Armageddon 06 - Der nackte Gott
eine Pause einlegen«, schlug Cochrane ein wenig gereizt vor. »Es ist wirklich gespenstisch, wenn ihr alle so mucksmäuschenstill steht wie eine Armee von Zombies.«
Gemeinsam mit den anderen aus Stephanies Gruppe hatte der beeindruckende Hippie eine gute Viertelstunde lang versucht, den Serjeants bei ihren Bemühungen zu helfen, eine Verbindung zurück in das alte Universum herzustellen. Als (für Stephanies Gruppe) offensichtlich wurde, daß diese Idee nicht so ohne weiteres in die Tat umzusetzen, wenn nicht sogar völlig unmöglich war, hatte Cochrane in seiner Konzentration nachgelassen. Schließlich hatten sie sich in einem Kreis um Tina auf den Boden gesetzt, um ihr an Trost und Unterstützung zu geben, was möglich war.
Tina war noch immer sehr schwach. Sie schwitzte und fror abwechselnd, obwohl sie in einem gut isolierten Feldschlafsack steckte. Einer der Serjeants mit medizinischen Kenntnissen hatte sie untersucht und festgestellt, daß der starke Blutverlust das größte Problem sei. Die Infusionsausrüstung der Serjeants funktionierte in diesem Universum nicht, also hatte er einen primitiven intravenösen Tropf improvisiert, um Tina mit Nährstoffen zu versorgen.
Stephanies unausgesprochene Sorge war, daß Tina innere Verletzungen erlitten hatte, die sie mit ihren energistischen Fähigkeiten niemals heilen könnten, ganz gleich, wie sehr sie es herbeiwünschten. Wie schon mit Moyos Augen mußten sie vor den tieferen Subtilitäten des Fleisches kapitulieren. Sie benötigten voll funktionsfähige nanonische Medipacks. Und die würde es in diesem Universum einfach nicht geben.
Ihre zweite Sorge galt der Frage, was mit den Seelen geschehen würde, deren Körper in diesem Universum starben. Ihre Verbindung mit dem Jenseits war unwiderruflich unterbrochen. Stephanie wollte lieber nicht über die Implikationen nachdenken. Auch wenn Tina sich alle Mühe gab, Zuversicht auszustrahlen, würden sie es vielleicht viel zu bald herausfinden.
Sinon erwachte aus seinem tranceähnlichen Zustand und blickte auf Cochrane herab.
»Unsere Versuche, die energistischen Kräfte zu manipulieren, führen nicht zu physischer Erschöpfung, wie Sie eigentlich wissen müßten. Und weil es sonst nichts für uns zu tun gibt, betrachten wir es als durchaus angemessen, wenn wir unsere Anstrengungen fortsetzen, nach Hause zurückzukehren.«
»Tut ihr, ja? Na ja, meinetwegen, macht was ihr wollt. Ich für meinen Teil ziehe Yoga vor. Es ist auch nicht schlecht. Aber da ist noch etwas anderes, Jungs. Wir müssen nämlich hin und wieder auch essen.«
»Es tut mir leid. Sie hätten sich früher melden sollen.« Sinon ging zu einem der großen Stapel Rucksäcke und Waffen, welche die Serjeants abgelegt hatten. Er fand seinen eigenen und öffnete ihn. »Wir nehmen keine feste Nahrung zu uns, tut mir leid. Aber unsere Nährlösung ist auch für Sie verdaulich. Sie enthält sämtliche Vitamine, Proteine und Mineralien, die von einem normalen menschlichen Verdauungssystem aufgenommen werden.« Er zog mehrere silbrige Tüten hervor und verteilte sie unter den zweifelnden Besessenen aus Stephanies Gruppe. »Sie sollten die Mahlzeit durch Wasser ergänzen.«
Cochrane schraubte den Deckel seiner Tüte ab und schnüffelte mißtrauisch. Unter den Augen der anderen quetschte er ein paar Tropfen der blassen bernsteinfarbenen Flüssigkeit auf den Finger und leckte sie ab. »Heilige Scheiße! Das Zeug schmeckt wie Meerwasser! Mann, ich kann kein rohes Plankton essen, ich bin schließlich kein Walfisch!«
»Groß genug dazu bist du jedenfalls«, murmelte Rana leise.
»Wir haben leider keine andere Nahrungsquelle zur Verfügung«, sagte Sinon tadelnd.
»Das geht schon in Ordnung, danke sehr«, wandte sich Stephanie an den großen Serjeant. Sie konzentrierte sich einen Augenblick lang, und ihr Beutel verwandelte sich in eine Tafel Schokolade. »Achten Sie nicht auf das, was Cochrane sagt. Wir können unsere Nahrung in alles verwandeln, worauf wir Lust haben, wenn Sie nur genügend Energie liefert.«
»Dein schlimmes Karma holt dich noch ein«, schniefte der Hippie. »He, Sinon! Hätten Sie vielleicht ein Glas für mich übrig? Ich schätze, ich kann mich noch gut genug erinnern, wie ein vernünftiger Bourbon schmeckt.«
Der Serjeant wühlte in seinem Rucksack und fand einen Plastikbecher.
»Hey, danke, Mann.« Cochrane nahm den Becher entgegen und verwandelte ihn in einen Kristalltumbler. Dann schenkte er sich eine gute Portion der Brühe ein und
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