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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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das gesamte legale System nach ihrem Willen beugen konnte, als schuldete jeder Richter der Stadt ihr einen Gefallen. Mordverdächtige, die nach einer Stunde auf ihr Ehrenwort hin entlassen wurden. Stim-Dealer, die zu Hausarrest verurteilt wurden.
    »Äh.« Duffy schwitzte inzwischen stark. »Und, äh … der Supervisor hat Vientus gesagt, er solle nach dir Ausschau halten, Quinn.«
    »Nach mir? Der Supervisor hat meinen Namen genannt?«
    »Ja. Er hatte sogar eine Bilddatei von dir und alles. Der Supervisor hat gesagt, du würdest die Besessenen dazu benutzen, um die Sekten zu übernehmen, und er war der Meinung, daß du versuchen würdest, Banneth umzubringen.«
    »Scheiße!« Quinn sprang auf und rannte zur Tür. Noch in der Lounge wechselte er in das Reich der Geister und ging durch die geschlossene Tür, ohne seinen Lauf auch nur zu verlangsamen.
     
    Halb zwei Edmontoner Zeit, und es war die stillste Zeit des Tages in der Arkologie. Die Solarröhren zwischen den Wolkenkratzern der Oberstadt schienen auf verlassene Straßen herab. Auf den Fassaden der Läden tief unten am Boden leuchtete strahlend bunte Hologrammwerbung, helle Phantasiewelten voller verlockend lächelnder Menschen. Eine Armee mechanischer Gemeindearbeiter kroch kehrend über die Bürgersteige und sprühte Lösungsmittel auf hartnäckige Flecken oder sammelte die unzähligen weggeworfenen Fast-Food-Verpackungen auf.
    Die einzigen Fußgänger, denen sie jetzt noch ausweichen mußten, war ein paar späte Stim-Köpfe, die von den Türstehern aus den Clubs geworfen worden waren, und romantische junge Paare, die langsam den weiten Weg nach Hause schlenderten.
    Quinn nahm Erhards Aussehen an, als er durch die Straßen eilte. Keine exakte Reproduktion, aber ein durchaus akzeptables Faksimile des erbärmlichen Geistes. Gut genug, um jedes Erkennungsprogramm zu täuschen, das mit Hilfe der überall angebrachten Sensoren und Monitore nach Quinn Dexter Ausschau hielt. Einen ganzen Block vom Chatsworth entfernt machte er vor einem Taxistand Halt, und die Barriere glitt herunter. Eines der schlanken silbernen Perseus-Taxis glitt aus der unterirdischen Garage und öffnete die Tür für den neuen Fahrgast.
    Quinn legte mit einer Hand den Sicherheitsgurt an, während er mit der anderen sein Fahrtziel in die Mittelsäule eingab.
    Anschließend transferierte er die angezeigte Gebühr von seiner Kreditdisk (wobei er seine energistischen Kräfte stets unter Kontrolle hielt), und das kleine Fahrzeug raste los.
    Alles zusammen ergab einen schrecklichen Sinn. Quinn erinnerte sich an den Hohen Magus von New York, der offensichtlich zuviel gewußt hatte, um das Risiko einer Possession einzugehen. Und damals in Edmonton, als Quinn noch einer der Junior-Akolythen gewesen war; die merkwürdige Art und Weise, wie alle ihren Akolythen immer erzählen mußten, was auf den Straßen los gewesen war. Jeden gottverdammten Tag. Die Akolythen berichteten es den Senior-Akolythen, und die wiederum erzählten es Banneth. Eine kompromißlose Routine, die Quinn wie all den anderen auch vom Augenblick ihrer Initiierung an eingehämmert worden war. Information ist die Waffe, die jeden Krieg gewinnt. Wir wissen, was die Gangs tun, was die Polizeipatrouillen tun und was die Einheimischen tun. In jedem Sektennest das gleiche, in jeder Arkologie der Welt. Die Sekte kannte die Bewegungen jedes Illegalen auf dem ganzen verdammten Planeten.
    »Perfekt!« rief Quinn aus. Er hämmerte mit der Faust auf das Sitzkissen. »Verflucht perfekt.«
    Das Taxi fuhr über eine Rampe, die zu der hochgelegenen Expreßstraße führte. Vertikale Reihen leerer Fenster jagten an Quinn vorbei, als es die Geschwindigkeit immer weiter erhöhte, bis sie zu einem horizontalen Schatten verschwammen. Tausende schlafender Bewußtseine jagten an Quinn vorüber. Ruhig und zufrieden mit sich und der Welt. Genau so, wie sie es sein sollten. Wie sie es sein mußten.
    Arkologien waren das soziale Äquivalent von Atombomben. Eine halbe Milliarden Menschen, zusammengepfercht auf einem Gebiet von wenigen hundert Quadratkilometern – für die menschliche Natur eine Unmöglichkeit. Es gab nur eine Gesellschaft, die unter diesen Umständen überhaupt möglich war, und das war eine Diktatur der totalen Kontrolle. Alles war lizensiert und reguliert, und es gab nicht die geringste Toleranz gegen Andersdenkende und Abweichler. Anarchistische und libertäre Gesellschaftsformen konnten nicht funktionieren, weil Arkologien Maschinen waren.

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