte auf dem gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren.
»Da waren’s nur noch fünf«, murmelte Renato besorgt in seinen
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