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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Angst den instinktiven Wunsch nach jugendlicher Schönheit durchbrochen, und die unnatürliche Beanspruchung der Zellen würde enden. Vielleicht bildeten sich die Tumoren tatsächlich zurück.
    Luca klopfte just in dem Augenblick an den Wagen, als Carmitha die Untersuchung beendet hatte. Sie bat ihn draußen zu warten, um der Frau Gelegenheit zu geben, sich in Ruhe anzuziehen.
    »Es kommt alles wieder ins Lot«, sagte sie und umarmte die Frau. »Du mußt nur endlich du sein, und du darfst nicht schwach werden.«
    »Ja«, kam die kleinlaut-trotzige Antwort.
    Es war nicht die Zeit für Belehrungen, entschied Carmitha. Sollte sie zuerst den Schock verarbeiten. Hinterher war immer noch Zeit zu lernen, wie sie ihre innere Stärke finden und sich wappnen konnte. Carmithas Großmutter hatte immer wieder betont, wie wichtig es war, daß man sich selbst als gesund empfand. »Ein schwacher Verstand läßt jeden Keim hinein.«
    Luca vermied sorgfältig, dem tränenverschmierten Blick der Frau zu begegnen, als sie aus dem Wagen stieg und verlegen zur Seite auswich.
    »Schon wieder eine?« fragte er, nachdem sie im Herrenhaus verschwunden war.
    »Yepp«, antwortete Carmitha. »Diesmal ist es nicht so schlimm.«
    »Na Klasse.«
    »Nicht wirklich. Bisher haben wir nur die anfänglichen Tumore gesehen. Ich bete inständig, daß die natürliche Resistenz eurer Körper imstande ist, sie unter Kontrolle zu halten. Falls nicht, bilden sich im nächsten Stadium die Metastasen, und der Krebs breitet sich durch den ganzen Körper hindurch aus. Wenn das erst geschieht, ist alles zu spät.« Es gelang ihr nur mit Mühe, ihren Unmut zu verbergen. Landbesitzer und Stadtbewohner waren die Nachkommen genetisch angepaßter Kolonisten; die Zigeuner hatten derartige Dinge rundweg abgelehnt.
    Er schüttelte den Kopf, zu starrköpfig, um mit ihr zu streiten. »Wie geht es Johan?«
    »Er nimmt langsam wieder zu, ein gutes Zeichen. Ich lasse ihn viel spazieren und habe ihm muskelaufbauende Übungen gezeigt. Auch das tut ihm gut. Und er hat seine Körperillusionen vollkommen verworfen. Die Tumoren sind immer noch da, und im Augenblick ist sein Körper noch zu schwach, um sie zu bekämpfen. Ich hoffe, daß seine natürlichen Abwehrkräfte sich entfalten, sobald wir seine allgemeine Gesundheit wiederhergestellt haben.«
    »Ist er fit genug, um bei der Verwaltung des Gutsbetriebs zu helfen?«
    »Denk nicht mal dran. In ein paar Wochen ist er vielleicht soweit, daß er mir in meinem Kräutergarten helfen kann. Und mehr Anstrengung werde ich auf keinen Fall erlauben.«
    Es gelang ihm nicht, die aufsteigende Enttäuschung zu verbergen.
    »Warum?« fragte sie mißtrauisch. »Warum willst du ihn jetzt schon wieder zurück? Ich dachte, alles läuft zufriedenstellend, fast wie früher? Ich merke jedenfalls fast keinen Unterschied.«
    »Ich habe nur über eine Gelegenheit nachgedacht, das ist alles.«
    »Eine Gelegenheit? Du willst weg?« Der Gedanke verblüffte sie.
    »Ich hab’ daran gedacht«, gestand er schroff. »Sag’s niemandem.«
    »Keine Sorge. Aber ich verstehe nicht. Wo willst du denn hin?«
    »Die Mädchen suchen.«
    »O Grant!« Sie legte ihm die Hand auf den Arm, augenblicklich voller Mitgefühl. »Es wird ihnen schon nichts geschehen. Selbst wenn Louise besessen ist, wird keine Seele der Welt ihr Aussehen verändern. Sie ist einfach zu prachtvoll!«
    »Ich bin nicht Grant!« Er blickte sich nervös und mißtrauisch auf dem Hof um. »Aber wo wir schon von bösen inneren Dämonen reden … Gott, wie mußt du diese Situation genießen.«
    »Oh, sicher. Ich amüsiere mich prächtig, wirklich.«
    »Entschuldige.«
    »Wie viele sind es?« fragte sie leise.
    Er schwieg lange, bevor er schließlich antwortete. »Ein paar auf der Brust. Den Armen. Sogar in den Füßen, verdammt noch mal.« Er grunzte angewidert. »Ich hätte mir nicht träumen lassen, daß meine Füße anders sind. Warum ausgerechnet die Füße?«
    Carmitha haßte seine ehrliche Verwirrung; Grant Kavanaghs Possessor hatte eine Art, viel zu viel Mitgefühl in ihr zu erwecken. »Diese Dinge gehorchen nicht irgendeiner Logik.«
    »Die meisten Leute haben keine Ahnung, was passiert, jedenfalls nicht außerhalb von Cricklade. Nimm nur diesen Händler, Lionel. Er hat nicht die leiseste Ahnung. Wie ich ihn darum beneide. Aber es kann nicht mehr lange dauern. Überall auf dem Planeten müssen inzwischen Leute wie Johan wie die Fliegen umfallen. Und wenn alle begreifen, was da geschieht, fällt

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