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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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begriff er, dass sie in diesen Augenblicken ihre Affinitätsbindung zu ihrem Bruder Jante benutzte, damit er den Nachmittag genauso genießen konnte wie sie. Er war gespannt darauf zu sehen, ob der Besuch in einer neuen Phantasielandschaft resultierte.
    Laurus selbst amüsierte sich ebenfalls. Tropicana besaß keine einheimischen Landtiere. Die eine Bergkette, die über die Wasserlinie ragte, war zu klein, als dass sie eine komplexe Evolution unterstützt hätte. Stattdessen mussten die Kolonisten alle Tiere mitbringen, die sie um sich haben wollten. Hier im Zoo brüllten und fauchten exotische terrestrische und extraterrestrische Raubtiere.
    Torreya zog ihn zu einem der Eiskremstände, und er musste sich ein paar Münzen von einem seiner Enforcer borgen, um die Hörnchen zu bezahlen. Laurus trug nie Geld bei sich. Es war bis zu diesem Tag einfach niemals nötig gewesen. Eiskrem und ein endloser sonniger Nachmittag mit Torreya. Es war wie im Himmel.
     
    Laurus erwacht mitten in der Nacht, und sein Körper ist kalt wie Eis. Der Name ist ihm schließlich doch noch zu Bewusstsein gekommen. Eine seiner Frauen hat auf den Namen Nemesia gehört. Wie lange ist das her? Seine Erinnerung ist undeutlich. Er schielt zu Abelia, ein Kind mit dem Körper einer Frau, auf der Seite liegend und zusammengerollt, Strähnen dichten Haares über dem Gesicht. Im Schlaf sieht sie engelsgleich aus.
    Er schließt die Augen und stellt fest, dass er ihr Gesicht in der Schwärze nicht einmal skizzenhaft beschreiben könnte. In den vierzig Jahren seit dem Tod seiner Frau hat es Hunderte von Abelias Sorte gegeben, nur um Leben in sein Bett zu bringen. Benutzt und weggeworfen für jüngeres, frischeres Fleisch. Es ist ihm unmöglich, sich an eine von vielen zu erinnern. Und trotzdem, Nemesia muss etwas Besonderes gewesen sein, wenn diese zwar flüchtige, aber beharrliche Erinnerung so lange vorgehalten hat. Die Nemesia, an die Laurus denken muss, stand im schwachen, veränderlichen Sonnenlicht, während sie sich für ihn auszieht und der goldene Regen über ihre Haut leckte. Wie lange ist das her?
    Als Laurus noch eine Wesenheit aus reiner Energie war, war er nach Belieben durch den Kosmos gestreift und hatte seine Neugier über die astronomischen Schauspiele der Natur befriedigt. Er hatte doppelte Sonnenaufgänge auf verlassenen Welten beobachtet. Die Explosion von Quasaren. Er war durch das Ringsystem von Gasriesen geschwebt und hatte die Superriesen des galaktischen Zentrums erforscht. Er war ganz zu Beginn dort gewesen, als die Spiralwolken aus kosmischem Staub zu neuen Sonnen implodiert waren, hatte gesehen, wie sich aus den Überresten Planeten formten. Er war ganz am Ende dort, nachdem die Sonne ausgebrannt war und sich abkühlte, expandierte, und ihre Strahlung zuerst ins Bernsteinfarbene und dann ins Rote verblasste.
    Ein weißer winziger Funke entflammte im Zentrum und signalisierte die letzte, die endgültige Kontraktion. Der Kern aus Neutronium, der mit unersättlicher Gier und immer weiter zunehmender Geschwindigkeit Materie verschlang, während monströse Pulse aus Gammastrahlung freigesetzt wurden.
    Das Ende kam schnell, eine Implosion, die nur eine Stunde dauerte und jedes einzelne superheiße Ion fraß. Danach entstand der Ereignishorizont, der den ultimativen Kataklysmus vor jedem lebenden Auge verbarg.
    Laurus schwebte lange Zeit über der Null-Grenze, während er sich fragte, was jenseits lag. Das Tor in ein anderes Universum. Die Wahrheit.
    Er glitt davon.
     
    Torreya gesteht ihm, dass sie noch nie auf einem Boot draußen auf dem Inselmeer gewesen ist, also nimmt Laurus sie an Bord seiner prachtvollen Zweimaster-Segeljacht mit hinaus auf das glasklare Wasser des Hafenbeckens. Sie segeln um den eingestürzten Frachtlander in der Mitte des Beckens herum, ein riesiger konisch geformter Wiedereintrittskörper, dazu geschaffen, schwere Maschinen und Ausrüstungsteile für die allerersten Pioniere auf die Oberfläche zu bringen, bevor die Landebahn vor fast zwei Jahrhunderten errichtet worden war.
    Das Leitsystem des Landers war ausgefallen, und er war vom Kurs abgekommen. Die Fracht war geborgen worden, doch niemand hatte sich für den Rumpf interessiert. Heute ragt seine dunkle Titankonstruktion fünfzig Meter über die Wasseroberfläche hinaus, und die offenen Schleusenluken bieten Möwen und anderen Vögeln Zuflucht, die Menschen auf diese Welt mitgebracht haben. In der Nacht blinkt ein helles Leuchtfeuer oben an der Spitze

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