Armageddon 05 - Die Besessenen
die Tür. »Komm rein, du kleiner Scheißer«, rief Quinn. »Los. Du sollst zusehen.«
Billy-Joe tat wie befohlen, doch er hielt gebührenden Abstand zu den beiden. Atemlos und mit leuchtenden Augen verfolgte er jeden Aspekt von Courtneys Zuckungen. Als Quinn mit ihr fertig war, ließ er los. Sie sank an der Wand zu Boden und erschauerte. Ihre Hände tasteten vorsichtig über ihren Leib und die frischen Prellungen.
»Was willst du?« wandte sich Quinn an Billy-Joe.
»Einer der Besessenen. Er will mit dir reden, Quinn«, sagte Billy-Joe. »Er ist einer von den neuen. Von der Lacombe-Sekte. Sagt, er muß dich unbedingt sprechen. Es wäre wirklich dringend, sagt er.«
»Scheiße.« Quinns Haut trocknete, und seine pechschwarze Robe materialisierte über seinem Leib. »Hey. Möchtest du, daß ich deine Wunden heile?«
»Schon gut, Quinn«, sagte Courtney schwer. »Ich habe ein wenig Salbe und Zeug, womit ich mich einreiben kann. Mir fehlt nichts.«
»Besser, es ist wirklich wichtig«, sagte Quinn. »Ich habe euch Schwachköpfen ausdrücklich gesagt, daß ihr nicht in der Arkologie rumlaufen sollt. Die Bullen halten überall nach euch Ausschau.«
»Ich war vorsichtig, Quinn«, antwortete der Besessene. Sein Name war Duffy, und er hatte den Körper des Hohen Magus der Lacombes übernommen. Im Gegensatz zu dem echten Magus war Quinn sicher, daß dieser hier fromm an Gottes Bruder glaubte. Duffy war zurückgeblieben, um das Nest der Bruderschaft zu leiten. Er hatte ein paar erfolgreiche Anschläge gegen die Infrastruktur der Arkologie Edmonton organisiert.
Quinn nahm auf einem der schweren Ledersessel in der Lounge Platz und ließ seinen Geist durch das Chatsworth und die umgebenden Gebäude wandern. Sie befanden sich nur ein paar Blocks von Banneths Hauptquartier entfernt, ein Ort, der in jeder Hinsicht perfekt war.
Nirgendwo in der Nähe trieb sich ein mißtrauisches Bewußtsein herum. Falls Duffy entdeckt und verfolgt worden war, dann hielt sich die Polizei in großem Abstand zu ihm. Quinn widerstand dem Impuls, zum Fenster zu treten und einen der schäbigen Vorhänge zur Seite zu ziehen, um einen Blick auf die Straße zu werfen. »Gut, du hast es also nicht völlig vermasselt. Was gibt’s?«
»Dieser Magus hier, mein Wirt. Ich habe ihn ausgequetscht. Er ist gar kein Magus, jedenfalls kein richtiger. Er glaubt nicht an Gottes Bruder.«
»Ja, schon gut. Keiner von diesen Scheißkerlen glaubt wirklich an das, was er sagt.«
Duffy spielte nervös mit den Händen und wand sich unglücklich. Niemand gefiel die Idee, Quinn zu sagen, was er zu tun hatte – beispielsweise Halt die Klappe und hör zu, Mann –, doch diese Sache hier war wirklich dringend.
»Also schön«, brummte Quinn. »Erzähl weiter.«
»Er ist eine Art geheimer Informant, Quinn, schon seit Jahren. Jeden Abend erstattet er irgendeinem Supervisor Bericht über das, was seine Sektion am Tag gemacht hat und was auf den Straßen los ist.«
»Unmöglich!« sagte Quinn automatisch. »Hätten die Bullen einen Informanten, würden sie das Nest längst ausgehoben haben!«
»Ich glaube nicht, daß dieser Supervisor ein richtiger Bulle ist, Quinn. Keiner von denen, die man auf der Wache treffen kann. Vientus ist ihm nie begegnet, sondern hat die Informationen immer nur per Datavis an eine Edresse geschickt. Außerdem sind da noch andere Dinge. Manchmal mußte Vientus für seinen Supervisor Leute ausschalten. Einheimische Geschäftsleute, oder Häuser anstecken. Und sie haben über das geredet, was die anderen Gangs tun und ob sie zurechtgestutzt werden müßten. Sie haben Einzelheiten genannt. Fast, als würde dieser Supervisor die Sektion leiten und nicht der Magus!«
»Sonst noch etwas?« Quinn hörte weiter zu, doch er schenkte Duffys Bericht keine wirkliche Aufmerksamkeit mehr. Er war zu beschäftigt damit, die Implikationen zu durchdenken, und je länger er das tat, desto alarmierter wurde er.
»Dieser Supervisor muß einigen Einfluß auf die Bullen haben. Jede Menge Einfluß, schätze ich. Manchmal hat Vientus nützliche Sektenmitglieder aus der Haft befreien lassen. Er mußte nichts weiter tun als seinen Supervisor darum bitten. Offener Vollzug oder Sozialdienst als Strafe, irgend so eine Scheiße.«
»Ja«, sagte Quinn leise. Die Erinnerung daran war eine der bittersten seines ganzen Lebens. Tagelang hatte er im Gefängnis von Edmonton gewartet, und seine Hoffnung, daß Banneth in befreien würde, war immer mehr geschrumpft. Banneth, die
Weitere Kostenlose Bücher