Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
Angst«, sagte Torreya. »Ganz besonders nachts. Aber nach einer Weile gewöhnt man sich daran, und es ist nie jemand auf das Fabrikgelände gekommen.« Sie erzählt ihr Leben und lauscht Camassia und Abelia, die erfundene Geschichten von sich geben. Sie geben sich Mühe, Freundschaft mit dem kleinen Mädchen zu schließen.
»Du hast Glück, dass Laurus dich gefunden hat«, sagt Camassia. »Er wird sich um dich kümmern, und er weiß, wie man das meiste aus euren Candyknospen macht.«
Torreya liegt auf dem Bauch. Sie hat das Kinn in die Hände gestützt und lächelt verträumt, während sie einen Marienkäfer dabei beobachtet, wie er ganz dicht vor ihrem Gesicht an einem Grashalm hinaufklettert. »Ja, ich weiß«, sagt sie.
Abelia springt auf die Beine. »Oh, kommt, es ist so heiß!« Sie zieht sich die navyblaue Bluse über die Schultern und windet sich aus dem Rock. Laurus hat sie noch nie bei Tageslicht nackt gesehen. Er bewundert ihre braune Haut, golden wie reifer Weizen, die perfekt geformten Brüste und die starken Schenkel. »Kommt endlich!«, spottet sie über die beiden anderen und rennt zum Wasser.
Camassia folgt ihr augenblicklich, dann Torreya, völlig ungeniert.
Laurus würde seine Seele verkaufen für die Fähigkeit, diese Szene in einer Candyknospe zu speichern. Er möchte sie am liebsten für immer und ewig ausdehnen. Drei goldene Leiber rennen durch das hohe Gras, lachend und voller pulsierendem Leben. Die Schreie und Spritzer, als sie ins Wasser springen, lassen die Fische flüchten.
Das ist der Ort, an dem es geschehen wird, beschließt Laurus. Im Schatten des großen Magnolienbaums, mit weit gespreiztem Leib, ein Stern in der Hitze und Feuchtigkeit.
Er ist nicht sicher, ob er noch zwei Jahre abwarten kann.
Laurus hat sein Personal instruiert, die Maschine in den Wintergarten der Villa zu schaffen, wo sie durch dunkles Glas und große überhängende Farnwedel vor der abrasiven Kraft der Sonne geschützt ist. Die Klimaanlage surrt leise und hält eine konstante Temperatur aufrecht. Für die irdischen Pflanzen in den Kübeln und Kästen nähert sich der Frühling dem Ende. Die Narzissen verblühen allmählich, und stattdessen öffnen sich die ersten Fuchsienblüten.
Man hat zwei schlaffe olivgrüne Elefantenohrmembranen an einem Metallgestell über dem Samenbett aufgehängt, die durch Photosynthese die Nahrungsversorgung der Pflanze sicherstellen. Ein Schlauch, der mit den Bewässerungssystemen verbunden ist, versorgt sie mit ausreichend Wasser, bevor sie austrocknen kann.
»Schneit es hier drin?«, fragte Torreya.
»Nein«, erwiderte Laurus. »Es gibt manchmal künstlichen Frost, aber nur während der Wintermonate.«
Torreya spaziert vor ihm her, und ihr Kopf schwenkt von einer Seite zur anderen, während sie die neuen/alten Sträucher und Bäume entlang dem gemauerten Rand bewundert.
»Ich würde gerne ein paar Leute einen Blick auf eure Maschine werfen lassen«, sagte Laurus. »Würde es dir etwas ausmachen?«
»Nein«, antwortet sie leichthin. »Was ist das für ein Baum?«
»Eine Eiche. Sie wollen die Maschine für mich kopieren, und ich verkaufe die Candyknospen, die die neue Maschine produziert. Aber ich möchte, dass du und Jante hier bleibt. Ihr könnt eine ganze Menge Geld mit euren Phantasien verdienen.«
Sie biegt in eine Passage ein, die von dicht bewachsenen Beeten mit Alpenveilchen gesäumt wird. »Ich möchte auch gar nicht weg. Sie werden die Knolle aber nicht zerschneiden, oder?«
»Nein, gewiss nicht. Sie werden ein paar Zellen entnehmen, um die DNS zu gewinnen, damit wir verstehen lernen, wie sie funktioniert. Sie fangen in einer Woche oder so an.«
Und danach wartet auf ihn die Aufgabe, eine Produktion zu organisieren. Die Informationen auszuwählen, die er in den Knospen speichern möchte. Leute zu finden, die genauso geschickte Phantasien erträumen können wie Torreya und Jante. Die Etablierung interstellarer Märkte. Jahrzehnte der Arbeit. Und wozu das alles, letzten Endes? Plötzlich fühlt sich Laurus deprimierend alt.
»Sie ist wertvoll, nicht war, Laurus? Unsere Maschine, meine ich? Camassia sagt, sie wäre kostbar.«
»Damit hat sie durchaus recht.«
»Werden wir genügend Geld verdienen, um Jante neue Augen und Beine zu kaufen?«, fragt Torreya, und ihre Stimme echot von den Spalierwänden voller Kletterpflanzen.
Laurus hat sie außer Sicht verloren; sie ist nicht mehr bei den Alpenveilchen und auch nicht bei den Forsythienbeeten. »Eines
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