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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Sie mußten funktionieren, und zwar störungsfrei. Alles war miteinander verzahnt. Wenn nur ein einziges Rädchen klemmte, wurden alle anderen in Mitleidenschaft gezogen. Das durfte nicht geduldet werden. Was paradox war, denn niemand konnte die Bevölkerung ewig unterdrücken. Ganz gleich, wie gut es eine Diktatur auch meinte, irgendeine Generation würde schließlich rebellieren. Also hatte irgend jemand – wahrscheinlich bereits vor Jahrhunderten – eine Methode entwickelt, wie man den Deckel auf dem Faß halten konnte. Es war eigentlich eine uralte Idee, aber in der Praxis noch nie verwirklicht worden. Bis heute. Eine Abteilung der Regierung, die leise und unauffällig die Kontrolle über die niedrigsten Schichten der Bevölkerung übernahm. Kriminelle und radikale Aufständische, die, ohne es zu wissen, für die Leute arbeiteten, deren bloße Existenz sie gefährdeten.
    Quinn spürte, wie seine energistischen Kräfte hochkochten. Seine Gedanken waren so heiß vor Wut, daß er sie kaum bezähmen konnte. »Ich muß sie unter Kontrolle halten«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ein einziger Fehler zum jetzigen Zeitpunkt, und sie hatten ihn. »Ich muß.« Er schlug sich mit den Fäusten gegen den Kopf, und der Schock half, ihn wieder zur Besinnung zu bringen. Er atmete tief durch, dann blickte er aus dem Fenster des Taxis. Er kannte den Grundriß der Oberstadt in- und auswendig, obwohl er sie noch nie aus der Höhe gesehen hatte, geschweige denn aus einem Taxi heraus. Bald schon würde es wieder über eine Rampe nach unten fahren und vor der Macmillan Station halten. Es konnte sich nur noch um Minuten handeln.
    Sein Atem beruhigte sich allmählich, obwohl er noch immer außer sich war. Die Sekte, dieses furchtbare Evangelium, dem er sein Leben hingegeben hatte, wurde mißbraucht als das Werkzeug eines unheimlichen Regierungsapparats. Kein Wunder, daß Vientus und Banneth jeden Akolythen aus den Fingern der Bullen freipressen konnten. Sie waren die beschissenen Bullen. Jeder mit auch nur dem geringsten Potential für Gefahr wurde von der Sekte eingesaugt. Und wenn es nicht gelang, ihn zu blindem Gehorsam zu zwingen und zu brechen und auf diese Weise zu neutralisieren, dann wurde er den Bullen zum Fraß vorgeworfen und zur Zwangsdeportation verurteilt.
    »Das war ich!« flüsterte er voller Stolz. »Banneth hat es nicht geschafft, mich zu zerbrechen. Nicht einmal mit all diesem entsetzlichen Dreck, den sie mit unseren Körpern anstellen kann. Mich nicht!« Also hatte sie den Bullen etwas von einer Persönlichkeitssequester-Nanonik erzählt (obwohl in dem Karton wahrscheinlich nie eine gewesen war), die Quinn in die Arkologie bringen sollte. Er hatte sich immer gefragt, wer ihnen einen Tip gegeben hatte, wer der Verräter unter seinen Kameraden gewesen war.
    Banneth. Niemand anderes als die verdammte Banneth.
    Das Taxi hielt vor einer der hundert verschiedenen Fahrzeuggaragen der Macmillan Station. Quinn wußte inzwischen, daß er ganz tief in Schwierigkeiten steckte, so tief, wie er nur denken konnte. Er stieg aus dem Taxi und ging langsam in die Haupthalle.
    Die gewaltige Arena urbaner Architektur war fast so menschenleer wie die Straßen draußen. Es gab keine eintreffenden Züge. Keine Ströme geschäftiger Passagiere, die aus den Aufzügen strömten. Zahlreiche Symbole waren von den Informationshologrammen verschwunden, die bewegungslos in der Luft hingen. Verkaufsstände waren zusammengepackt worden und standen alleingelassen da. Unter den Holoschirmen standen vereinzelt kleine Gruppen von Leuten und starrten auf die einzelne Nachricht in roter Schrift, die sich überall wiederholte, wohin man im Bahnhofsgebäude auch sah: SAEMTLICHER ZUGVERKEHR IST VORUEBERGE-HEND EINGESTELLT. Selbst die Geister, die Quinn sah, wanderten ziellos durch ihr kaltes Reich, noch verdrießlicher und verwirrter, als es sonst schon der Fall war.
    Eine Gruppe von Polizisten stand vor einem geschlossenen Burrow-Burger-Stand. Die Beamten tranken aus Plastikbechern, während sie sich leise unterhielten. Das Echo seiner Schritte, als er auf sie zuging, erweckte viel zu viele Erinnerungen in Quinns Schädel. Es war die gleiche Halle, die gleiche dunkle Uniform der Bullen. Dann Füßetrappeln und Herzrasen in seiner Brust. Schreie, Menschen, die ihm aus dem Weg gesprungen waren, gebrüllte Warnungen. Alarmsirenen hatten losgeheult, Lichter waren aufgeblitzt. Die Schmerzen, als der Kortikalstörer ihn erwischt

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