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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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nicht schlitternd zum Halten gekommen. Er stand einfach. Bewegungslos. In der Mitte der Straße. Von fünfzig Stundenkilometern auf Null in einem Augenblick.
    »O Mutter Gottes!« krächzte Tim. »Du bist einer von ihnen!«
    »Nein, bin ich nicht«, antwortete Hugh. »Ich bin das gleiche wie du, ein Berichterstatter. Nur, daß ich es schon eine ganze Weile länger mache, als du vielleicht glauben magst. Man lernt ein paar nützliche Dinge.«
    »Aber …« Tim war am Rand der Straße stehengeblieben. Jeglicher Verkehr war zum Halten gekommen, und rote Warnlichter blitzten hell.
    »Komm schon«, sagte Hugh fröhlich. »Vertrau mir, das willst du unter keinen Umständen verpassen. Fang an aufzuzeichnen.«
    Viel zu spät aktivierte Tim eine seiner nanonischen Speicherzellen, dann betrat er die Fahrbahn. »Hugh? Wie hast du das gemacht, Hugh?«
    »Ich hab’ die Massenträgheit in den Hyperraum abgeleitet. Zerbrich dir darüber nicht den Kopf.«
    »Meinetwegen.« Tim erstarrte. In der Luft hinter Hugh war ein schwacher smaragdfarbener Lichtschein. Er stieß eine Warnung aus und hob die Hand, um darauf zu zeigen.
    Hugh wandte sich breit grinsend zu dem Licht um. Es wurde rasch größer und nahm die Gestalt einer fünf Meter durchmessenden und zwanzig Meter hohen Säule an. Regentropfen funkelten in ihrer eigenen grünlichen Korona, als sie ringsum niedergingen.
    »Was … was ist das?« krächzte Tim. Er war zu fasziniert, um sich zu fürchten.
    »Eine Art Tor. Ich verstehe seine grundlegende Dynamik nicht, und das ist für sich genommen schon bemerkenswert genug.«
    Tim erinnerte sich an seine Reporterdisziplin und fokussierte seine Retinas auf das kalte Licht. Tief im Innern bewegten sich Schatten. Sie wurden größer, deutlicher, und dann trat ein Serjeant auf die naßglänzende Straße hinaus. Tim schaltete seine sensorische Aufzeichnung auf maximale Empfindlichkeit, während er ehrfürchtig wartete.
    »Urgh!« rief das mächtige BiTek-Wesen mit schriller Stimme. »Was für ein wunderbares Willkommen zu Hause, Liebling. Es schifft aus allen Rohren.«
     
    Ralph traf neunzig Minuten, nachdem sie sich geöffnet hatten, vor einem der insgesamt sieben smaragdfarbenen Tore ein. Die Zeit bis dahin hatte er mit hektischen Aktivitäten verbracht in dem Bemühen, einen Sinn im Geschehen zu erkennen und angemessen zu reagieren. Der Operationsraum war zum ersten Mal wieder voll besetzt, nachdem Offiziere von überall im Gebäude zusammengerannt waren und ihre Stationen besetzt hatten.
    Daß es sich bei den leuchtenden grünen Säulen um eine Art Wurmlöcher handeln mußte, stand schon recht bald nach ihrem Auftauchen fest. Der genaue Status der Menschen und Serjeants, die in den Wurmlöchern materialisierten, war dagegen eine problematischere Angelegenheit.
    »Sie enthalten keine edenitischen Persönlichkeiten mehr«, rief Acacia. »Das allgemeine Affinitätsband ist ein einziges Stimmengewirr. Sie reden durcheinander, ohne sich an die einfachsten Konventionen zu halten. Es ist unmöglich, etwas zu erkennen.«
    »Wer sind sie dann?«
    »Ich glaube, es handelt sich um Ex-Possessoren.«
    Zu diesem Zeitpunkt waren mehrere Serjeants mit ursprünglichen (edenitischen) Persönlichkeiten durch die Tore gekommen. Sie halfen beim Aufklären der Situation und erzählten jedem Edeniten auf oder im Orbit um Ombey, daß sie Flüchtlinge von Ketton waren. Trotzdem rief Ralph Hiltch die höchste Alarmstufe aus und aktivierte damit die Maßnahmen, die in den Wochen vor der Invasion für den Fall ausgearbeitet worden waren, daß die Besessenen einen wilden Ausfall unternehmen und die Verteidigungslinien Fort Forwards überrennen würden. Jeglicher Boden- und Luftverkehr wurde eingestellt, sämtliches Personal in die Baracken beordert. Marines umstellten die Tore. Das wichtigste war jetzt herauszufinden, ob die Possessoren in den Serjeantkörpern noch über ihre energistischen Fähigkeiten verfügten. Nachdem diese Frage negativ beantwortet war, wurde der Alarm um eine Stufe gelockert. Ralph und Admiral Farquar stimmten darin überein, daß die strategischen Verteidigungsplattformen dennoch weiterhin auf die Tore gerichtet bleiben würden. Die Ex-Possessoren mochten sich vielleicht im Augenblick anständig benehmen, aber wer konnte wissen, ob das so bleiben würde?
    Trotz aller Merkwürdigkeit bedeutete die Situation einmal mehr ein logistisches Problem. Die Menschen, die aus den Toren stolperten, waren im gleichen physischen Zustand wie jeder

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