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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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scharf.
    »Tatsächlich?« fragte Carmitha. »Und woher willst du das wissen?«
    »Wir wollen keinen Tod in diesem Reich, und deswegen gibt es keinen.«
    »Wir sind an einem anderen Ort, aber unsere Existenz ist noch immer die gleiche. Wir sind einen riesigen Schritt von der Realität entfernt. Es wird nicht anhalten, weil es auf einen Wunsch gebaut ist und nicht auf eine Tatsache.«
    »Wir sind für alle Ewigkeit hier«, sagte Susannah schroff. »Du gewöhnst dich besser daran.«
    »Glaubst du ernsthaft, Johan wird die Ewigkeit überstehen? Ich bin nicht einmal sicher, ob ich ihn auch nur eine weitere Woche am Leben halten kann. Sieh ihn dir doch an! Sieh verdammt genau hin! Sieh dir an, was eure lächerlichen Kräfte aus ihm gemacht haben! Ein … ein Wrack! Eure Kräfte versetzen euch nicht in die Lage, Wunder zu bewirken. Ihr korrumpiert die Natur, das ist alles.«
    »Ich will nicht sterben«, schnaufte Johan. »Bitte!« Seine Hand packte Carmithas Arm. Es war ein heißes, feuchtes Gefühl. »Du mußt es aufhalten! Hilf mir, wieder gesund zu werden!«
    Sanft befreite sie sich aus seinem Griff. Dann begann sie mit einer gründlichen Untersuchung seiner selbst beigefügten Verstümmelungen, während sie überlegte, was zur Hölle sie tun konnte, um ihm zu helfen. »Der größte Teil des Heilungsprozesses liegt bei dir selbst, aber deine Genesung wird die ganzheitliche Methode der Medizin trotzdem bis an ihre Grenzen strapazieren.«
    »Ich tue alles, was du von mir verlangst! Alles!«
    »Hmmm.« Sie strich mit der Hand über seine Brust und prüfte die Festigkeit der Falten und Beulen, wie man eine reife Frucht betastet. »In Ordnung. Wie alt bist du?«
    »Was?« fragte er verwirrt.
    »Sag mir, wie alt du bist. Versteh mich richtig, ich weiß es schon. Ich komme seit mehr als fünfzehn Jahren zur Erntezeit auf dieses Gut. Meine erste Erinnerung ist, wie Mister Butterworth die Arbeiter beaufsichtigt. Er war schon damals der Verwalter. Und er war ein guter Verwalter: Er hat nie gebrüllt und wußte immer, mit welchen Worten er die Leute zum Arbeiten bringen konnte. Er hat uns Zigeuner nie anders als alle anderen behandelt. Ich erinnere mich genau, wie er in seiner Tweedhose und der gelben Weste ausgesehen hat; damals, mit fünf, habe ich geglaubt, er sei der König der Welt, so fein und prächtig hat er ausgesehen. Und mit Ausnahme der Kavanaghs wußte er besser als jeder andere, wie Cricklade funktioniert. So etwas kommt nicht über Nacht, Johan, nichts von alledem. Und jetzt sag mir, wie alt du bist. Ich will es aus deinem eigenen Mund hören. Wie alt bist du?«
    »Achtundsechzig«, flüsterte er. »Ich bin achtundsechzig irdische Jahre alt.«
    »Und wieviel wiegst du, wenn du gesund bist?«
    »Achtundneunzig Kilo.« Er verstummte für einen Augenblick, dann fuhr er fort: »Und meine Haare sind grau, nicht blond. Die wenigen, die ich noch habe.« Jetzt, nachdem es heraus war, schien er sich ein wenig zu entspannen.
    »Das ist gut. Allmählich fängst du an zu verstehen. Du mußt akzeptieren, was du bist, und dich daran erfreuen. Du warst nichts weiter als eine von Leere gefolterte Seele, und jetzt hast du wieder einen Körper. Einen Körper, der dir jegliche Empfindung ermöglicht, die das Jenseits dir verwehrt hat. Wie dieser Körper aussieht ist absolut unbedeutend. Du mußt dem Fleisch erlauben, sein natürliches Aussehen zu behalten. Versteck dich nicht. Ich weiß, es ist schwer. Du hast geglaubt, dieser Ort wäre die Lösung für alles. Das Eingeständnis, daß dies nicht für dich gilt, wird dir schwerfallen, und es zu glauben noch viel mehr. Aber du mußt lernen, dein neues Selbst zu akzeptieren, genau wie die Beschränkungen von Mister Butterworths Körper. Er war immer gesund, und es gibt keinen Grund, warum sich daran etwas ändern sollte.«
    Johan bemühte sich, vernünftig zu sein. »Aber wie lange?« fragte er.
    »Ich schätze, seine Vorfahren wurden genetisch verbessert. Das ist bei den meisten Kolonisten der Fall. Also wird er wenigstens noch einige Jahrzehnte überdauern, vorausgesetzt, du kommst nicht auf den Gedanken, noch einmal diesen Unsinn zu versuchen.«
    »Jahrzehnte!« Seine Stimme klang bitter vor Enttäuschung.
    »Oder auch nur ein paar Tage, wenn du nicht bald anfängst, wieder an dich selbst zu glauben. Du mußt mir helfen, wenn ich dir helfen soll, Johan. Das ist kein Scherz. Ich denke nicht daran, meine Zeit mit dir zu verschwenden, wenn du nicht aufhörst zu träumen, daß dein

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