Armageddon 06 - Der nackte Gott
trocken, und sie litt unter mörderischen Kopfschmerzen.
Für die Zukunft – aktiviere das Dekontaminationsprogramm, bevor du dich schlafen legst. Bitte!
»Was denn?« krächzte sie.
»Ach, komm schon, Louise. Ich bin seit Stunden auf!«
»O mein Gott!« Schwerfällige Gedanken adressierten viel zu helle neurale Symbole, und ihre Nanonik sandte eine Reihe von Befehlen an das Medipack um ihr Handgelenk. Es begann unverzüglich mit der Regulierung ihrer Blutchemie und filterte die giftigen Rückstände aus. »Ich muß aufs Klo«, murmelte sie.
»Woher hast du dieses Nachthemd?« brüllte Genevieve hinter ihr her, als sie in Richtung des Badezimmers stolperte.
Zum Glück hing hinter der Tür ein großes Handtuch. Sie hüllte sich darin ein, bevor sie in das Schlafzimmer und zu ihrer jüngeren Schwester zurückkehrte. Dank des Medipacks war ihr Kopf bereits ein gutes Stück klarer, obwohl ihr Körper noch immer unter den Auswirkungen der Nacht litt.
»Divinia hat es mir geliehen«, sagte sie rasch, um weiteren Fragen zuvorzukommen.
Genevieves breites Grinsen war verschlagen und selbstgefällig. Sie ließ sich rücklings auf das Bett fallen und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Du hast einen Kater, gib es zu!«
»Teufelskind.«
Im Frühstücksraum gab es einen langen Tresen mit großen silbernen Wärmern mit einer beträchtlichen Vielfalt an Speisen darin. Louise hob jeden einzelnen Deckel. Sie kannte nicht einmal die Hälfte des Angebots. Am Ende begnügte sie sich mit den üblichen Frühstücksflocken, gefolgt von Rührei. Eine der Mägde brachte ihr eine Tasse frischen Tee.
Divinia und Charlie betraten den Raum, kurz nachdem Louise angefangen hatte zu essen. Er schenkte Louise ein gemessenes Lächeln, in dem ein Hauch von Bedauern lag. Die einzige Anspielung, die er auf seine Einladung vom vergangenen Abend machte.
Er fuhr Genevieve durch die Haare, als er sich zu ihnen setzte, was ihm einen mißbilligenden Blick einbrachte.
»Und wann brechen wir auf?« fragte Louise.
»Ich weiß es noch nicht«, antwortete Charlie. »Ich halte die Entwicklung im Auge. New York und London sind gegenwärtig die kritischen Orte. Es sieht aus, als würde New York im Verlauf einer Woche fallen. Die Einwohner können den Besessenen nicht viel länger widerstehen, und sie verlieren an Boden.«
»Was wird geschehen, wenn die Besessenen die Stadt übernommen haben?«
»An diesem Punkt wird das Leben wirklich unangenehm. Ich fürchte, unser lieber Präsident hat inzwischen auch herausgefunden, wozu derart viele Besessene imstande sind. Er hat Angst, sie könnten versuchen, die Erde aus diesem Universum zu entführen. Damit bleiben ihm zwei Möglichkeiten. Er kann die Elektronenstrahlen der strategischen Plattformen einsetzen und den Umkreis von New York beschießen in der Hoffnung, daß sie das gleiche tun wie in Ketton und zusammen mit einem großen Stück Land von hier verschwinden. Falls nicht, bleibt nur noch eine Wahl, und die ist äußerst kraß. Entweder wir gehen mit ihnen, oder die strategischen Waffen feuern direkt auf die Arkologie …«
»Und töten alle?« fragte Genevieve furchtsam.
»Ich fürchte ja.«
»Wird er das wirklich tun? Eine ganze Arkologie?«
»Ich bezweifle, daß er den Mut hat, eine solche Entscheidung zu fällen. Er wird den Senat konsultieren, in der Hoffnung, daß sie die Schuld auf sich nehmen, aber sie werden ihm lediglich die Ermächtigung geben und den Ball wieder zurückspielen, ohne sich die Finger schmutzig zu machen. Falls er tatsächlich den Befehl erteilt, auf die Arkologie zu feuern, wird B7 die orbitalen Waffen vorher deaktivieren. Ich bin der Meinung, wir sollten zulassen, daß die Besessenen die Erde entführen. Es ist eine gefühllose Gleichung, aber auf diese Weise verursachen wir langfristig den geringsten Schaden. Eines Tages werden wir herausfinden, wie wir sie zurückbringen können.«
»Du glaubst wirklich, daß das möglich ist?« fragte Louise.
»Wenn ein Planet aus dem Universum entfernt werden kann, dann kann man ihn auch wieder zurückbringen. Aber frag mich nicht wann.«
»Und was ist mit London?«
»Das ist schon schwieriger. Wie ich meinen werten Kollegen bereits mitgeteilt habe, falls es Dexter gelingt, die Kontrolle über genug Besessene zu gewinnen, kann er jedem seinen Willen aufzwingen, gleichgültig, ob er besessen ist oder nicht. Falls es soweit kommt, könnten wir tatsächlich gezwungen sein, die strategischen Waffen einzusetzen, um jeden
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