Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
ihrem Gesicht erkennen, als Ryker auf sie hinunterschießt. Handtellergroße Stahlklauen weit gespreizt. Sie beginnt zu rennen.
Laurus besucht Torreya in ihrem Zimmer, um zu sehen, wie sie sich einlebt. Im Verlauf der letzten vier Tage hat das Gästezimmer eine Metamorphose durchlaufen, dass man es nicht wieder erkennt. Holographische Poster bedecken die Wände, Fenster mit Ausblick auf den nordpolaren Kontinent Tropicanas. Überwältigende Gebirge aus Eis treiben durch das himmelblaue Wasser. Die Küstenlinie ist von tiefen Fjorden durchsetzt. Zeitlos und bezaubernd. Doch für Laurus sind diese Bilder blass im Vergleich zu den Phantasien in den Candyknospen.
Die neuen pastellfarbenen Möbel sind weich und flauschig. Glänzende teure Bücher voll belletristischer Mythologie aus seiner Bibliothek liegen überall auf dem Boden herum. Schön zu sehen, dass sie zur Abwechslung tatsächlich einmal gelesen und geschätzt werden. Jede flache Oberfläche ist zum Spielplatz eines verschmusten animierten Kuscheltiers geworden. Laurus schätzt, dass es mehr als dreißig sind. Ein verschrammter Hologrammwürfel steht auf dem Nachttisch neben dem Bett, darin ist eine lächelnde Frau zu sehen. Der Würfel sieht irgendwie fehl am Platz aus zwischen all der bewusst organischen Gemütlichkeit im Zimmer. Laurus erinnert sich vage, dass er ihn schon in dem alten Bürohaus gesehen hat.
Torreya klammert einen flauschigen Koala an ihre Brust und kichert, als das animierte Spielzeug seinen Kopf an ihr reibt und liebevoll schnurrt.
»Sind sie nicht wundervoll?«, fragte Torreya. »Jeder im Haus hat mir eins geschenkt. Sie haben auch Jante welche geschenkt. Ihr seid alle so nett zu uns.«
Laurus kann nur schwach lächeln, als er ihr den riesigen Panda reicht, den er mitgebracht hat. Das Kuscheltier ist fast so groß wie Torreya selbst. Sie stellt sich auf das Bett und küsst ihn, dann hüpft sie auf der Matratze, als der Panda sie umarmt, und gurrt vor Entzücken.
»Ich nenne ihn Sankt Peter«, erklärt sie. »Weil du ihn mir geschenkt hast. Und ich nehme ihn nachts mit ins Bett, dann bin ich in Sicherheit.«
Das feuchte Kitzeln an der Stelle, wo sie ihn geküsst hat, löst ein Gefühl von warmer Zufriedenheit aus.
»Zu schade, dass Camassia gehen musste«, sagt Torreya. »Ich mag sie gerne.«
»Ja. Aber ihre Familie braucht sie, um auf der Inselplantage zu helfen, jetzt, nachdem ihr Vetter geheiratet hat.«
»Darf ich sie besuchen gehen?«
»Vielleicht. Irgendwann.«
»Und Erigeron ist ebenfalls weg«, sagt sie mit bekümmertem Gesicht. »Er ist nett. Er hilft Jante immer, und er erzählt so lustige Geschichten.«
Der Gedanke, dass sein beinahe-psychopathischer Enforcer Märchen erzählen könnte, um die Kinder zu erfreuen, belustigt Laurus insgeheim nicht wenig. »Er wird in ein paar Tagen wieder zurück sein. Er ist nach Palmetto gefahren, um ein paar geschäftliche Dinge für mich zu erledigen.«
»Ich wusste gar nicht, dass er einer von deinen Managern war.«
»Erigeron ist äußerst vielseitig. Wer ist diese Frau?«, erkundigt er sich, um weiteren Fragen zuvorzukommen.
Torreyas Gesicht erstarrt von einem Augenblick zum anderen. Sie wirft einen schuldbewussten Blick auf den alten Holowürfel. Die Frau ist jung, Mitte zwanzig, sehr schön, und sie lächelt sehnsüchtig. Ihr Haar ist von einem hellen Rotblond, und es fällt bis über die Schultern.
»Meine Mutter. Sie ist gestorben, als sie Jante geboren hat.«
»Das tut mir Leid.« Doch die Frau ist definitiv Torreyas Mutter; er kann die gleichen Gesichtszüge erkennen, die gleichen grünen Augen, die gleiche Haarfarbe.
»Jeder daheim in Longthorpe, der sie gekannt hat, sagt, sie sei etwas Besonderes gewesen«, erzählt Torreya. »Eine wirkliche Lady, das war sie. Ihr Name war Nemesia.«
Nach dem Essen fuhren Laurus und Torreya in die Stadt hinunter und zum Zoo. Er hielt es für ein großes Vergnügen, wollte sie aufmuntern, nachdem Camassia so plötzlich abgereist war.
In all seinen hundertzwanzig Jahren hatte Laurus niemals Zeit gefunden, den Zoo zu besuchen. Doch es war ein vergnügter Nachmittag, und sie hielten Händchen, während sie über die belaubten Wege zwischen den Gehegen hindurch spazierten.
Torreya drückte sich immer wieder an die Gitter, lachte und deutete auf die verschiedenen Tiere, während sie einen Schwall von Fragen stellte. Oft kniff sie die Augen zusammen und konzentrierte sich angestrengt auf das, was sie gerade sah. Schließlich
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