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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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mir gehört, desto mehr muß ich akzeptieren, was er mit sich bringt. Was Marjorie Kavanagh ist. Wenn ich das nicht tue, wird sie mich bis ans Ende aller Tage verfolgen, und das mit vollem Recht. Schließlich soll dieses Universum hier doch unser Zufluchtsort sein, oder nicht? Wie kann es das, wenn wir die ehemaligen Besitzer unserer Körper zurückstoßen? Sie werden niemals Frieden geben.«
    »Grant haßt mich. Wenn er eine Waffe an meine Schläfe setzen könnte, er würde ohne zu zögern abdrücken. Manchmal, wenn ich mehr er bin als ich selbst, denke ich, daß ich es tue. Der einzige Grund, weshalb ich noch immer hier bin, ist die Tatsache, daß er sich noch nicht zum Selbstmord durchgerungen hat. Noch nicht. Er will unbedingt herausfinden, was aus Louise und Genevieve geworden ist. Er ist so besessen von diesem Gedanken, daß er mich angesteckt hat. Deswegen ist dieser Tag heute so verlockend. Ich könnte ein Pferd nehmen und nach Knossington rüber reiten. Dort gibt es eine weitere Aeroambulanz. Wenn die Maschine noch funktioniert, könnte ich bis zum Abend in Norwich sein.«
    »Ich bezweifle, daß irgendein Flugzeug noch funktioniert. Ganz bestimmt nicht hier.«
    »Das weiß ich selbst. Aber mit einem Schiff nach Norwich zu fahren ist ein unvergleichliches Stück schwieriger. Und der bevorstehende Winter macht die ganze Sache so gut wie unmöglich. Also gehe ich besser jetzt als später.«
    »Aber Cricklade wird dich nicht loslassen.«
    »Nein. Ich denke nicht. Ich bin nicht mehr so sicher. Er wird ständig stärker in mir und zermürbt mich nach und nach.« Luca stieß ein kurzes bitteres Lachen aus. »Siehst du die Ironie, die sich dahinter verbirgt? Die Person, von der ich Besitz ergriffen habe, zahlt mit gleicher Münze zurück und ergreift Besitz von mir. Nicht, daß ich es nicht verdient hätte, o nein. Ganz bestimmt sogar. Und weißt du was? Ich will tatsächlich wissen, ob die Mädchen in Sicherheit sind. Ich, meine eigenen Gedanken. Ich weiß nicht, woher das kommt. Ob es die Schuldgefühle sind wegen dem, was ich Louise anzutun versucht habe, oder sein erster Triumph. Carmitha meint, wir würden uns zurückverwandeln. Sie könnte recht haben.«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Wir werden immer wir selbst sein.«
    »Werden wir?«
    »Ja«, sagte sie nachdrücklich.
    »Ich wünschte, ich könnte es glauben. So viel in diesem Universum ist anders als das, was wir erwartet haben. Ich wollte im Grunde genommen niemals mehr als frei zu sein von dem verdammten Jenseits. Jetzt bin ich frei, und noch immer werde ich gequält. Lieber Gott im Himmel, warum nur ist der Tod nicht endgültig? Was für ein Universum ist das nur?«
    »Luca, wenn du nach den Mädchen sehen willst, werde ich mitkommen.«
    Er küßte sie in dem Bemühen, in die Normalität zurückzufinden. »Gut.«
    Sie schlang die Arme um seinen Nacken. »Komm her. Laß uns feiern, daß wir wir sind. Ich weiß ein paar Dinge, die Marjorie niemals für Grant getan hat.«
     
    Carmitha verbrachte den Morgen mit Arbeit im Rosengarten. Sie gehörte zu einer Gruppe von dreißig Leuten, die dafür bezahlt wurden, Norfolks legendäre Plantagen wieder in Ordnung zu bringen. Weil sie so spät damit angefangen hatten, war die Arbeit mühseliger als üblich. Die Stiele der Pflanzen waren verholzt, und neue Spätsommertriebe waren hochgeschossen und hatten sich einen Weg durch die engen Drahtspaliere gebahnt. Sie mußten ausnahmslos weggeschnitten und die Stöcke auf ihre ursprüngliche Fächerform getrimmt werden. Es fing damit an, daß die Pflanze an der Spitze eingekürzt wurde, dann wurden die obersten Triebe mit einer starken Schere entfernt. Lange peitschenartige Schößlinge bildeten einen großen wirren Haufen am Fuß von Carmithas Leiter.
    Auch das Gras zwischen den einzelnen Stöcken stand viel zu hoch, doch Carmitha hielt den Mund. Es reichte, daß sie die wirtschaftliche Grundlage ihrer Welt funktionsfähig erhielten. Wenn das Ende kam und die Konföderation Norfolk in sein altes Universum zurückholte, um die Seelen der Possessoren aus ihren angeeigneten Körpern zu vertreiben, würde genug für die ursprünglichen Einwohner übrigbleiben, damit sie weitermachen konnten. Nicht wie vorher, ganz bestimmt nicht, aber es würde eine gewisse Kontinuität geben. Die nächste Generation wäre in der Lage, sich ein Leben auf den Ruinen des Entsetzens aufzubauen.
    Es war genau dieser Gedanke, an den sie sich Tag für Tag aufs neue klammerte. Die Vorstellung, daß

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