Armageddon 06 - Der nackte Gott
Ex-Besessene: unterernährt und dringend medizinischer Hilfe bedürftig. Es konnte kein Zufall sein, daß sich jedes einzelne der Tore unmittelbar vor einem der Hospitale geöffnet hatte, doch die schiere Zahl und Geschwindigkeit, mit der sie materialisierten, beanspruchte die medizinischen Ressourcen für Erste Hilfe bis zur Grenze ihrer Leistungsfähigkeit.
Was die Serjeants betraf – der einzige Fall, für den Ralph und sein Stab keine Pläne vorbereitet hatten, waren mehr als zwölftausend Ex-Possessoren, die keine Bedrohung mehr darstellten. Ralph stufte sie zunächst als Kriegsgefangene ein, und die KI wies ihnen drei leerstehende Blocks als Unterkünfte zu. Marines und Söldner, die im Lager ihre Freizeit verbrachten, wurden zu Wacheinheiten zusammengezogen und sorgten dafür, daß die Ex-Possessoren die Gebäude nicht verließen.
Es war ein Hinhaltemanöver; Ralph wußte nicht, was er sonst mit ihnen hätte anfangen sollen. Sie waren nicht nur einfach Angehörige der gegnerischen Armee. Es würde bestimmt weitere Vorwürfe geben, beispielsweise Kidnapping und Körperverletzung und was der Dinge mehr waren. Und doch waren sie letztlich nur Opfer der äußeren Umstände, wie jeder gute Anwalt zweifelsohne argumentieren würde.
Trotzdem war das Problem, was hinterher mit ihnen geschehen würde, zum ersten Mal seit langem nicht sein Problem. Er beneidete Prinzessin Kirsten nicht um diese Entscheidung.
Dean und Will meldeten sich im Operationszentrum. Sie würden Ralph auf seiner Inspektion eskortieren. Das nächste Tor lag weniger als einen Kilometer vom Gebäude des Hauptquartiers entfernt. Obwohl die KI die Marines dirigierte, herrschte in dem umliegenden Gebiet das zu erwartende Chaos. Große Mengen von Zuschauern – einschließlich jedes Reporters im Lager – hatten sich versammelt und rannten durcheinander, um ja nichts zu verpassen. Dean und Will mußten sich mit den Ellbogen durch die Menge arbeiten, um einen Weg für Ralph zu bahnen. Wenigstens unmittelbar vor dem Tor herrschte ein gewisser Grad an Ordnung, als sie dort eintrafen. Der befehlshabende Captain der Marines hatte einen hundert Meter durchmessenden Perimeter errichtet. Im Innern hatten weitere Marines zwei Passagen errichtet, durch die die Rückkehrer weggeführt wurden. Eine Passage führte zu dem nahe gelegenen Eingang des Hospitals, der zweite führte zu einem Parkplatz, wo automatische Transporter warteten, um die Serjeants zu ihren Gefangenenlagern zu bringen. Sobald eine neue Gestalt aus dem leuchtenden Tor trat, entschied ein Beurteilungsteam, zu welcher Passage sie gebracht wurde. Die Entscheidung wurde von Kortikalstörern untermauert, und jeglicher Protest einfach ignoriert.
»Selbst unsere wenigen verbliebenen Serjeants mit edenitischen Persönlichkeiten gehen in die Gefangenenbaracken«, sagte Acacia zu Ralph, während sie sich einen Weg durch den Perimeter bahnten. »Es macht die Dinge einfacher. Wir können sie später immer noch von den Ex-Possessoren aussortieren.«
»Sagen Sie ihnen meinen Dank. Ich weiß ihre Kooperation zu schätzen. Wir müssen die Dinge im Fluß halten.«
Der Marine-Captain kam zu Ralphs kleiner Gruppe und salutierte. Regenwasser tropfte in stetigem Strom von seinem Schalenhelm.
»Wie geht es voran, Captain?« fragte Ralph.
»Gut, Sir. Wir haben die Lage inzwischen wenigstens hier vor Ort im Griff.«
»Sehr gut. Weitermachen. Wir werden uns bemühen, nicht im Weg zu stehen.«
»Danke, Sir.«
Ralph verbrachte ein paar Minuten damit zu beobachten, wie Menschen und Serjeants aus dem grünen Licht strömten. Trotz der Feuchtigkeit und dem warmen Regen spürte er, wie sich Kälte in seiner Brust ausbreitete.
Eigenartig, ich kann ein Wurmloch oder einen ZTT-Sprung über viele Lichtjahre als normal akzeptieren, aber ein Portal, das aus diesem Universum in ein anderes führt, jagt mir eine heillose Angst ein. Ist es vielleicht zu göttlich für mich? Physischer Beweis einer Dimension, in der Himmelsbewohner existieren? Oder genau das Gegenteil, der Beweis, daß selbst die menschlichen Seelen und omnipotente Wesen eine rationale Basis haben? Ich blicke auf das Ende aller Religion, die Tatsache, daß wir niemals Besuch von irgendeinem Messias irgendeines Schöpfergottes hatten. Eine Tatsache, die so präsentiert wird, daß ich sie unmöglich ignorieren kann. Unsere gesamte Spezies hat ihre spirituelle Unschuld verloren.
Ralph konnte die Überraschung der Ex-Possessoren sehen, die durch das Tor kamen,
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