Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
Tages«, ruft er laut. Der Gedanke, Jante neue Augen zu geben, ist ein Anathema. Der Junge könnte seine Phantasie verlieren.
Noch etwas, das er sorgfältig untersuchen muss. Torreya und Jante können kaum eine nicht enden wollende Anzahl von Phantasien hervorbringen, um die Candyknospen zu füllen, nachdem er erst mit der Massenproduktion begonnen hat. Obwohl sie in den drei Tagen, die sie nun auf seinem Anwesen sind, drei neue Phantasien erzeugt haben.
Sind es nur Kinder, die mit ihrer Lebensfreude und unbeschränkten Imagination das Universum mit ihren Phantasien versorgen können?
»Eines Tages, bald«, drängt Torreyas körperlose Stimme. »Jante liebt dieses Anwesen. Mit eigenen Augen und Beinen kann er selbst den ganzen Tag lang hindurchlaufen. Das ist das allerbeste Geschenk, das man haben kann. Es ist so wundervoll hier, besser als jedes alberne Candyknospenland. Die ganze Welt muss dich beneiden, Laurus.«
Er folgt ihrer Stimme durch einen Korridor aus Goldregensträuchern in voller Blüte. Sonnenlicht schimmert auf ihren Blütendolden und verleiht der Luft einen limonenfarbenen Glanz. Er biegt bei einer Ansammlung weißer Engelstrompeten um die Ecke. Torreya steht bei der Maschine, und selbst sie scheint an ihrem neuen Standort zu wachsen und zu gedeihen. Laurus kann sich nicht erinnern, dass ihre organischen Komponenten vorher so groß gewesen wären.
»Sobald wir können«, sagt er.
Torreya lächelt ihr unbändiges Lächeln und hält ihm eine frisch gepflückte Candyknospe hin. Es ist ihm unmöglich, der Wärme und dem Vertrauen in den glänzenden Augen zu widerstehen.
Der Stärling ist bereits achtzig Meter über dem Boden. Laurus meint, er müsse Eulenaugenimplantate besitzen, um mitten in der dunkelsten Nacht so sicher zu fliegen.
Ryker schießt nach unten, und Laurus spürt Federn, geschmeidiges Fleisch und zerbrechliche Knochen, gefangen in seinen Klauen. In seiner Raserei beißt er dem Stärling den Kopf ab. Die Candyknospe, die der kleine Vogel getragen hat, fällt zu Boden, und nicht einmal Ryker kann sehen, wo sie landet. Laurus gibt sich mit dem Wissen zufrieden, dass sie sich immer noch ein gutes Stück weit innerhalb des Verteidigungsperimeters seines Anwesens befinden. Sollte irgendein Tier versuchen, die Knospe zu bergen, werden die Hunde und Falken sich darum kümmern.
Er lässt den Leichnam des Stärlings fallen, um eine ungefähre Markierung zu haben, wo die Suche am nächsten Tag beginnen soll.
Jetzt legt sich der große Adler in eine scharfe Kurve und geht lautlos auf Kurs zurück zur Villa. Der Boden sieht aus wie eine Montage aus verschwommenen grauen Schatten, die Bäume sind pechschwarze Umrisse, leicht zu umgehen. Er kann keine individuellen Orientierungspunkte erkennen; die Geschwindigkeit lässt jedes Geländemerkmal verschwommen aussehen.
Er verflucht seine eigene Dummheit, diese Begleiterin jeder Eitelkeit. Er hätte es wissen, er hätte es voraussehen müssen. Der alte Laurus hätte es gewusst. Seit drei Tagen sind Torreya und Jante nun auf dem Anwesen, und schon sind Gerüchte über die Candyknospen im Umlauf. Programmierbare Neurophysin-Synthese ist einfach zu gewaltig, und es steht genug auf dem Spiel, um jeden Mittelklassespieler auf den Plan zu rufen. In diesem Krieg wird es keine Verbündeten geben.
Ryker rauscht über die letzte Reihe von Bäumen hinweg, und die Villa liegt genau vor ihm. Die erleuchteten Fenster sind blendend grell für die an Dunkelheit gewohnten Augen des Tieres. Camassia ist noch immer fünfzig Meter vom Seiteneingang entfernt. In ihrem Schritt liegt keine Eile, nicht die Spur von Verstohlenheit. Eine seiner Frauen auf einem Abendspaziergang. Niemand würde sie deswegen zur Rede stellen.
Sie ist ein eiskaltes Ding, erkennt er. Kochias Augen und Ohren seit achtzehn Monaten, und Laurus hat nicht die leiseste Ahnung gehabt. Nur die Candyknospen haben sie dazu gebracht, ihre Deckung aufzugeben und eine Übergabe an den Stärling zu riskieren.
Laurus glaubt, dass er immer noch eine Chance hat, seine dominante Stellung zu verteidigen. Kochia hat nur eine kleine Operation in Palmetto, klein und schwach. Wenn Laurus rasch handelt, kann er den Schaden vielleicht in Grenzen halten.
Er aktiviert den Datalink seines Kortikalchips. »Sie gehört mir«, sagt er seinen Enforcern. Aber er will, dass das Miststück es vorher noch erfährt.
Rykers Flügel erzeugen ein lautes Flap!, und Camassia wirbelt erschrocken herum. Er kann den Schock in
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