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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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der Pimm’s hatten sie wundervoll schläfrig gemacht. Sie hielt ihr Glas hoch, um es nachfüllen zu lassen.
    Von all den seltsamen Tagen, die sie erlebt hatte, seit sie ihrem Vater Lebewohl gewinkt hatte, war dieser hier ohne Zweifel der mental am stärksten befreiende. Die Unterhaltung und die Gesellschaft von Charlies Freunden und Kindern erweckte ein schwaches Gefühl von Eifersucht in ihr. Sie waren nicht weniger moralisch als sie selbst, nur eben anders. Weniger Sorgen und Komplexe beispielsweise. Sie fragte sich, ob echte Aristokratie bedeutete, daß man kein Gen für Schuldempfindungen in sich trug. Ein wundervolles Leben.
    Als die schrecklich ausdauernden Schwimmer endlich müde waren und die Sonne bereits den Rand der Kuppel berührte, bestand Divinia darauf, Louise zu einer Massage mitzunehmen. Sie war entsetzt über die Tatsache, daß Louise noch nie massiert worden war. Zwei der anderen Mädchen gesellten sich zu ihnen in einem der ursprünglichen Stallgebäude, das zu einer Sauna mit einem Fitneßraum umgebaut worden war.
    Mit dem Gesicht nach unten und nur einem Handtuch über dem Po erlebte Louise das schmerzhafte Wohlgefühl der kräftigen Masseurshände, die zuerst ihren Körper durchklopften und dann jeden einzelnen Muskel kneteten. Ihre Schultern wurden so locker, daß sie meinte, sie müßten abfallen.
    »Woher kommt all das Personal hier?« fragte sie irgendwann. Es war schwer vorstellbar, daß so viele eingeweihte Leute dazu gebracht werden konnten, das Geheimnis von B7 zu wahren.
    »Sie sind sequestriert«, antwortete Divinia. »Kriminelle, die vom GISD geschnappt wurden.«
    »Oh.« Louise drehte den Kopf und betrachtete die stämmige Frau, die mit steifen Fingern ihre Oberschenkelmuskulatur bearbeitete. Es schien ihr überhaupt nichts auszumachen, daß ihre Versklavung so offen diskutiert wurde. Die Vorstellung bedrückte Louise, obwohl es nicht viel besser war, sie zu Zettdees zu machen. Gleich wie, sie waren dazu verdammt, für andere zu arbeiten. Diese Methode hier war lediglich eine Spur härter. Andererseits hatte sie nicht die geringste Ahnung, wie schlimm das Verbrechen gewesen war, das zu dieser Strafe geführt hatte. Denk nicht darüber nach. Es ist schließlich nicht so, als könntest du etwas daran ändern.
    Divinia und die anderen Mädchen schnatterten ununterbrochen während der gesamten Massage. Sie redeten und lachten und amüsierten sich über Jungs, Partys, Spiele. Obwohl es in einem Tonfall war, der fast an Wehmut erinnerte. Orte, die sie niemals wiedersehen würden, Freunde, die außer Reichweite waren. Als wäre die Erde bereits verloren.
    Als Louise den Fitneßraum verließ, fühlte sie sich voll frischer Energie. Divinia begleitete sie zum Haus und zeigte ihr das Gästezimmer, in dem sie untergebracht war. Es lag im ersten Stock mit einem Ausblick über den Obstgarten. Die Decke mit den dicken Eichenbalken hing tief, kaum einen Fuß über Louises Kopf, und verlieh dem Zimmer eine heimelige Atmosphäre. Ein Himmelbett trug seinen Teil dazu bei, genau wie die Stoffe aus rotem und goldenem Brokat, aus denen Baldachin und Vorhänge gemacht waren.
    Sämtliche Taschen und Koffer ihres Gepäcks waren auf einem Bettkasten am Fußende ihres Bettes sauber aufgestapelt. Divinia stürzte sich begierig darauf und machte sich daran, die Kleider durchzugehen. Das lange blaue Abendkleid wurde hervorgezogen und bewundert, genau wie eine Reihe anderer. Trotzdem war keines von ihnen so richtig passend, erklärte Divinia. Sie wollte Louise eines leihen, das für den Abend gehen würde.
    Es stellte sich als ein recht schändliches kleines schwarzes Cocktailkleid heraus, das Louise im ersten Augenblick abstoßend fand. Divinia benötigte volle zehn Minuten, um sie dazu zu überreden, es wenigstens anzuprobieren. Sie schmeichelte und lobte und ermutigte aus Leibeskräften. Als Louise es schließlich am Leib hatte, litt sie unter einer bis dahin unbekannten Art von Selbstzweifeln. Man benötigte schon ein ganz außergewöhnlich hoch entwickeltes Selbstbewußtsein, um ein Kleid wie dieses vor anderen Menschen zu tragen.
    Genevieve kam ins Zimmer, kurz bevor es Zeit war, nach unten zu gehen. »Ich werd’ verrückt, Louise!« staunte sie mit weiten Augen, als sie das Kleid erblickte.
    »Ich kuriere mich selbst«, erzählte Louise ihr. »Es ist nur für heute abend.«
    »Das hast du beim letzten Mal auch gesagt.«
    Die Bewunderung von Charlie und seinen Freunden, als sie auf die Terrasse

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