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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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halben Tag her. Ich bezweifle, daß sie überhaupt wissen, in welchen Schwierigkeiten wir stecken. Sie sind nicht so diszipliniert wie die Edeniten.«
    »Irgendwann werden sie es auch herausfinden«, sagte Rana. »Lassen wir sie zu uns kommen, wenn es soweit ist. Dann sind sie nicht mehr so gefährlich.«
    »Sie sind auch jetzt nicht mehr gefährlich. Und wir sind in einer perfekten Position, um den ersten Schritt zu unternehmen.«
    »Hey, halt mal, Schwester!« rief Cochrane. Er mühte sich in eine sitzende Position, was einen Teil des Bourbons in seinem Tumbler überschwappen ließ. »Nicht gefährlich? Und wovon träumst du nachts? Was ist mit dieser verdammten Eklund? Sie hat ein paar mächtig deutliche Worte gesagt, als wir das letzte Mal zum Abschied gewunken haben.«
    »Die Situation hat sich seither ja wohl deutlich verändert. Du hast Sinon gehört. Wir werden sterben, wenn wir keinen Weg finden, wie wir von hier wegkommen. Ich weiß zwar nicht, ob ihre Hilfe einen Unterschied macht oder nicht, aber unsere Chancen verringern sich dadurch ganz bestimmt nicht.«
    »Arrrgh! Ich hasse es, wenn du so vernünftig redest! Das ist der ultimative schlimme Trip. Ich weiß jedesmal schon vorher, daß es ein riesiger Fehler ist, und ich kann mich einfach nicht entziehen.«
    »Gut. Dann kommst du also mit uns.«
    »Scheiße.«
    »Ich bleibe hier bei Tina«, sagte Rana leise und drückte ihrer Freundin die Hand. »Jemand muß schließlich auf sie aufpassen.«
    Tina lächelte in gequältem Trotz. »Ich bin ein richtiges Ärgernis.« Ringsum in der Gruppe ertönte ein Chor von beschwichtigendem Protest. Alle lächelten ihr aufmunternd zu oder machten ermutigende Gesten. Moyos Gesicht zeigte einen verlorenen Ausdruck, als er nach Stephanies führender Hand tastete.
    »Wir werden nicht lange wegbleiben«, sagte sie aufmunternd zu den beiden. »Sinon?« Sie tippte dem Serjeant leicht auf die Schulter. »Möchten Sie vielleicht mit uns kommen?«
    Der Serjeant erwachte aus seiner Starre. »Ja, das möchte ich. Kontakt herzustellen ist eine gute Idee. Choma wird uns ebenfalls begleiten.«
     
    Stephanie war sich selbst nicht ganz im klaren über ihre Beweggründe. Sie spürte nichts von ihren Mutterinstinkten, die sie auf Mortonridge dazu getrieben hatten, den Kindern zu helfen. Nicht einmal das Gefühl von Verantwortung, das die kleine Gruppe in den Wochen vor dem Beginn der Befreiung hatte zusammenbleiben lassen. Vermutlich war es reiner Selbsterhaltungstrieb. Stephanie wollte, daß die beiden Seiten zusammenarbeiteten, um die Situation zu retten. Alles andere als ihre gemeinsame und volle Anstrengung war vielleicht nicht genug.
    Das Land rings um Ketton hatte als Folge des Bebens ein paar einschneidende Veränderungen erfahren. Rings um den Rand des Felsens verlief eine sanfte Erhebung, die den ursprünglichen Verlauf des Tals erraten ließ, in dem die Stadt einst gelegen hatte. Langgestreckte Hügel umsäumten die langsam austrocknenden Tümpel wie kleine Sandwellen auf einer Düne. Von den Wäldern, die einst die Ausläufer der Berge bedeckt hatten, war nichts mehr zu sehen außer kahlen schwarzen Ästen und Stämmen, die trotzig in den Himmel ragten. Die wenigen Straßen, die die Sintflut überlebt hatten, waren verschwunden; das Beben hatte sie vernichtet. Zweimal waren sie auf große zerfetzte Platten aus Carbo-Beton gestoßen, die in den unmöglichsten Winkeln aus dem Schlamm aufragten, doch keine der Stellen hatte zu ihrer Erinnerung an die Straße gepaßt.
    Nachdem der ganze Schlamm vom Beben wieder aufgewirbelt worden war, sanken Stephanies Füße bei jedem Schritt ein paar Zoll tief ein. Es war nicht so schlimm wie bei ihrer Flucht vor der heranrückenden Armee, aber es bedeutete Anstrengung. Und sie hatten immer noch nicht wieder zu ihren vollen Kräften zurückgefunden. Eine halbe Meile vor den Außenbezirken von Ketton blieb sie stehen, um sich ein wenig auszuruhen. Ihr Atem ging schwer und stoßweise, und sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie die Luft mit Kohlendioxid verpestete.
    Aus einiger Entfernung hatte sich Ketton vom umgebenden Land unterschieden. Eine ganze Reihe von Gebäuden war stehengeblieben und hatte durchaus intakt ausgesehen. Jetzt erkannte sie, welch ein Irrtum das gewesen war. Das völlige Fehlen aller Bäume hätte eigentlich Warnung genug sein müssen.
    Cochrane schob seine schmale purpurne Sonnenbrille hoch in die Stirn und spähte aus zusammengekniffenen Augen auf die Ortschaft.

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