Armageddon 06 - Der nackte Gott
selbstverständlich zu sein scheint.«
»Vergeßt mal das Akademische«, sagte Moyo. »Gibt es eine Möglichkeit, wie wir uns dieses Phänomen zunutze machen können?«
»Wir planen die Einrichtung einer Observationswache. Einen Spähposten auf der Landspitze, wenn Sie so wollen, um herauszufinden, ob irgend etwas dort vorn auf uns wartet. Durchaus möglich, daß all die anderen Planeten, die von den Besessenen aus unserem Universum entführt wurden, ebenfalls in dieser Sphäre sind. Wir werden außerdem unsere Affinität einsetzen und um Hilfe rufen; Affinität ist die einzige Kommunikationsmethode, die hier zu funktionieren scheint.«
»O Mann, auf keinen Fall! Wer soll das denn hören? Kommt schon, Jungs, werdet vernünftig.«
»Selbstverständlich wissen wir nicht, wer, wenn überhaupt, uns dort draußen hören kann. Und selbst wenn uns jemand hört und es dort draußen einen Planeten gibt, zweifeln wir stark daran, daß wir imstande wären, seine Oberfläche heil zu erreichen.«
»Sie meinen lebendig«, sagte Moyo.
»Korrekt. Allerdings besteht eine Möglichkeit, uns dennoch zu retten.«
»Was?« kreischte Cochrane aufgeregt.
»Falls alle Besessenen in diese Sphäre entfliehen, dann wäre es durchaus vorstellbar, daß auch Valisk hier gelandet ist. Das Habitat könnte unseren Ruf empfangen, und seine Biosphäre würde uns das Überleben ermöglichen. Es wäre einfach, nach Valisk überzusiedeln.«
Cochrane stieß einen tiefen Seufzer aus, und seinen Nasenlöchern entwichen zwei dünne grünliche Rauchwolken. »Hey, Mann, mehr davon! Positives Denken! Ich könnte es in Valisk aushalten.«
Beobachten war eine Sache, die die Besessenen fast genausogut konnten wie die Serjeants, also wanderten Stephanie und ihre Freunde den letzten Kilometer zum Rand des Felsens, um beim Errichten des Lagers zu helfen. Sie benötigten mehr als eine Stunde für das kurze Stück Weg. Nicht, daß die Landschaft besonders unzugänglich gewesen wäre – getrockneter Schlamm, der unter ihren Füßen einbrach und quatschte, und sie mußten mehreren Tümpeln voller abgestandenem Wasser ausweichen –, aber Tina mußte den ganzen Weg auf einer Bahre getragen werden, zusammen mit den primitiven medizinischen Geräten. Und selbst mit ihren stärkenden energistischen Kräften mußte auch Stephanie alle paar Minuten eine Rast einlegen.
Doch schließlich kamen sie auf der Klippe an und ließen sich fünfzig Meter vor dem Abgrund nieder. Sie hatten den Kamm eines Hügels ausgewählt, weil sie von dort aus einen wunderbar ungestörten Ausblick über die leuchtende Leere vor dem Felsen hatten. Tina wurde so hingelegt, daß sie nur den Kopf ein wenig heben mußte, so daß sie sich als Teil des Unterfangens empfinden konnte. Sie lächelte schmerzvoll und dankbar, als die anderen den Plasmatropf auf einem alten Zweig neben ihr montierten. Die zehn Serjeants in ihrer Begleitung legten ihre Rucksäcke auf einen Stapel und setzten sich in einem weiten Halbkreis auf den Boden wie eine Ansammlung fetter Buddhas in Lotusposition.
Stephanie ließ sich vorsichtig auf einem Schlafsack nieder, hoch zufrieden, daß die Wanderung endlich vorüber war. Dann verwandelte sie einen Beutel Nährlösung in ein Schinkensandwich und biß hungrig hinein. Moyo setzte sich zu ihr und lehnte sich mit der Schulter an sie. Sie küßten sich zärtlich.
»Groovy!« krähte Cochrane. »Hey, wenn Liebe blind macht, wie kommt es dann eigentlich, daß Damenunterwäsche so populär ist?«
Rana warf ihm einen verzweifelten Blick zu. »Wie taktvoll du bist.«
»Das war ein Witz!« protestierte der Hippie. »Moyo hat ihn verstanden, oder nicht, Mann?«
»Nein.« Er und Stephanie steckten die Köpfe zusammen und kicherten.
Cochrane starrte die beiden mißtrauisch an und ließ sich ebenfalls auf seinem Schlafsack nieder. Er hatte das Gewebe zu einem purpurn und grün leuchtenden Samt verändert. »Was haltet ihr von einer kleinen Wette, Leute? Was kommt zuerst über den Horizont gesegelt?«
»Fliegende Untertassen«, sagte McPhee.
»Nein, nein«, widersprach Rana steif. »Geflügelte Einhörner mit Jungfrauen darauf, die alle Cochranes weiße Rüschenunterwäsche tragen.«
»Hey, ich meine es ernst, Leute! Schließlich hängen unsere Leben davon ab.«
»Eigenartig«, sinnierte Stephanie. »Es ist noch gar nicht so lange her, da habe ich mir gewünscht, der Tod wäre etwas Endgültiges. Jetzt ist das vielleicht tatsächlich der Fall, und ich möchte verdammt noch
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