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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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und leitet die Schiffe sicher zum Hafen.
    Torreya beugt sich über die Bordwand und lässt die Hand im warmen Wasser baumeln. Ihr Gesicht ist verträumt und ganz und gar zufrieden. »Es ist einfach wundervoll«, seufzt sie. »Genau wie der Zoo gestern. Danke, Laurus.«
    »Ist mir ein Vergnügen.« Doch er ist geistesabwesend, verfolgt von einem sorgenvollen, verblassenden Gesicht und langen hellroten Haaren.
    Torreya runzelte die Stirn, als sie keine weitere Antwort erhält, doch dann dreht sie sich um und beobachtet die Segler und ihre Besatzungen, die auf den Decks durcheinander laufen. Ihre Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen.
    Laurus befiehlt dem Captain kehrtzumachen. Wenigstens Torreya hat den Ausflug genossen.
     
    Soweit es Torreya wusste, war der Genetiker nur ein Arzt, der ein paar Tests durchführen wollte. Er entnahm ihr eine Blutprobe und zog sich dann aus dem Sprechzimmer zurück. Sie wanderte umher, innerhalb weniger Minuten tödlich gelangweilt, weil es absolut überhaupt nichts Interessantes in diesem nüchternsten aller Räume gab. Ryker kratzte an seinen Gittern, überrascht von überströmender Erregung aus Laurus’ aufgewühltem Verstand.
    Laurus hatte Einsicht in die Daten seines Hausverwalters genommen, kaum dass sie vom Ausflug zurück gewesen waren. Sein Verdacht hatte sich bestätigt. Nemesia hatte vor elf Jahren auf seinem Anwesen gelebt.
    Jetzt saß er hinter dem Rosenholztisch in seinem hochlehnigen Ledersessel, unfähig, etwas zu unternehmen, so sehr setzte ihm das untätige Warten zu. Der Genetiker schien eine Ewigkeit zu brauchen, während die Analyseprogramme in seinem Sequenzer-Modul arbeiteten und er eulenhaft auf die vielfarbenen Diagramme starrte, die über den winzigen Holoschirm des kompakten Gerätes tanzten.
    Schließlich blickte der Mann auf, und Überraschung stand auf seinem gelassenen Gesicht. »Sie sind miteinander verwandt«, sagte er. »Und zwar in direkter Linie. Sie sind der Vater des Mädchens.«
    Torreya drehte sich vom Fenster zu den beiden Männern um, betäubt und verständnislos. Dann rannte sie in seine Arme, und Laurus musste sich mit dem vollkommen ungewohnten Gefühl eines kleinen Mädchens auseinandersetzen, das ihn verzweifelt und am ganzen Leib zitternd umklammerte. Es war ein Gefühlsaufruhr zu viel. Zum allerersten Mal weinte Torreya.
    Nach allem, was sie durchgemacht hatte. Die Mutter verloren, aufgewachsen in einem erbärmlichen Slum, das ständige Sich-kümmern-müssen um Jante. Sie hatte sich wundervoll geschlagen und niemals aufgegeben.
    Er wartete, bis ihr Schluchzen schwächer wurde, dann trocknete er ihre Tränen ab und küsste sie auf die Stirn. Sie blickten sich einen langen, herzergreifenden Moment in die Augen. Dann lächelte sie schließlich schüchtern zu ihm auf.
    Ihr Aussehen mochte von ihrer Mutter stammen, doch bei Gott, ihre Willenskraft und Entschlossenheit hatte sie von ihm.
     
    Torreya sitzt mit untergeschlagenen Beinen auf dem Bett und schenkt Laurus den Frühstückstee ein. Sie blickt zu ihm auf und wartet gespannt, ob er richtig ist.
    Also nippt er an seiner Tasse und sagt: »Genau richtig.« Und das ist er tatsächlich.
    Ihr spitzes Gesichtchen erhellt sich zu einem Lächeln, und sie nimmt einen Schluck aus dem eigenen Becher.
    Sein Sohn Iberis ist nie so offen gewesen, so voller Vertrauen. Er hat immer versucht, Laurus zu beeindrucken. Wie es ein guter Sohn eben macht, vermutet Laurus. Es sind eigenartige, ungewohnte Gedanken, die er denkt; zum ersten Mal kann er an Iberis zurückdenken, ohne dass der übliche eisige Schmerz und die Scham ihn durchzucken. Fünfundvierzig Jahre sind eine sehr lange Zeit zum Trauern.
    Jetzt rührt seine Scham nur aus seinen ursprünglichen Plan, Torreya zu verführen, ein schändlicher Gedankengang, den sein Unterbewusstsein bereits zu unterdrücken begonnen hat.
    Der einzige positive Gesichtspunkt seiner früheren Manipulationen ist die Tatsache, dass Torreya wirkliche Zuneigung zu Abelia entwickelt hat. Er wird Abelia bei sich behalten, eine Mischung aus Gespielin und Kindermädchen.
    Und jetzt wird er sich auch um die Heilung Jantes kümmern müssen, obwohl er sich noch immer sorgt, dass es die Phantasiewelten beeinträchtigen könnte, die der Knabe erträumt. Die Vorstellung, eine so überragende Quelle der Kreativität zu verlieren, ist ihm höchst unwillkommen. Vielleicht kann er die beiden überreden, eine ganze Serie von Candyknospen fertig zu stellen, bevor die Ärzte mit ihrer

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