Armageddon 05 - Die Besessenen
hatte.
»Verzeihung, Officer, können Sie mir sagen, was hier los ist? Ich habe ein Ticket nach San Antonio. Meine Verbindung geht in einer halben Stunde.« Quinn lächelte die Bullen mit Erhards nervösem Gesicht an. Es schien eine gute Kopie zu sein; die meisten schnaubten nur verächtlich. Endlich hatte der Akolyth, der zu seinen Lebzeiten so schmählich versagt hatte, Gottes Bruder einen nützlichen Dienst erwiesen.
»Sehen Sie doch im Bulletin der Station nach, meine Güte«, sagte einer der Polizisten.
»Ich, äh … ich besitze keine neurale Nanonik. Mein Arbeitgeber setzt mir wahrscheinlich erst nächstes Jahr eine ein.«
»Also schön, Sir. Wir haben einen Bruch der Vakuumröhre. Die Tunnels füllen sich mit Luft, deswegen mußte die Transportgesellschaft die Notschotten schließen. Der Schaden sollte in einem oder zwei Tagen wieder behoben sein. Kein Grund zur Panik.«
»Danke sehr«, sagte Quinn und kehrte zu den Taxis zurück.
Ich kann nicht mehr weg, erkannte er. Gottes Bruder! Die Bastarde haben mich hier festgesetzt! Solange ich nicht zu den restlichen Arkologien komme, bleibt die Arbeit von Gottes Bruder unvollendet. Die Nacht kommt vielleicht gar nicht. Soweit darf es unter keinen Umständen kommen! Sie durchkreuzen die Pläne des Lichtbringers persönlich!
Es war furchterregend, wie er sich in ein Gefühl trügerischer Sicherheit hatte einwickeln lassen. Von allen Menschen ausgerechnet er, Quinn Dexter, der ewig vorsichtige Quinn Dexter, der niemandem vertraute. Ausgerechnet er war in ihre Falle geplumpst. Wie sehr sie sich vor ihm fürchten mußten, um einen solchen Aufwand zu veranstalten! Wer auch immer sie waren.
Lange Zeit stand er so draußen vor den Taxis und überlegte, wohin er als nächstes gehen sollte. Aber schließlich blieb ihm keine besondere Wahl. Quinn war wegen einer einzigen Person nach Edmonton gekommen, und nur eine einzige Person konnte ihm verraten, wer der wirkliche Feind war.
Das war der Teil, den Billy-Joe am wenigsten mochte. In der einen Hand hielt er eine Laserpistole, über der linken Schulter hatte er einen großkalibrigen magnetischen Karabiner mit einem Magazin voller EI-Geschosse, über der rechten eine Tasche voll mit Ei-Sprengladungen, Kodebrecher- und ELINT-Blocks am Gürtel und ein schmales Omniview-Band auf der Stirn, das wie eine Tiara getragen wurde und sein Sichtfeld vergrößerte. Genügend Waffen, um einen Krieg anzufangen. Normalerweise war es Billy-Joes Job, Courtneys Freiern den Verstand aus dem Leib zu treten. Schnell, gemein und persönlich. Nicht so wie dieser Mist hier, bei dem die Sicherheitssysteme auf ihn schießen würden, sobald einer aus seinem Team einen Fehler machte.
Aber Quinn hatte gewollt, daß sie Staub aufwirbelten in Edmonton und die Bullen auf Trab und aus der Oberstadt heraus hielten. Also schlich Billy-Joe zusammen mit zehn weiteren Akolythen aus Duffys Sektion um halb fünf morgens durch eine lichtlose Gasse.
»Hier ist es«, sagte der Besessene, der die Gruppe führte, und blieb vor einem kahlen Stück Mauer stehen.
Er jagte Billy-Joe eine Gänsehaut über den Rücken, vielleicht sogar noch mehr als Quinn. Er war einer der fünf Besessenen, die Duffy in die Körper von gefangenen Zivilisten geführt hatte. Alle Besessenen lebten jetzt im Hauptquartier, und sie spielten sich auf wie Gott weiß was und behandelten die Akolythen wie Dreck. Der harte Kern dessen, was Quinn die Armee der Nacht genannt hatte. Billy-Joe war nicht mehr so sicher, ob all dieses Gerede von der Nacht und der Dunkelheit gut war, trotz allem, was er bei Quinn gesehen hatte. Von seinem Standpunkt aus betrachtet wurde lediglich eine Bande von Scheißkerlen gegen eine andere ausgetauscht. Die Sekte änderte sich nie. Er war immer einer von den Angeschmierten, ganz gleich, wer das Kommando führte.
Der Besessene legte die Hände auf die Wand und versteifte sich, als wollte er sie umdrücken. Wahrscheinlich hätte er es sogar gekonnt, gestand Billy-Joe sich ein. Ohne jede energistische Kraft. Der andere war mindestens dreißig Zentimeter größer als Billy-Joe und wog bestimmt eineinhalb Mal soviel.
In der Wand erschien eine Tür. Eine schwere Tür aus Holzdielen mit großen eisernen Riegeln und einem stabilen runden Griff. Sie öffnete sich lautlos nach innen, und heller Lichtschein flutete auf die dunkle stinkende Gasse hinaus. Im Innern stand eine lange Reihe von Maschinen; sperrige Turbinengehäuse, die halb in den Boden aus Carbo-Beton
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