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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Regierung läßt schon ein Schiff voller Ex-Besessener in ihr Sternensystem, ganz zu schweigen davon, sie in die zivilen Hospitäler auf den Planeten und Asteroiden aufzuteilen?«
    »Menschliche Politik«, knurrte Ralph. »Die größte Mißgunst in der gesamten Galaxis.«
    »Das ist Paranoia, nicht Politik«, entgegnete Janne.
    »Die sich in Wählerstimmen niederschlägt, und damit wird sie zu Politik.« Der Computer des Operationszentrums sandte per Datavis einen Strom von Informationen an Ralph Hiltchs neurale Nanonik. Ralph blickte durch das Fenster und sah, wie einer der roten Ringe auf der Karte von Mortonridge eine blaßlila Farbe annahm. »Eine weitere Belagerung vorbei. Eine Stadt namens Wellow.«
    »Ja«, sagte Acacia. Sie schloß die Augen, während sie den Serjeants lauschte, die die Ansammlung durchnäßter, schlammbesudelter Gebäude umringten. »Die ELINT-Blocks, die das energistische Feld überwachen, haben einen massiven Rückgang festgestellt. Die Serjeants rücken ein.«
    Ralph überprüfte die Administrationsprozeduren der KI. Transportmöglichkeiten wurden bereitgestellt; ein Geschwader Stonys war bereits zum Lager unterwegs. Die medizinischen Einrichtungen von Fort Forward wurden benachrichtigt. Die KI stellte sogar eine überschlägige Schätzung von Null-Tau-Kojen an, die an Bord der Kolonistentransporter benötigt wurden, basierend auf den letzten Infrarotaufnahmen der Beobachtungssatelliten im niedrigen Orbit. »Ich wünschte fast, es wäre noch so wie am ersten Tag«, sagte Ralph. »Ich weiß, daß die Besessenen einen höllischen Kampf liefern, aber wenigstens waren sie gesund, wenn wir sie überwunden hatten. Ich war für das Entsetzen des Krieges gerüstet, und ich wußte, daß unsere Truppen Verluste erleiden würden. Aber das hier – damit habe ich nicht gerechnet. Das ist keine Rettungsaktion mehr, das ist politische Zweckmäßigkeit, weiter nichts.«
    »Haben Sie das auch der Prinzessin gesagt?« fragte Acacia.
    »Ja. Sie hat mir sogar beigepflichtet. Aber sie gestattet mir nicht, ein Ende zu machen. Wir müssen sie vertreiben, das ist alles, was zählt. Der politische Preis zählt mehr als der menschliche.«
     
    Die Reporter, die von der Befreiungskampagne berichteten, waren ausnahmslos in dreistöckigen Baracken aus programmierbarem Silikon untergebracht, die sich auf der westlichen Seite von Fort Forward erstreckten, nahe dem Hauptquartier und dem Verwaltungsbereich. Niemand hatte Einwände; sie waren nah bei einer Offiziersmesse, was ihnen zumindest den einen oder anderen Drink am Abend ermöglichte. Doch was die authentische Erfahrung eines Truppenquartiers anbelangte, konnte man den Realismus auch übertreiben. Das Erdgeschoß war ein einziger offener Raum, gedacht als allgemeiner Erholungs- und Versammlungsort, ausgestattet mit jeweils fünfzig Plastikstühlen, drei großen Tischen, einem professionellen Induktionsofen und einer Trinkwasserzapfstelle. Weiter nichts. Wenigstens verfügte er über einen Netzprozessor hoher Leistungsfähigkeit, mit dessen Hilfe die Reporter mit ihren Studioleitern in Verbindung bleiben konnten. Die Betten befanden sich in den oberen Stockwerken, in sechs Schlafsälen, mit einem gemeinsamen Badezimmer auf jeder Etage. Die Reporter waren an Vier-Sterne-Hotels gewöhnt und taten sich dementsprechend schwer, sich an die Umstände zu gewöhnen.
    Der Regen setzte morgens um acht Uhr ein, als Tim Beard unten beim Frühstück saß. Es gab drei Wahlmöglichkeiten in Fort Forward, allesamt fertig vorbereitet: Tablett A, Tablett B und Tablett C. Tim bemühte sich immer, rechtzeitig nach unten zu kommen, um noch ein Tablett A von dem Stapel neben der Tür zu erwischen, weil es das reichhaltigste Frühstück war. Auf diese Weise konnte er das Mittagessen ausfallen lassen: Die Tabletts D, E und F stellten eine Verletzung jeglicher Menschenrechtserklärung dar.
    Tim schob sein Tablett in den Induktionsofen und stellte den Timer auf dreißig Sekunden, als es draußen vor dem offenen breiten Eingang zu tröpfeln begann. Tim stöhnte bestürzt auf.
    Regen würde die Luftfeuchtigkeit für den Rest des Tages zur reinsten Hölle machen, und falls er nach Mortonridge ging, würde er am Abend Anti-Pilz-Gel benutzen müssen – nicht zum ersten Mal. Ein weiterer Tag in den Klauen des Verfalls, während er von einer verrottenden Befreiungskampagne berichtete. Der Ofen piepste und warf sein Tablett aus. Die Umhüllung war gerissen, und der Haferbrei hatte sich mit den

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