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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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germiniert.

Jupiter
    2090
     
Die zweite Chance
    (A Second Chance at Eden)
     
     
    Die Ithilien verzögerte mit konstant einem zwanzigstel g in den Jupiter-Orbit und ermöglichte uns einen spektakulären Ausblick auf die gigantischen Sturmbänder, während wir der dunklen Seite entgegenkurvten. Doch das ist eine unzutreffende Bezeichnung; in den Wolken des Jupiter gibt es keine wirkliche Dunkelheit. Gigantische Blitze zuckten zwischen ozeangroßen Spiralen aus gefrorenem Ammoniak hin und her, die jedes irdische Gewitter zu einem lauen Lüftchen verblassen ließen. Es war überwältigend, wunderschön und gewaltig.
    Nachdem die Ithilien in ihren Orbit fünfhunderttausend Kilometer über dem Jupiter eingeschwenkt war, musste ich die Zwillinge in der Observationskanzel allein lassen. Bis zu unserem Rendezvous mit Eden würden noch weitere fünf Stunden vergehen; wir mussten nicht nur die Orbits angleichen, sondern auch die viel zu hohe Inklination, mit der wir uns dem Habitat näherten. Captain Saldana war ein kompetenter Pilot, nichtsdestotrotz bedeutete es fünf Stunden kleiner Antriebsstöße, niedriger Schwingungen und ständig wechselnder Beschleunigung. Ich verbrachte die Zeit festgeschnallt auf meiner Liege, schluckte Pillen gegen Übelkeit und bemühte mich ansonsten, die Manöver der Ithilien nicht mit einem Schiff auf unruhiger See zu vergleichen. Es würde bestimmt keinen guten Eindruck hinterlassen, wenn ich meinen neuen Posten seekrank antrat und unfähig, das Mittagessen bei mir zu behalten. Sicherheitsleute haben unerschütterlich zu sein, aus Granit gemeißelt oder irgend so ein Unsinn.
    Der Kabinenbildschirm schaltete durch die Außenkameras. Da wir uns immer noch im Halbschatten befanden, lieferten die elektronischen Kameras ein besseres Bild von der Annäherung, als ich es mit bloßem Auge in der Observationskanzel gehabt hätte.
    Eden war ein rostbrauner Zylinder mit halbkugelförmigen Endkappen, acht Kilometer lang, zweitausendachthundert Meter im Durchmesser. Doch es war erst 2075 germiniert worden, vor fünfzehn Jahren. Ich hatte mich während des Herflugs vom irdischen O’Neill-Halo mit Pieter Zernov unterhalten. Zernov gehörte zu dem Team von Genetikern, die im Auftrag der Jovian Sky Power Corporation die Habitate entwickelt hatten, und er hatte gemeint, dass ihren Berechnungen zufolge Eden frühestens bei einer Länge von elf Kilometern ausgewachsen sei.
    Das Habitat war mit den Endkappen in Nord-Süd-Richtung orientiert, es ›rollte‹ also durch seinen Orbit. Die Polypschale war glatt und sah mehr nach einem synthetischen Artefakt aus als nach irgendetwas Organischem. Natürliche Biologie war nicht so ordentlich. Der einzige Bruch in der allumfassenden Symmetrie Edens, den ich erkennen konnte, waren die beiden Ringe aus zwiebelförmigen Knoten, die an den Rändern der beiden Endkappen aus dem Polyp ragten. Es waren spezielle Spinndrüsen, die organische Leiterfasern produzierten. Es gab Hunderte von Leiterfasern, achtzig Kilometer lang, die vom Habitat nach draußen ragten wie die Speichen einer Fahrradfelge. Die Fliehkraft sorgte dafür, dass sie in ihrer perfekten tangentialen Lage blieben. Es handelte sich um ein Induktionssystem; die Fasern tauchten in Jupiters titanische Magnetosphäre ein und erzeugten auf diese Weise genügend Energie für die Funktionsfähigkeit sämtlicher Organe des Habitats sowie die Beleuchtung und Beheizung des Innenraums.
    »Ziemlich beeindruckend, nicht wahr?«, sagte ich, als das Habitat den Schirm immer mehr ausfüllte.
    Jocelyn grunzte unverbindlich und drehte sich unter dem Sicherheitsnetz ihrer Liege herum. Wir hatten im Verlauf der letzten vierundzwanzig Stunden keine hundert Worte miteinander gewechselt. Nicht gut. Ich hatte gehofft, dass der Anblick des Habitats die Stimmung ein wenig heben würde, einen Funken von Interesse bei ihr erwecken. Vor zwanzig Jahren, als wir heirateten, hätte Jocelyn dieser Versetzung mit grenzenloser Aufregung und Begeisterung entgegengefiebert. Das war es gewesen, was mich so an ihr gefesselt hatte, ihre Neugier auf die Welt und alles, was sie zu bieten hatte. Doch in zwanzig Jahren kann eine Menge geschehen, und das meiste davon so unmerklich, dass es einem erst bewusst wird, wenn es zu spät ist.
    Manchmal frage ich mich, welche Eigenschaften und Faibles ich im Lauf der Jahre verloren und welche Angewohnheiten ich meiner Persönlichkeit hinzugefügt habe. Ich mag es, mich als den gleichen Menschen wie damals zu

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