Armageddon 06 - Der nackte Gott
»Mann o Mann, was habt ihr euch dabei nur gedacht, Jungs?« wandte er sich an die beiden Serjeants. »Ich meine, dieses Kaff ist erledigt, voll und ganz hinüber, futschikato!«
»Der Harpunenangriff gegen Ketton sollte die Besatzungstruppen ihrer taktischen Deckung berauben«, sagte Sinon. »Wir haben beträchtliche Verluste wegen Ihrer Fallen und Hinterhalte erlitten. Und da Sie offensichtlich entschlossen waren, sich hier zu verschanzen, war General Hiltch gleichermaßen entschlossen, Ihnen jeden Vorteil zu nehmen, den die Stadt bieten konnte. Ich denke, das Beben war auch dazu gedacht, Ihnen einen psychischen Schlag zu versetzen.«
»Ach ja?« spöttelte der Hippie. »Dieser Schuß ist ja wohl offensichtlich nach hinten losgegangen, wie? Sehen Sie nur, wohin Sie die Heidenangst gebracht hat, die Sie uns eingejagt haben.«
»Glaubst du vielleicht, du bist besser dran?« lachte McPhee abfällig.
»Sieht es schlimm aus?« fragte Moyo.
»Schlimm? Es ist überhaupt nichts mehr übrig«, sagte Stephanie. »Überhaupt nichts.« Aus der Nähe betrachtet war das, was sie für Gebäude gehalten hatten, nichts als bunte Trümmerhaufen, die mit dem Schlamm verschmolzen. Niemand hatte einen Versuch unternommen, die Häuser mit Hilfe seiner energistischen Kräfte wiederaufzubauen. Statt dessen rannten die Menschen scheinbar kopflos zwischen den Ruinen hin und her. Alles schien auf den Beinen.
Als sie näher kamen, bemerkte Stephanie, daß die Überlebenden bei weitem nicht kopflos agierten. Sie durchwühlten methodisch die Trümmerhaufen und förderten mit Hilfe energistischer Kräfte Ziegelsteine und zerbrochene Betonplatten aus dem Abfall. Sie gingen entschlossen und effizient zu Werke, mit anderen Worten: Sie waren organisiert.
»Vielleicht war die Idee doch nicht so gut«, sagte Stephanie leise, als sie den äußeren Rand des Ruinenfelds erreicht hatten. »Ich glaube fast, die Eklund hat noch immer das Kommando.«
»Das Kommando über was?« fragte Cochrane. »Das sieht aus wie eine Müllkippe. Und sie haben nur noch zehn Tage zu leben, genau wie wir.«
Eine Gruppe aus zwei Frauen und einem Mann, kaum aus den Teenagerjahren, arbeiteten an einem der Trümmerhaufen. Sie wuchteten große Metallträger herum, als bestünden sie aus Leichtplastik. Sie hatten bereits den einen oder anderen kurzen Tunnel in den Haufen gegraben, und mitgenommene Kompositkisten voller Proviant und Lebensmittel stapelten sich ein paar Meter abseits im Schlamm. Als Stephanie und Sinon zu ihnen gingen, unterbrachen sie ihre Arbeit. Stephanies Zuversicht sank noch weiter, als sie sah, daß alle drei militärische Kleidung trugen.
»Wir dachten, wir sehen nach, ob wir vielleicht helfen können«, begann sie. »Ob jemand unter den Trümmern begraben wurde oder so.«
Der junge Mann blickte finster von Stephanie zu ihren Begleitern. »Niemand ist unter den Trümmern begraben. Was macht ihr mit diesen Monstern zusammen? Seid ihr vielleicht Spione?«
»Nein, ich bin kein Spion«, antwortete sie vorsichtig. »Hier gibt es nichts zu spionieren, für niemanden. Wir sitzen zusammen auf dieser Insel fest. Niemand hat mehr etwas zu verbergen, und es gibt auch nichts, weswegen wir kämpfen müßten.«
»Ach ja? Und wieviel Essen habt ihr? Nicht viel, jede Wette. Ist das der Grund, weshalb ihr hergekommen seid?« Sein besorgter Blick ging zu dem kleinen Stapel Lebensmittelkisten, die er zusammen mit den beiden Frauen ausgegraben hatte.
»Die Serjeants haben genügend Nahrung für uns, danke sehr. Wer hat hier eigentlich das Kommando?«
Der Mann wollte gerade den Mund zu einer Antwort öffnen, als ein gräßlicher Schmerz durch Stephanies Hüfte stach. Er war so intensiv, daß sie nicht einmal mehr schreien konnte, bevor sie in einen Schockzustand verfiel. Sie wurde von der Wucht des Einschlags nach hinten geworfen, und die Welt drehte sich wie verrückt. Sie landete auf dem Rücken und sah sich mit den Gliedmaßen in der Luft rudern. Ringsum spritzten Eingeweide und Blut auf den Boden, und dann wurde sie schlaff.
Man hat auf mich geschossen!
Alle brüllten wild durcheinander. Alle rannten aufgeregt hin und her. Die Luft ringsum begann dunstig zu schillern und verdickte sich schützend rings um sie. Stephanie hob den Kopf und blickte mit betäubtem Interesse an sich herab. Ihre Hose und Bluse glitzerten feucht vor Blut. Im Stoff über der Hüfte war ein großes Loch, und darunter sah sie zerfetztes Fleisch und Knochensplitter. Der Schock sorgte
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